"Ich habe mich auch in den Fokus anderer Teams gespielt"

Sie haben als junger Torhüter in der Saison 2012/2013 für den FSV Frankfurt kein Pflichtspiel bestritten. Wie haben Sie diese Phase erlebt? Und woher nimmt man die Motivation, immer weiter zu arbeiten und sein Bestes zu geben?

Es gab verschiedene Gründe, weshalb ich in Frankfurt kein Spiel mehr gemacht habe. Natürlich habe ich mir immer gesagt, dass ich für mich selber arbeiten und körperlich fit bleiben muss. Ich habe mich dann physisch so vorbereitet, dass ich gut in die neue Saison starten konnte. Ich bin auch einer, der im Urlaub, wenn wir frei haben, viel macht, um dann auch die nötige Fitness zu haben. Natürlich hat die Spielpraxis gefehlt, aber die habe ich mir jetzt über das Jahr wieder zurückgeholt und habe dann auch bewiesen, was ich die ganze Zeit schon wusste: Dass ich es kann.

Also zieht man die Motivation aus der eigenen Überzeugung und diesem Wissen?

Genau, man muss an sich glauben. Die Leute sagen immer so schön 'man trainiert immer für sich selbst', und das habe ich mir das Jahr über auch immer eingeprägt und viel für mich gemacht. Man hat dann in Halle auch gesehen, dass ich keinen körperlichen Rückstand hatte.

Wie war Ihre Gefühlslage, als Sie nach Halle kamen und zu Beginn der Saison hinter Dominik Kisiel die Nummer zwei waren? Denkt man sich 'jetzt geht das schon wieder los'?

Ja, natürlich. Dadurch, dass ich keine Spielpraxis hatte, hat man mir auch weniger zugetraut. Aber dann kam das Benefizspiel gegen Hannover 96, da habe ich gut gehalten. Ich habe in den Testspielen gezeigt, dass ich es kann und der Trainer hat sich dann nach einiger Zeit für mich entschieden.

Und Sie profitierten von einer Verletzung von Dominik Kisiel.

Ja, Dominik war nicht richtig fit. Er hatte zwar trainiert, musste aber aussetzen. Und dann bin ich eingesprungen und habe seitdem keine Minute mehr gefehlt.

Darko Horvat (bis vergangenen Sommer sechs Jahre Torhüter beim HFC, Anm. d. Red.) ist einem als Torhüter in Halle sicherlich ein Begriff.

Den Namen habe ich noch nie gehört

Wirklich?

Nein, Quatsch (lacht). Ich werde immer mit ihm verglichen, deshalb habe ich den Namen auch schon einmal gehört (lacht).

Wie ist die Gefühlslage, wenn man in solche großen Fußstapfen tritt? Er spielte ja lange in Halle und war auch beim Publikum sehr beliebt. Haben Sie das Gefühl, dass die Zuschauer noch genauer hinschauen, wie Sie sich im Tor schlagen?

Der gebürtige Offenbacher steht seit dem vierten Spieltag ununterbrochen im Tor des Halleschen FC

Na klar. Gerade am Anfang war immer die Frage, 'Wer kommt nach Darko, kann er überhaupt so gut sein?' Ich glaube aber, dass ich gezeigt habe, in der Dritten Liga auch gut halten zu können und habe auch ein mehrfach positives Feedback bekommen. Darko hat sich sogar selbst schon bei mir gemeldet und mir gratuliert.

Das ist ja in Halle für einen Torhüter die größte Auszeichnung.

Absolut. Wenn Darko, das hallesche Idol, einem schreibt, dass man so weitermachen soll, ist das eine schöne Sache (lacht). Er hat gesagt, dass er immer zuguckt und mir auch seine Hilfe angeboten, wenn ich Fragen habe. Das hat mich natürlich sehr gefreut.

Und gerade nach Ihrer Zeit davor mit keiner Spielpraxis ist das sicherlich Balsam für die Seele.

Na klar, es wächst natürlich auch wieder das Selbstvertrauen. Es ist immer schön, wenn es gut läuft, so wie es zurzeit bei uns ist. Man muss im Fußball immer beide Seiten mitbekommen. Wenn man die schlechten Seiten mitbekommt, kann man die besseren auch umso mehr genießen.

Ihr Vertrag läuft im Sommer aus? Gibt es schon Tendenzen, und könnten Sie sich vorstellen zu verlängern?

Wir haben gesagt, dass wir nächste Woche die ersten Gespräche haben, wie es bei beiden Seiten aussieht. Natürlich habe ich mich mit meiner Leistung auch in den Fokus anderer Mannschaften gespielt, es gibt auch viele Interessenten. Aber ich fühle mich wohl in Halle. Die Zukunft wird zeigen, wie es weitergeht, und das lasse ich auf mich zukommen. Und jetzt zählt auch nicht mehr der Grund, ich hätte keine Spielpraxis (lacht).

War das auch der Grund, weshalb Sie nur für ein Jahr beim HFC unterschrieben haben?

Der Verein konnte mich natürlich nicht einschätzen, ich war ja auch nur zwei Tage im Probetraining. Da habe ich einen positiven Eindruck hinterlassen. Aber das Problem war, dass mir die Praxis fehlte und der Verein meinen genauen Fitnessstand nicht kannte. Und dann ist es natürlich klar, dass man als Verein vorsichtig ist. Auch für mich war es eine neue Situation. Und so haben wir uns auf einen Einjahresvertrag geeinigt.

Gibt es einen Torhüter, der an den perfekten Schlussmann herankommt?

Da muss ich erst einmal überlegen. Ich finde, dass Manuel Neuer seine Sache von den deutschen Torhütern am besten macht. Ich finde auch David De Gea von Manchester United sehr stark, und er gefällt mir auch von der Spielweise und vom Typ her. Er ist ein junger Torwart, der viel lernen kann und bereits in einem jungen Alter in der höchsten Liga spielt, und auch in der Champions-League seinen Mann steht.

Würden Sie sich als moderner Torwart beschreiben?

Alle Torhüter, die in meinem Alter sind – Anfang oder auch Mitte 20, haben diese moderne Spielweise jetzt drauf, deswegen schätze ich mich auch eher so ein. Ich probiere auch, oft mitzuspielen und mich am Spielaufbau zu beteiligen. Das ist das neue Grundprinzip eines Torhüters.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg und alles Gute!  

FOTO: Flohre Fotografie

   

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