Im Portrait: Die Legionäre der dritten Liga
Seit dem vergangenen Wochenende ist das Transferfenster geschlossen, bis auf mögliche Nachverpflichtungen vertragsloser Spieler haben somit die 20 Drittligateams der Saison 2012/13 ihre Kader beisammen. liga3-online.de nimmt diesen Zeitpunkt zum Anlass, einen Blick auf die Statistik der Gastarbeiter in der Spielklasse zu werfen und besonders interessante Spieler einmal genauer zu portraitieren.
Deutsch-Türken stellen Löwenanteil
Insgesamt sind 87 Ausländer (darunter ein großer Anteil Spieler mit zusätzlicher deutscher Staatsbürgerschaft) in der dritten Liga aktiv – durchschnittlich vier pro Mannschaft. Dies macht einen Anteil von 16,9 % aus, deutlich geringer als in der zweiten (31,1 %) oder gar ersten Bundesliga (49,3 %). Die am häufigsten vertretene Nation ist hierbei die Türkei mit 12 Spielern, ebenso wie in der zweiten Bundesliga, während im Oberhaus Österreich und Brasilien mit jeweils 18 die meisten Legionäre stellen. Öztürk Karatas von der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart ist unter dem Dutzend Deutsch-Türken der einzige in der Türkei geborene Spieler, seine fußballerische Laufbahn verbrachte er hingegen ausschließlich bei deutschen Vereinen. Tatsächlich in der Türkei aktiv waren zwei Spieler. Der Karlsruher Selcuk Alibaz verbrachte 2 Jahre seiner Karriere bei Eskisehirspor und Afyonkarahisarspor, Ugur Albayrak von Darmstadt 98 stand ab Juli 2010 für ein halbes Jahr bei Kayserispor unter Vertrag.
Freistoßkünstler aus Südamerika
Die deutschen Nachbarländer Österreich, Niederlande und Frankreich sind hinter der Türkei die häufigsten Herkunftsländer der Drittligaakteure. Das außereuropäische Land mit den meisten Legionären sind die USA mit vier Spielern. Die in der ersten Liga so zahlreich vertretenen Brasilianer stellen mit Darmstadts Elton da Costa jedoch lediglich einen Landsmann. Der Mittelfeldspieler und Freistoßspezialist wechselte 1999 von seinem Heimatverein EC Internacional zum FSV Frankfurt und stationiert mittlerweile bei seinem sechsten deutschen Profiklub.
Drei Nationen exklusiv in Liga 3
Was haben Kiyan Soltanpour, Manfred Starke und Assimiou Touré gemeinsam? Alle drei Spielen in der dritten Liga und halten die Fahne ihres Landes als einzige im deutschen Profifußball hoch. So ist der in Berlin-Charlottenburg geborene Soltanpour der momentan einzige in der Erst-, Zweit- und Drittklassigkeit vertretene Iraner. Eine fußballerische Station im Heimatland seiner Eltern legte der 23-jährige noch nicht ein, nachdem er die Jugendmannschaften verschiedener Berliner Vereine durchlief ist Soltanpour nun Teil der U23 des deutschen Meisters Borussia Dortmund und versucht in die Fußstapfen von Ali Daei, Vahid Hashemian, Mehdi Mahdavikia oder Ali Karimi zu treten.
Kommender Nationalspieler Namibias
Manfred Starke, ein Mittelfeldspieler in Diensten des FC Hansa Rostock, wurde 1991 in der namibischen Hauptstadt Windhoek geboren. Sein Vater, der Deutschnamibier Richard Starke, legte ihm seine Laufbahn offenbar in die Wiege, war er doch selbst als Spieler und späterer Trainer beim SK Windhoek aktiv. Die Deutsche Höhere Privatschule Windhoek wurde zu Manfred Starkes ersten Anlaufpunkt für das Fußballspielen. Parallel war er in seinem Heimatland zudem aktiver Faustballspieler, selbst Jahre nach seinem Wechsel nach Deutschland wurde er immer noch für namibische Auswahlmannschaften in dieser Sportart nominiert. Nach einem Probetraining bei Union Berlin zog Starke im Alter von 13 Jahren im Sommer 2004 nach Deutschland, wo er einen Platz im Jugendinternat von Hansa Rostock bekam. In diesem Jahr schaffte er erstmals den Sprung in die erste Mannschaft der Rostocker. Belohnt wurde dieser Aufstieg mit einer Nominierung für die namibische Nationalmannschaft – diesmal handelt es sich allerdings tatsächlich um eine Einladung des Fußballverbandes. Sein erstes Länderspiel steht für Manfred Starke, dem einzigen in Deutschland aktiven Namibier, aufgrund einer Verletzung aber bislang aus.
Touré kennt die Schattenseiten
Diesen Schritt ist Assimiou Touré Starke bereits voraus. Der gebürtige Togolese lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland und wurde in der Jugend von Bayer Leverkusen ausgebildet. Um Spielpraxis zu sammeln wurde er nach der Beförderung in den Profibereich zunächst an den VfL Osnabrück ausgeliehen, die zwei Jahre dort waren allerdings meist durch Verletzungen geprägt. Auch ein Gastspiel bei Arminia Bielefeld war wenig von Erfolg gekrönt, worauf ein Jahr Vereinslosigkeit Tourés ab dem Sommer 2011 folgen. Seit Beginn dieser Saison steht der einzige Togolese im deutschen Profifußball beim SV Babelsberg unter Vertrag und kam bislang zwei Mal zum Einsatz. Trotz dieser mit Rückschlägen durchzogenen Laufbahn kann Assimiou Touré bereits auf Einsätze als Nationalspieler zurückblicken. Zunächst absolvierte er als 18 jähriger im Jahr 2006 zwei Spiele für die U18 des DFB, nach einer Einladung zur Teilnahme an der WM 2006 durch Otto Pfister entschied sich Touré aber doch dafür, für sein Geburtsland aufzulaufen. Während der Weltmeisterschaft, die mit einem Vorrunden-Aus von Togo endete, absolvierte Touré zwei Spiele. Auch nach dem Turnier blieb er Bestandteil der Nationalmannschaft und erlebte somit auch die dunkelste Stunde der Fußballgeschichte Togos mit: Als während des Africa-Cups 2010 in Angola Rebellen einen Terroranschlag auf den Mannschaftsbus verübten, war Touré mit an Bord.
Die in diesem Artikel erwähnten Statistiken beziehen sich lediglich auf die erste Nationalität eines Spielers.
FOTO: Flohre Fotografie