"Ihr macht unseren Verein kaputt": Fan-Wut beim FC Ingolstadt
Durch die 0:1-Niederlage gegen die U23 des SC Freiburg ist der Aufstiegszug für den FC Ingolstadt endgültig abgefahren. Statt nach oben müssen die Schanzer nach der siebten Niederlage in den letzten neun Spielen nun sogar eher nach unten schauen. Der Frust bei den Fans nach Spielende war riesig – und richtete sich vor allem gegen Sportchef Malte Metzelder.
"Wir sind Schanzer, und ihr nicht"
Auch wenn offiziell nur 4.244 Zuschauer im Stadion waren: der Frust der Anhänger direkt nach Schlusspfiff war unüberhörbar. Neben Pfiffen taten die Fans ihren Unmut auch mit Gesängen wie "Wir sind Schanzer, und ihr nicht" sowie "Ihr macht unseren Verein kaputt" kund und präsentierten dazu ein riesiges Banner vor der Fankurve. Als die Mannschaft schließlich zu den Anhängern kam, schlug ihr große Wut entgegen.
Trainer Guerino Capretti, der nach sechs Spielen bei nur vier Punkten steht, schien das durchaus nahezugehen, war seine Stimme doch etwas brüchig, als er im Interview mit "MagentaSport" darauf angesprochen wurde: "Die Enttäuschung bei den Fans ist groß, bei uns ja auch. Da brauchen wir nichts schönzureden. Wir sind selbst wütend, dass wir hier mit leeren Händen vom Platz gehen." Dass die Anhänger derart heftig auf die erneute Pleite reagierten, konnte der 41-Jährige zumindest teilweise verstehen: "Die Fans sehen das Ergebnis und sagen, ihr spielt scheiße. Was soll ich denen für einen Vorwurf machen? Ich erwarte von den Fans nicht, dass sie das sachlich und fachlich analysieren. Das ist meine Aufgabe."
Blicke gehen nach unten
In seiner Analyse zum Spiel hielt Capretti fest, dass er "ordentliche Ansätze" gesehen habe. "Den Jungs kann man nicht vorwerfen, dass sie nicht laufen oder nicht in die Zweikämpfe gehen. Wir haben das Spiel einfach gehalten. Ich hätte mir aber gewünscht, dass wir konsequenter abschließen und den Ball zum Tor bekommen." Das gelang jedoch zu selten, stattdessen schlug es nach 85 Minuten auf der anderen Seite ein.
Die Folge: Der Aufstiegszug ist angesichts von elf Punkten Rückstand auf Rang 4 nun endgültig abgefahren, eher muss der FCI aufpassen, nicht noch unten reinzurutschen. Zwar beträgt der Vorsprung derzeit elf Zähler, doch sollte sich die Negativserie in den kommenden Wochen fortsetzen, könnte es tatsächlich nochmal eng werden. Und das, obwohl Ingolstadt zur Winterpause Vierter und punktgleich mit Wiesbaden war. Von einem Scherbenhaufen wollte Capretti aber nicht sprechen: "Natürlich hat sich der Verein vor der Saison etwas anderes vorgestellt. Wenn die Ziele nicht erreicht werden, dann ist da eine große Unzufriedenheit. Wir müssen jetzt unser Glück wieder erzwingen."
Metzelder bei Interview angefeindet
Ähnlich äußerte sich auch Sportchef Malte Metzelder bei "MagentaSport", der während des laufenden Interviews immer wieder mit Gesängen wie "Metzelder raus", "Dein Gelaber geht uns auf den Sack" und "Du machst unseren Verein kaputt" angefeindet wurde. "Ich kann den Frust der Fans verstehen", sagte der 40-Jährige. "Wir haben uns viel vorgenommen, hatten eine gute Trainingswoche und haben größtenteils auch leidenschaftlich gespielt."
Jedoch sei das Team "bei gewissen Punkten" nicht auf der Höhe gewesen. "Der Frust ist groß, wir sind auch enttäuscht und müssen uns jetzt wieder aufrichten." Um seine Person gehe es dabei nicht, betonte er mehrfach: "Wir arbeiten sehr hart und intensiv. Wir geben alles. Der Verein liegt mir sehr am Herzen. Nach so einem Spiel sind Emotionen normal. Wir werden Haltung bewahren." Aufgeben sei keine Option.
Schlechte Voraussetzungen
Um die Lage wieder zu beruhigen, muss am Mittwochabend in Mannheim ein Sieg her. Viel schwieriger könnte das Unterfangen jedoch nicht sein, ist der SVW doch die beste Heimmannschaft der Liga (11 Siege aus 13 Spielen) und steht in der Tabelle des Jahres 2023 auf Platz 4. Ingolstadt dagegen ist mit nur vier Zählern aus neun Partien das schlechteste Team seit dem Jahreswechsel. Erschwerend kommt hinzu, dass mit Rico Preißinger (Verdacht auf Gehirnerschütterung) und Hans Nunoo Sarpei (Schwindelgefühle) zwei weitere Ausfälle drohen. Sicher nicht dabei sein wird Visar Musliu, der zum zehnten Mal Gelb sah. Die Voraussetzungen, um die Fans schnell wieder zu besänftigen, könnten also kaum schlechter sein.