Hinrunden-Fazit SSV Jahn: Auf dem besten Weg zum Klassenerhalt
Jahn Regensburg hatte im Sommer nur ein Ziel ausgegeben: den Klassenerhalt. Davon haben sich die Oberpfälzer auch nach dem starken Saisonstart nicht abbringen lassen. Zur Pause stehen nun überragende 27 Punkte auf dem Konto des Aufsteigers, dem am Anfang kaum einer etwas zugetraut hatte. liga3-online.de analysiert, warum der SSV Jahn überraschte und die Liga halten wird.
Das lief gut: Die Offensive
Die Zahlen sprechen für sich: Mit 31 Toren hat Regensburg die beste Offensive der gesamten Liga. Mit Jann George und Marco Grüttner befinden sich gleich zwei Stürmer der Bayern mit je acht Treffern unter den Top-Ten der Torjägerliste, mit Erik Thommy (sechs Assists), Alexander Nandzik und Kolja Pusch (jeweils fünf) stehen zudem drei Jahn-Spieler unter den besten zehn Vorlagengebern. Und es hätten noch viel mehr sein können, wie SSV-Coach Heiko Herrlich bemängelt: "Wir spielen uns so viele Chancen heraus, wie kein anderes Team – aber sind manchmal zu wenig effizient.“ Vor allem zeichnet sich die Jahnelf auch dadurch aus, dass sie nicht ausrechenbar ist. Sowohl von den Flügeln (George, Thommy), vom Zentrum (Pusch), als auch zuletzt auch von der Sturmspitze (Grüttner) geht Gefahr aus. Im einen oder anderen Spiel hätte bei besserer Chancenverwertung auch der eine oder andere Punkt mehr drin sein können. Vielleicht sollte es aber auch mal reichen, mit nur einem Tor zu punkten, denn…
Das lief nicht gut: Die Defensive
… mit 29 Gegentoren gehören die Regensburger zu den Schießbuden der Liga. Nur Paderborn, Mainz II und Bremen II haben mehr Treffer kassiert. Das ist eindeutig zu viel! Offensiven gewinnen Spiele, Defensiven gewinnen Meisterschaften – zwei Euro ins Phrasenschwein, aber das stimmt einfach. Vor allem beim Jahn: Als Herrlich vor einem Jahr antrat, als das Ziel Aufstieg in Gefahr geriet, hatte das Team ebenso zu viele Tore kassiert. Daran arbeitete er – mit Erfolg. Es schlug seltener ein, ein wichtiger Baustein für die Rückkehr in die dritte Liga. Die Gegentreffer zu reduzieren, wird auch für Klassenerhalt wichtig sein. Dass es hinten bisher weniger dicht war, lag auch an der Verletzungsmisere der Ostbayern. Zwischendrin fielen alle fünf Innenverteidiger aus, mit Sven Kopp und Marvin Knoll machten zwei Mittelfeldspieler den Großteil der Spiele im defensiven Zentrum. Sie machten ihre Sache gut – einen Markus Palionis konnten sie aber eben nicht ersetzen.
Bewertung der Neuzugänge
Die wenigen Neuzugänge beim Jahn konnten im Grunde überzeugen. Mit Erik Thommy (Leihe vom FC Augsburg) gelang den Verantwortlichen ein richtiger Glücksgriff, auch Marco Grüttner (VfB Stuttgart II) ist enorm wichtig für das Team – und traf zuletzt auch. Mit seinen fünf Treffern in den letzten beiden Spielen ist er mittlerweile auch als Stürmer in der Domstadt angekommen. Auch Benedikt Saller kommt immer besser in Fahrt. Der Neuzugang von Mainz II kommt zwar immer noch nicht an die Startelf ran, zeigte zuletzt aber immer mehr, warum er schon 16 Mal in der Bundesliga zum Einsatz kam. Eine vernünftige Winter-Vorbereitung in der Mannschaft wird ihn weiter pushen. Leverkusen-Leihgabe Patrik Dzalto ist wie Thommy ein großes Talent, machte beim Jahn seine ersten Schritte im Herren-Fußball – und diese Umstellung merkte man ihm an. Er ließ schon aufblitzen, was er drauf hat, fiel im Laufe der Hinrunde dann leicht ab. Seit Oktober ist Dzalto nun verletzt.
Bester Spieler: Erik Thommy
Auf den technisch starken Flügelflitzer kann sich der SSV verlassen, wenn offensiv für Gefahr gesorgt werden soll. Der 22-Jährige kommt auf drei Tore und sechs Vorlagen in der Hinrunde – ist unumstrittener Stammspieler. Zwar tauchte er Mitte der Hinrunde etwas ab und spielte nicht mehr ganz so auffällig wie davor, ist aber trotzdem der vielleicht wichtigste Mann auf Seiten der Jahnelf. "Man merkt, dass er noch nie so regelmäßig gespielt hat, wie hier. Damit muss er erst lernen zurechtzukommen“, analysierte Herrlich dessen kurze Schwächephase. Aber selbst im müden Zustand kann der Jahn nicht ihn verzichten. Und ein fitter Erik Thommy ist in der 3. Liga sowieso unbezahlbar.
Enttäuschung der Hinrunde: Markus Ziereis
Der 24-jährige Stürmer wurde in der vergangenen Saison mit 19 Treffern Torschützenkönig der Regionalliga Bayern und war damit wichtige Säule der Aufstiegself, unangefochtener Stammspieler und Spieler der Saison. Doch in der 3. Liga kam Ziereis, zu Saisonbeginn noch dazu verletzt, bisher nicht zum Zug. Nur sieben Einwechslungen stehen zu Buche, kein Tor – der Aufstiegs-Torjäger ist nicht mehr gefragt. Trainer Heiko Herrlich, früher selbst erfolgreicher Stürmer, tut es persönlich leid: "Es sind Entscheidungen für die anderen Spieler, nicht gegen Markus“, begründete er die Entscheidung, Ziereis ab und zu in die zweite Mannschaft zu schicken (6 Spiele, 11 Tore), "ich habe ihm gesagt, dass ich Bauchschmerzen habe. Er hat einen großen Anteil am Aufstieg, haut sich in jedem Training rein. Das tut einem auch menschlich weh. Aber Marco Grüttner und Haris Hyseni sehe ich einen Tick vorne.“
Fazit
Der Kader des Aufsteigers kann mit den der anderen mithalten. Viele Fans in und um Regensburg prophezeiten dem Verein eine schwere Saison, stellten die Drittligatauglichkeit der Mannschaft in Frage – diese Befürchtungen können getrost ad acta gelegt werden. 27 Punkte, Platz elf, sieben Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge: Der SSV Jahn Regensburg hat eine starke Hinrunde gespielt, trotzte unglaublichem Verletzungspech und hat eine ausgezeichnete Grundlage, um den Klassenerhalt in der Rückrunde dingfest zu machen. Mehr noch: Der Jahn begeistert sein Publikum mit teilweise spektakulärem Fußball – bei keinem anderen Team fallen so viele Tore, im Schnitt klingelt es in einem Jahn-Spiel drei Mal.
Der Jahn ist das Sinnbild der 3. Liga. In dieser engen Liga kann jeder jeden schlagen – und so ist es auch beim Sport- und Schwimmverein. Hertha BSC wurde im Pokal ins Elfmeterschießen gezwungen, es gab Siege bei den Topteams in Osnabrück und Chemnitz, außerdem wurden Duisburg oder Magdeburg klar die Stirn geboten. Mit seinen wirklich starken Leistungen könnte Regensburg sogar ganz oben mitspielen – wäre da nicht die andere Seite der Medaille. Ja, Jahn Regensburg kann jeden schlagen, aber auch gegen jeden verlieren. Niederlagen bei den Kellerkindern Zwickau (0:4!), Mainz und Bremen holten die Mannschaft immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Ausblick und Prognose
Der Klassenerhalt wird kein Problem für den Aufsteiger sein. Die wohl noch benötigten 18 Punkte werden in der Rückrunde auf jeden Fall eingefahren. Es werden mindestens drei Teams hinter dem Jahn landen. Die Frage ist nur, wann die 45 Punkte stehen. Bleibt die Jahnelf weiter unkonstant in ihren Leistungen, wird sich das bis zum Ende der Spielzeit ziehen. Schafft sie es aber, ihre Qualität auch jedes Spiel auf den Platz zu bringen, kann relativ früh der Klassenerhalt gefeiert werden. Dann – und nur dann – können andere Ziele, wie etwa ein einstelliger Tabellenplatz, angegangen werden.
Ein absoluter Traum dürfte das Erreichen von Rang vier sein, der einen Startplatz im DFB-Pokal bringt, den der Jahn bei der Niederlage im Landespokal leichtfertig verspielt hat. Auch dafür wäre die Qualität in Regensburg zweifellos vorhanden, zumal Platz vier (derzeit Halle) nur drei Punkte weg ist – aber es müsste wirklich in allen 19 Spiele eine Top-Leistung abgerufen werden. Also das, was in der Hinrunde nicht gelang. Bevor der Klassenerhalt nicht eingefahren ist, muss sich in der Oberpfalz aber sowieso niemand damit beschäftigen. Kurz: Der Ligaerhalt ist das realistische Ziel, Platz vier ein nicht unmöglicher Traum. Die Zauberworte für die Rückrunde heißen defensive Stabilität und Konstanz.