Hygienekonzept für Stadt Münster "nicht umzusetzen"
Schon am Samstag äußerte die Stadt Münster "grundsätzliche Bedenken", was eine Fortsetzung der Saison angeht. Ein Ortstermin bekräftigte diese Ansicht nun – vor allem mit Blick auf das Hygienekonzept.
"Große Bedenken"
51 Seiten umfasst das Hygienekonzept von DFB und DFL, das auch in der 3. Liga zur Anwendung kommen soll. Viele Klubs stellt das umfangreiche Konzept allerdings vor Probleme – gerade mit Blick auf die notwendige Infrastruktur. Auch die Stadt Münster äußert Bedenken. Vor allem im Innenbereich seien die Vorgaben der Task-Force "nicht umzusetzen", lautet das Fazit nach einer Stadionbegehung. Denn anders als viele Erst- und Zweitligisten verfüge der SC Preußen Münster nicht über Ausweichflächen, sodass die Einhaltung von Abstandsregeln und Hygienestandards kaum zu garantieren sei, gibt die Stadt zu Bedenken. Insbesondere die Mannschaftsbereiche, in denen sich an einem Spieltag auf engstem Raum bis zu 30 Personen aufhalten müssen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Mannschaft zu sichern, sorgen für "große Bedenken". Außerdem würden auf den Verein "sehr große Aufwendungen" zukommen, etwa um das "an sich leicht zugängliche Stadiongelände zu sichern, um einen hauptamtlichen approbierten Arzt als Hygienebeauftragten einzustellen, der den Trainings- und Spielbetrieb überwacht oder um sich vor der Wiederaufnahme des Spielbetriebes in ein siebentägiges Trainingslager zu begeben".
Für SCP-Präsident Christoph Strässer bleiben "nach wie vor (…) viele Fragen seitens des DFB unbeantwortet, wie ein Verein wie Preußen Münster als Drittligist mit bescheidenen Mitteln und sehr beschränkten örtlichen Gegebenheiten die Anforderungen eines DFL-Konzeptes erfüllen kann". Darüber hinaus verweist Strässer auf die zehn positiven Corona-Fälle in beiden Bundesligen. Das zeige, dass das Corona-Virus auch vor der 1. und 2. Bundesliga keinen Halt mache. "Innerhalb kürzester Zeit wurden zehn positive Corona-Fälle diagnostiziert, ohne dass der offizielle Mannschaftstrainingsbetrieb überhaupt begonnen hat."
Fortsetzung wäre "falsches Signal"
Auch Sport-Geschäftsführer Malte Metzelder betont: "Priorität hat für uns der Schutz unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der Spieler, Betreuer und all derjenigen, die für die Durchführung des Spielbetriebs ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen. Darüber hinaus sollte der Fußball seiner besonderen gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, statt für sich Sonderregelungen zu beanspruchen, während in Schulen und Kitas, in Gaststätten und im alltäglichen Leben weiterhin viele Beschränkungen weiterbestehen." Daher machen sich die Preußen weiterhin für einen Abbruch stark.
Und auch die Stadt kann die aktuellen Diskussionen zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs "nicht nachvollziehen", wie Oberbürgermeister Markus Lewe betont. "Solange wir Kindern und Jugendlichen aus Corona-Schutzgründen den Mannschaftssport in der Breite verbieten, können wir nicht vermitteln, dass Profifußballer wieder aufs Spielfeld dürfen." Für Wolfgang Heuer, Leiter des Corona-Krisenstabes der Stadt Münster, wäre die Fortsetzung der Saison das "falsche Signal". Auch Lewe argumentiert damit, dass weite Teile der Gesellschaft und der Wirtschaft im Kampf gegen die Pandemie derzeit massive Einschränkungen hinnehmen müssen: "Vor diesem Hintergrund sind Ausnahmeregelungen für den Profifußball kaum vertretbar." Am Mittwoch entscheiden Bund und Länder darüber, inwiefern Geisterspiele zugelassen werden – die Ampeln stehen aber bereits auf Grün. Das letzte Wort haben jedoch die Gesundheitsbehörden vor Ort. Und diesbezüglich scheint es fraglich, ob Geisterspiele in Münster genehmigt werden.