Holstein Kiel setzt auf frische Kräfte und will nach oben
Frischer Wind an der Förde: Holstein Kiel geht mit acht Neuzugängen in die Saison 2016/17. Die Störche haben ihren Kader so gründlich umgebaut wie seit dem letzten Abstieg aus der Dritten Liga im Jahr 2010 nicht mehr. Und sie haben viel vor – am Ende soll ein Platz im oberen Tabellendrittel herausspringen.
Peitz soll Führungsspieler werden
Mit Dominic Peitz befindet sich ein echter Hochkaräter unter den Neuzugängen. Der defensive Mittelfeldspieler kommt vom Karlsruher SC und blickt auf die Erfahrung aus 176 Zweitligaspielen zurück. Der 31-Jährige erhält an der Ostsee einen Drei-Jahres-Vertrag. Die lange Laufzeit dürfte ein Hauptargument für den Wechsel des 1,96-Meter-Hühnen nach Kiel gewesen sein – auch Zweitligisten hatten um seine Dienste geworben. Peitz gilt als absoluter Führungsspieler und soll mit diesen Fähigkeiten die Lücke füllen, die mit dem Weggang des Ex-Kapitäns Rafael Kazior im Sommer 2015 entstanden ist.
Drexler und Harder für die Offensive
Ein weiteres Manko der KSV im abgelaufenen Spieljahr war die mangelhafte Chancenverwertung. Hier sollen Dominick Drexler und Tammo Harder Abhilfe schaffen. Drexler kommt vom Ligakonkurrenten VfR Aalen und gilt als technisch versiert und abschlussstark. Harder hat die Holstein-Verantwortlichen mit seinen Toren für die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund überzeugt. Der ehemalige U20-Nationalspieler hat mit 1,74 Meter zwar kein Gardemaß, gilt aber dennoch als schlauer und durchsetzungsstarker Strafraumstürmer. Ein weiteres neues Gesicht im Holstein-Sturm ist Miguel Fernandes. Der 19-Jährige wurde im KSV-Jugendleistungszentrum ausgebildet und erhält nun einen Zwei-Jahres-Vertrag. Holstein zieht regelmäßig A-Jugendliche aus der eigenen Talentschmiede in den Ligakader hoch. Allerdings konnten sich in der Vergangenheit nur wenige von ihnen durchsetzen.
Dürholtz erstzt Kegel
Im zentralen, offensiven Mittelfeld setzen die Störche auf Luca Dürholtz. Der ehemalige Dresdener und Leverkusener ersetzt dem bisherigen Kieler Spielmacher Maik Kegel, der keinen neuen Vertrag erhielt und nun für Fortuna Köln aufläuft. Ein Mittelfeldakteur mit Drang nach vorne ist auch Alexander Bieler. Der 23-Jährige spielte zuletzt für den SV Sandhausen, war in der zweiten Liga jedoch zuletzt hauptsächlich Ergänzungsspieler. Ein Mann für die rechte Außenbahn ist Kingsley Schindler. Der gebürtige Hamburger kehrt nach einem Gastspiel bei der Reserve der TSG Hoffenheim in den Norden zurück. Schindler gilt als Back-up für den Kieler „Fußballgott“, Rechtsverteidiger Patrick Herrmann. Ob der Deutsch-Ghanaer den Stammplatz des Dauerbrenners Herrmann gefährden kann, bleibt abzuwarten. Als bis dato letzter Neuzugang kam Innenverteidiger Niklas Hohenender vom SC Paderborn. Der 29-Jährige soll die Kieler Innenverteidigung stabilisieren, die zuletzt zwischen betonhart und windelweich schwankte.
Quasi-Neuzugänge Kronholm und Salem
Zu den acht Neuen im Kieler Kader kommen drei Spieler, die vor einem Neustart stehen. Das gilt vor allem für die Torwartposition. Der etatmäßige Stammkeeper Kenneth Kronholm hatte sich im Sommer 2015 das Kreuzband gerissen und kehrt nun nach einjähriger Verletzungspause zurück zwischen die Pfosten. Dort steht ihm ein Konkurrenzkampf mit Robin Zentner bevor. Der 21-Jährige steht bei Mainz 05 unter Vertrag, Holstein hatte ihn in der vergangenen Saison als Kronholm-Ersatz ausgeliehen. Im Sommer schien sein Gastspiel an der Förde beendet – doch die beiden Vereine einigten sich darauf, das Leihgeschäft um ein weiteres Jahr zu verlängern. Zentner hatte in der Schlussphase der Saison zum Teil herausragende Leistungen gezeigt. Wer von den beiden am ersten Spieltag Ende Juli das Kieler Tor hüten wird, dürfte bis zuletzt offen bleiben. Und schließlich ist auch Milad Salem ein Quasi-Neuzugang. Der afghanische Nationalspieler ist zwar ebenfalls schon seit einem Jahr in Kiel, kam aber wegen eines gerissenen Kreuzbandes kaum zu Einsätzen. Nun will er durchstarten.
Stärken und Schwächen im Kader
Stärken: Holstein hat an seinen Schwächen in Abwehr und Angriff gearbeitet und geht mit einem qualitativ hochwertigen und ausgeglichenen Kader in die Saison. Die meisten Positionen sind doppelt gut besetzt. Mit Peitz und Hoheneder hat die KSV zudem zwei Akteure auf dem Platz, die auch eine Spielklasse höher Stammkräfte wären. Insofern scheint der Anspruch der sportlichen Leitung, oben mitspielen zu wollen, nicht unberechtigt.
Schwächen: Aus den vielen Neuen und den verbliebenen „Alten“ muss Trainer Karsten Neitzel zunächst einmal eine Einheit schmieden. Der Kader ist mit nur 21 Feldspielern zwar qualitativ hochwertig, aber auch dünn besetzt – eine Verletzungsserie wie im vergangenen Spieljahr könnte einiges durcheinander wirbeln. Ob Holstein den zuletzt heftig vermissten „Knipser“ vor dem gegnerischen Tor gefunden hat, muss sich erst zeigen.