Hollerbach im Interview: "Wollen uns in der Liga etablieren"
Einst war er als knallharter Verteidiger in der ganzen Bundesliga gefürchtet. Später war er der Mann an der Seite von Felix Magath in Wolfsburg und auf Schalke. Im Sommer 2014 kehrte Bernd Hollerbach zurück zu seinen Anfängen. Als junger Spieler gelang ihm, vom Oberligist Würzburger Kickers aus, der Sprung in den Profifußball zum FC St. Pauli. Heute ist der 45-jährige Trainer seines Heimatvereins. Und wie das moderne Fußballmärchen es möchte, führte „Holler“ den Verein aus Unterfranken innerhalb nur eines Jahres zurück in den bezahlten Fußball. Im Interview mit liga3-online.de spricht Hollerbach über den Aufstieg, die Saisonvorbereitung und er erklärt, ob sich die Spielweise seines Teams in der 3. Liga ändern wird.
liga3-online.de: Herr Hollerbach, der Start der Drittliga-Saison 2015/16 steht kurz bevor. Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung?
Bernd Hollerbach: Die Vorbereitung ist gut gelaufen. Wir haben jetzt mit Thomik, Fennell und Benatelli noch drei Spieler verpflichtet, die etwas später dazugekommen sind. Da muss ich schauen wie ich die drei schnell integriere. So etwas ist nicht einfach, aber das sind Profis, die kommen nicht unvorbereitet. Von daher hoffe ich, dass ich die Jungs schnell auf ein gutes körperliches Niveau bringen kann. Spielen können die sowieso.
Die Aufstiegsmannschaft wurde mittlerweile mit zehn Neuzugängen verstärkt. Was erwarten Sie sich von ihrem neuen Kader?
Es ist immer schwer einzuschätzen, wer am Ende wie viel Prozent Anteil am Erfolg haben wird. Jeder muss sich und seine persönlichen Stärken in die Mannschaft einbringen. Wir haben kreative Spieler, wir haben Fighter – ich bin überzeugt wir haben da eine gute Mischung. Auch was die Struktur betrifft – wir haben junge, mittlere und ältere Spieler. Wir sind ganz gut aufgestellt und jeder wird seine Aufgabe im Team erfüllen.
Die Stammelf der Aufstiegssaison blieb zusammen, trotzdem muss nahezu jeder um seinen Platz in der Anfangself fürchten. Ein breiter Kader heißt auch, dass der Trainer sich am Spieltag auch gegen verdiente Spieler entscheiden muss?
Das ist allgemein keine leichte Entscheidung. Das war letztes Jahr auch schon so, dass viele Neue da waren. Damals hatten wir dieselbe Problematik und letztlich haben es diejenigen, die reingekommen sind, immer toll gemacht. Bei mir geht es immer um Leistung. Jeder kann sich im Training empfehlen und mir das Leben schwer machen.
Mit Rico Benatelli bekamen Sie sogar Ihren Wunschspieler. Wie musste der Cheftrainer Bernd Hollerbach argumentieren, um einen 23-jährigen mit über 50 Zweitligaeinsätzen zu einem Drittligaaufsteiger zu lotsen?
Mit Spielern, die ich haben will, unterhalte ich mich. Ich erzähle ihnen dann von unserem Projekt, was ich mit ihnen vorhabe und was ich verlange. Wir haben schnell eine gemeinsame Wellenlänge gefunden. Seinen Vater kenne ich noch aus Wolfsburg, der dort als Scout arbeitet. Die Gespräche waren von Anfang an gut und ich bin glücklich, dass er sich für uns entschieden hat. Rico ist erst vor wenigen Tagen zu uns gekommen, da darf man nicht gleich Wunderdinge von ihm erwarten. Er ist gut, wird noch besser, aber dem Jungen muss man auch etwas Zeit geben!
Sind die Transferaktivitäten der Kickers mit der Benatelli-Verpflichtung abgeschlossen?
Das Grobe steht erst einmal, aber wir gucken uns natürlich immer um. Wir haben jetzt einen Kader, mit dem wir in die nächsten Wochen gehen können und in der 3. Liga konkurrenzfähig sind.
In der Regionalliga hattet Ihr jedes Wochenende die Favoritenrolle inne. Das wird sich in der neuen Spielklasse ändern – ändert sich dadurch auch die Spielweise Ihrer Mannschaft?
Letztes Jahr haben wir anfangs davon profitiert, dass wir etwas unterschätzt wurden. Nach den ersten hohen Siegen hat uns dann jeder ernst genommen. Dadurch wurde es für uns natürlich schwieriger – jeder wollte den Tabellenführer schlagen. Aber auch damit sind wir gut umgegangen. Ich hoffe, dass wir auch in der 3. Liga als Neuling mehr Räume bekommen. Die Aufsteiger hatten es in den letzten Jahren immer schwer. Normalerweise spielt man da von Beginn an ums Überleben. Wir hätten nichts dagegen, wenn die Gegner uns dieses Jahr auch wieder etwas unterschätzen.
Zum Auftakt warten gleich drei schwere Brocken auf ihr Team..
Absolut. Unsere ersten drei Gegner gehören alle zum Favoritenkreis. Wehen Wiesbaden versucht ja schon seit Jahren nach oben zu kommen, Dynamo Dresden ist vielleicht der Topfavorit und Preußen Münster will wohl auch nach oben. Die 3. Liga ist eine sehr ausgeglichene Liga. Der Start hat es in sich – keine Frage!
Das anvisierte Ziel wurde anstatt nach drei Jahren, nach nur einem erreicht. Wo stehen die Kickers denn nun in drei Jahren?
Das weiß ich nicht. Wir haben das jetzt schneller geschafft, als alle geglaubt haben. Das war eine enorme Leistung von Mannschaft und Umfeld. Jetzt müssen wir erst einmal zusehen, dass wir uns in der Liga etablieren und dann Schritt für Schritt nach vorne kommen.
Einen Aufstieg haben Sie den Kickers ja schon beschert…
Der Aufstieg war nicht allein mein Erfolg. Das war der Erfolg der ganzen Region! Unsere Fans standen immer wie ein zwölfter Mann hinter uns. Das war unglaublich! Ich hoffe dass die Unterstützung weiter geht, damit wir den nächsten Schritt machen können.