"Mir fehlen die Worte": Historisches HFC-Debakel in Dresden

Was für ein Debakel für den Halleschen FC! Mit 1:7 gingen die Saalestädter am Samstag in Dresden unter und sind nun seit sechs Spielen sieglos. Es war eine historische Pleite, die Interimstrainer Jens Kiefer mit entsprechend deutlichen Worten kommentierte. Doch desolat war der Auftritt trotz des klaren Endstands keinesfalls.

"Wie eine Jugendmannschaft"

Er musste erstmal tief durchatmen und einen kurzen Moment überlegen. Als Jens Kiefer auf der Pressekonferenz seine Analyse zum Spiel abgeben sollte, wusste der 48-Jährige zunächst nicht, was er sagen sollte. "Mir fehlen die Worte", offenbarte Halles Interimscoach. Schließlich war es die höchste Pleite in der Drittliga-Historie des Halleschen FC. Und nur zweimal in der kompletten Vereinsgeschichte unterlag Halle noch höher als jetzt in Dresden. Bereits zur Pause stand es 0:3, im zweiten Durchgang kamen noch vier weitere Gegentreffer hinzu. Für Halle traf nur Tom Zimmerschied (49.). "Da gibt es nichts drumherum zu reden, es ist super bitter für uns."

Vor allem die letzten beiden Gegentore (90. / 90.+2) regten Kiefer auf: "Das ärgert mich fast am meisten, denn das macht den Eindruck, als hätten wir aufgegeben, was aber nicht der Fall war." Angesichts des Spielstands "hätten wir einfach Zeit von der Uhr nehmen müssen", monierte Kiefer im "MagentaSport"-Interview. "Stattdessen habe seine Team "wie eine Jugendmannschaft" gespielt: "Immer weiter, weiter, weiter. "Das ist zwar löblich, aber in so einer Situation absolut fehl am Platz."

Dass Kiefer sich darüber so aufregte, hing auch damit zusammen, dass der HFC – man mag es angesichts des Endstands nicht unbedingt glauben – eigentlich gut im Spiel und keineswegs sechs Tore schlechter war. Das sah auch Kiefer so: "Es hört sich bestimmt total blöd an, und jeder denkt, der hat einen an der Waffel. Aber es war ein mutiger Auftritt. Wir verlieren ein Spiel 1:7, das absolut nicht 1:7 war. Gefühlt ging jeder Schuss rein."

Zweifaches Schiri-Pech

Außerdem hatte Halle gleich in zwei Situationen Pech bei Schiedsrichter-Entscheidungen. Die erste Szene ereignete sich in der 13. Minute, als Dominik Steczyk im Dynamo-Strafraum von Jens Knipping am Bein getroffen wurde und zu Boden ging. Auf den Punkt zeigte Schiedsrichter Mitja Stegemann jedoch nicht, was überaus ärgerlich für Halle war, denn zu diesem Zeitpunkt stand es erst 0:1, sodass die Partie hätte kippen können. "Ich hatte direkt das Gefühl, dass es ein klarer Elfmeter war", sagte Kiefer, wollte sich angesichts des klaren Endstands aber nicht allzu sehr damit beschäftigen.

Noch deutlicher war die zweite Szene, die aus der 55. Minute datiert. Nach einer Flanke von Stefan Kutschke traf Ahmet Arslan zum 4:1, stand allerdings deutlich im Abseits, sodass der Treffer nicht hätte zählen dürfen. "Das ist ein klares Abseits, und das muss der Linienrichter auch sehen", räumte selbst Arslan ein. "Es ist natürlich bitter jetzt für Halle, das tut mir Leid." Zuspruch gab es auch aus dem Gästeblock. Während die Dynamo-Anhänger spotteten "4. Liga, Halle ist dabei", empfingen die 2.000 mitgereisten HFC-Fans das Team trotz des Debakels mit Applaus. "Wie uns die Fans unterstützt und uns nach Spielende Mut zugesprochen haben, finde ich sensationell", sprach Kiefer den Anhängern ein Lob aus.

"… dann hast du es auch nicht verdient"

Auf den 48-Jährigen warte nun die "superschwierige" Aufgabe, die Mannschaft wieder aufzubauen. "Die Jungs sind komplett niedergeschlagen", berichtete Kiefer. Immerhin: "Mein Eindruck ist, dass viele Spieler klar im Kopf sind. Das ist positiv. Aber wenn wir es nicht schaffen, unsere individuellen Fehler und Ballverluste abzustellen und vorne aus unseren vielen Chancen – wir hatten vier bis fünf Hundertprozentige – nichts machen, dann hast du es auch nicht verdient."

Nach nur einem Punkt aus den letzten sechs Partien bleibt der HFC als Vorletzter mit schon drei Zählern Rückstand auf das rettende Ufer weiter ganz tief im Abstiegskampf stecken. Und einfacher werden die Aufgaben nicht, gastiert am kommenden Samstag mit Freiburg II doch der Tabellendritte in Halle. Ob dann schon der neue Trainer auf der Bank sitzen wird?

   

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