Hinrundenfazit SCP: Spielerische Stagnation nach toller Serie

Turbulente Wochen liegen hinter den Adlerträgern aus Münster. Zwar beendeten sie das Fußballjahr 2015 auf einem ordentlichen 6. Tabellenrang, mussten aber aufgrund der anhaltenden Negativserie am letzten Spieltag dieses Jahres ihren Trainer Ralf Loose beurlauben. Im Sommer noch ohne konkretes Saisonziel – Umbruch, Neuanfang oder doch Übergangssaison – blieb der SCP nach einem Zwischenhoch (2. Tabellenplatz) sechs Partien in Serie ohne Sieg. Auch deshalb fällt die Halbjahresbilanz eher ernüchternd aus. Im Folgenden nimmt liga3-online.de die Hinrunde des SC Preußen Münster genauer unter die Lupe.

Das lief gut

Der September – eine schöne Momentaufnahme! Vom sechsten bis zum elften Spieltag holten die Preußen aus sechs Partien 16 von 18 möglichen Punkten. Eine tolle Serie, die den SCP auf den zweiten Tabellenplatz katapultierte, den sie bis Mitte November auch nicht mehr hergaben (Ausnahme 14. Spieltag). Gerade in dieser Zeit war auf die Defensive der Preußen stets Verlass. Auch sie bleibt mit acht Gegentreffern in zehn Spielen in guter Erinnerung, machte jedoch zuletzt mit einigen Patzern, die zu Gegentoren oder zumindest zu gefährlichen Szenen führten, dieses Highlight wieder wett.

Das lief nicht gut

Der guten Serie im September stehen die darauffolgenden Partien gegenüber. Zwei Punkte aus sechs Partien bei einer Tordifferenz von 2:9. Emotionslose und langweilige Spiele spülten das Stadion an der Hammer Straße leer. Die Fans blieben ihrem Team fern. Die vor Saisonbeginn eingeplanten Zuschauereinnahmen fehlten. Dies sorgte für Lücken in der Saison- und Kaderplanung. Die Negativserie fand ihren Höhepunkt in der Beurlaubung des Cheftrainers Ralf Loose, dem die fußballerische Magerkost seines Teams zum Verhängnis wurde.

Bewertung der Neuzugänge

Einen großen Umbruch gab es bei den Preußen im Sommer, die über Jahre hinweg stets die älteste Mannschaft der Liga stellten. Gleich vierzehn Spieler hatten die Verantwortlichen verabschiedet; dem gegenüber standen zum Saisonbeginn zwölf Neuzugänge. Auch Cheftrainer Loose betonte immer wieder, „dass man Geduld mit dem neuformierten Team haben müsse.“ Wertvollster Spieler unter den Neuzugängen ist Schlussmann Niklas Lomb, der von Bayer 04 Leverkusen ausgeliehen wurde. Er ist die unangefochtene Nummer eins und rettete mit seinen Paraden den Preußen schon so manchen Punkt. Weiterhin konnten vor allem Linksverteidiger Felix Müller, Rechtsverteidiger Björn Kopplin und Mittelfeldspezialist Benjamin Schwarz überzeugen. Vom Franzosen Charles Elie Laprevotte werden in Zukunft noch mehr Konstanz und Impulse nach vorne erwartet. Dass er eine Alternative im Mittelfeld sein könnte, wenn denn mal Not am Mann war, zeigte phasenweise Danilo Wiebe. Eher schwach und ohne wirkliche Lichtblicke blieben Stephane Tritz und der ausgeliehene Chris Phillips, ebenso wie Angreifer Cihan Özkara, der sich mit der Rolle des Jokers zufriedengeben musste. Stürmer Jesse Weißenfels bleibt aufgrund seiner langen Verletzungszeit unbewertet.

Bester Spieler

Er war und ist der Eckpfeiler der Preußen und eine sichere Bank im Tor: Niklas Lomb. Der 22-Jährige Keeper bestach vor allem durch seine Ruhe und tollen Reflexen. So rettete er zum Beispiel gegen Chemnitz mit zwei tollen Paraden den Auswärtssieg, gegen den Spitzenreiter aus Dresden war er der Garant für den Punktgewinn. Die Ausleihe des Schlussmanns endet im Sommer 2016. Der SCP wäre gut beraten, den Kölner langfristig an sich zu binden.

Größte Enttäuschung

Mit der Erfahrung aus der türkischen Süperlig ins Münsterland gewechselt, konnte Offensivmann Cihan Özkara sich zu keiner Zeit empfehlen. Er sollte das Sturmproblem der Preußen lösen, saß aber meist auf der Bank und wurde spät eingewechselt. Erst am 20. Spieltag (1:3-Niederlage gegen Aspach) beendete er die lange Torflaute seines Teams (480 Minuten) und feierte gleichzeitig sein Premierentor. Möglicherweise verhilft ihm der Trainerwechsel zu neuen Einsatzmöglichkeiten.

Fazit

Am Ende stimmte das Gesamtpaket einfach nicht mehr. Die Preußen im Dezember 2015 auf Platz sechs abgerutscht und schließlich auch noch trainerlos. Einem mäßigen Saisonstart stand eine tolle Serie von zehn Partien ohne Niederlage gegenüber, die die Erwartungen der Fans enorm hochschraubte. Mit der Partie in Magdeburg Anfang November (0:3) ging es dann abwärts. Das erneute Scheitern im Westfalenpokal gegen den Regionalligisten aus Lotte und die damit verpasste Teilnahme am lukrativen DFB-Pokal war ein wiederholter Negativpunkt – wie schon in der Vorsaison. Die Abwärtsspirale war nicht mehr aufzuhalten, die Angst weiter abzurutschen laut Präsident Georg Krimphove zu groß. Der spielerische Stillstand in Verbindung mit dem sportlichen Rückschritt machten dem SCP zum Jahresende so sehr zu schaffen, dass nur noch der obligatorische Trainerwechsel in Frage kam.

Ausblick

Mit der Verpflichtung von Horst Steffen am Heiligabend setzten die Verantwortlichen des SCP ein Zeichen. „Er ist die 1a-Lösung“, so Krimphove nach der Bekanntgabe. Steffen gilt als Hoffnungs- und Sympathieträger und soll die Preußen möglichst schnell wieder aus der Krise führen. Der 46-Jährige, der seinem neuen Team keinesfalls die Qualität abspricht, „schließlich hat man zwischendurch zehnmal nicht verloren“, möchte neue Reizpunkte setzen. Er gilt als Verfechter des modernen Fußballs mit viel Ballbesitz und offensivem Denken. Fakt ist, dass es für einige Profis unter Steffen eine neue Chance geben wird. Ausreden kann und darf es jetzt keine mehr geben. Die Spieler sind nach der Winterpause in der Pflicht, es auf dem Rasen zu richten.

 

   

Das könnte Sie auch interessieren

Auch interessant

Back to top button