Hinrunden-Fazit VfR Aalen: Die Minimalisten von der Ostalb

Der VfR Aalen hat eine Hinrunde ohne Sorgen auf dem achten Tabellenplatz abgeschlossen. Eine höchst beachtenswerte Leistung, blickt man auf die schwierigen Fahrwasser, in denen sich die Mannen von der Ostalb aktuell zurechtfinden müssen. liga3-online.de wirft einen Blick auf die ersten 19 Spiele im Lager der Schwarz-Weißen.

Das lief gut

Bis auf wenige Aussetzer die gesamte Hinrunde! Der VfR Aalen präsentierte sich mit einer simplen, aber effektiven Kontertaktik als ziemlich schwer zu bespielendes Fußball-Bollwerk, das sich in 19 Spielen nur dreimal geschlagen geben musste. Prunkstück ist die solide Abwehr um Neuverpflichtung Thomas Geyer und Kapitän Markus Schwabl, die im Schnitt nicht einmal einen Gegentreffer pro Spiel hinnehmen musste – auch der stets solide Keeper Daniel Bernhardt hat seinen Anteil an dieser Entwicklung. Gesondert hervorzuheben sind zudem die ersten zwölf Partien, nach denen der VfR – der ursprünglich mit dem Maximalziel Klassenerhalt gestartet war – es sich sogar noch in den Top 3 bequem gemacht hatte. Erst danach folgte ein leichter Abschwung, der aber auf einem immer noch äußerst respektablen achten Tabellenplatz sein Ende fand! Damit dürfte sich unter Einbeziehung des niedrigen Spieler-Etats wohl jeder rund um den VfR Aalen zufriedengeben.

Das lief schlecht

Einige wenige schwache Leistungen trüben das Bild – Leistungsaussetzer, von denen in der 3. Liga kaum ein Team verschont wird. Aalen hatte diese üblen Tage etwa bei der 0:1-Heimpleite gegen den FSV Zwickau, ein rabenschwarzer Tag. Auch während des 0:3 in Magdeburg ging für die Elf von Trainer Peter Vollmann überhaupt nichts, von Beginn an bewegte sich der heimische FCM auf die Siegerstraße zu. Überhaupt gilt: Liegt der VfR in Rückstand, dann konnte er bisher nur noch zwei Punkte holen. Das Gute daran: Der VfR lag auch erst fünf Mal hinten…

Schlimmer und weitaus unerklärlicher geraten die sinkenden Zuschauerzahlen. Wo sind die Anhänger des VfR hin? Über 30 Prozent weniger Besucher musste der klamme VfR verzeichnen – wichtige Einnahmen gehen den Baden-Württembergern verloren. Anhand der Ergebnisse sind die fallenden Werte nicht zu erklären: Nur eines der zehn Heimspiele ging verloren. Vielleicht ist die 3. Liga auf Dauer nicht attraktiv genug. Das wäre für Aalen fast ein Todesurteil, denn mit den vorhandenen Mitteln lässt sich ein Angriff auf höhere Ziele aktuell nicht realisieren.

Bewertung der Neuzugänge

Der größte Glücksgriff gelang dem VfR Aalen mit Innenverteidiger Thomas Geyer, der sofort eine Führungsrolle annahm und aus der Startelf seitdem nicht mehr wegzudenken ist. Auch Eigengewächs Sebastian Vasiliadis überraschte positiv und ist vermehrt von Beginn an auf dem Rasen vorzufinden. Der dritte regelmäßig spielende und an Konstanz zulegende Neue ist Rico Preißinger vom 1. FC Nürnberg II. Andere wiederum überzeugten weniger – so etwa Flügelspieler Oguzhan Kefkir, der seinen Vertrag nach nur sechs Monaten kürzlich wieder auflöste. Auch Yannick Deichmann, Torge Paetow und Daniel Stanese kamen im Verlauf der Saison noch nicht wie gewünscht zum Zug. Ersatzkeeper Raif Husic hatte den wohl unangenehmsten Job: 19 Ligaspiele lang hielt er die Bank warm, weil Stammkraft Bernhardt sich kaum Patzer leistete. Im einzigen Einsatz im Landespokal hagelte es für Husic dann sogleich fünf (!) Gegentreffer im Vergleich mit einem unterklassigen Gegner. Seine Aussichten auf weitere Einsätze sind gering.

Der beste Spieler: Matthias Morys

Auch wenn der Abwehrverbund noch so sehr als Kollektiv überzeugt, braucht es den einen Kicker, der vorne hin und wieder die Tore macht. Matthias Morys hat sich als pfeilschneller Konterspieler nahezu perfekt in das VfR-System unter Trainer Vollmann eingefügt und zahlt das Vertrauen mit bisher fünf Treffern und drei Vorlagen zurück. Geschmälert wird der enorm wichtige Stellenwert, den Morys für den Klub besitzt, nur durch teils überflüssige Schauspiel-Einlagen, die der veranlagte 29-Jährige überhaupt nicht nötig hat.

Der schwächste Spieler: Oguzhan Kefkir

Die Beziehung zwischen dem VfR Aalen und Oguzhan Kefkir passte einfach nicht. Als Hoffnung für den Offensivbereich gekommen, kam Kefkir nur auf 334 Spielminuten und eine Torvorlage in sieben Einsätzen. Zum Ende der Hinrunde hin stand Kefkir überhaupt nicht mehr im Kader – nun ist die Trennung perfekt. Ein logischer Schritt und wichtig, um für potenzielle Neuzugänge neue finanzielle Mittel aufbringen zu können.

Fazit

Der VfR Aalen hat die Hinrunde deutlich über den eigenen Erwartungen absolviert und bereits 28 Punkte eingefahren – rund zwei Drittel der Zähler, die im Normalfall zum Klassenerhalt reichen sollten. Zu verdanken hat der VfR das einem Vorteil, der aus dem kleinen Spielerkader entwachsen ist: Die Schwarz-Weißen hängen eng aneinander und funktionieren als Team, können so individuelle Nachteile gegen starke Gegner kompensieren. Klar ist aber auch: Der Spielraum bleibt minimal, und gerade in den Wintermonaten besteht auf gefrorenen oder matschigen Böden ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Ausfälle von mehreren Stammkräften kann Aalen jedoch kaum verkraften, Nachverpflichtungen sind nur in dem Maße möglich, in dem es der Etat zulässt. Die Vollmann-Elf wandert auf einem ganz schmalen Grat.

Prognose & Ausblick

Durch die hervorragende Vorarbeit in der Hinrunde ist das Ziel Klassenerhalt in greifbare Nähe gerückt. Startet der VfR solide aus den Startlöchern, kann die 40 Punkte-Marke bereits im März geknackt und die Mission Drittliga-Verbleib zum Selbstläufer werden. Aber auch das hat uns die 3. Liga in den letzten Spielzeiten gelehrt: Der Blick nach unten sollte stets gewahrt werden. Durch ist der VfR noch nicht – aber auf einem ziemlich guten Weg. Realistisch ist in dieser Spielzeit eine Platzierung zwischen dem elften und dem 14. Platz sowie das frühzeitige Sichern der Klasse – damit könnte Aalen die neue Saison bedeutend früher planen als noch ein Jahr zuvor.

 

   

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