Ingolstadt nach dem Abstieg: Die Reise ins Unbekannte
Auch eine Woche nach dem bitteren Abstieg per Relegation hat sich der FC Ingolstadt noch nicht von dem Schock erholen können. Allmählich laufen im Hintergrund die Planungen voran, vom Idealzustand ist der bayrische Neu-Drittligist allerdings meilenweit entfernt. Ein Überblick über die zahlreichen offenen Personalfragen.
Noch fehlen Trainer als auch Sportdirektor
Allmählich scharren die Fans ungeduldig mit den Hufen, denn es fehlen Transfers. Allerdings sollten zunächst grundsätzliche Fragen geklärt werden: Welches Ziel will der FCI nach dem Absturz in die Drittklassigkeit anpeilen – ist etwas anderes als der Wiederaufstieg überhaupt zu vermitteln? Und wie will Ingolstadt verhindern, so zu enden wie zahllose Absteiger zuvor, die erhebliche Anpassungsprobleme in der 3. Liga hatten? Die Ausgangslage ist alles andere als gut, denn es fehlen nicht nur Spieler, sondern auch die Strippenzieher dahinter. Trainer Tomas Oral hatte nach dem Abstieg angekündigt, den Klub zu verlassen. Sein Nachfolger könnte Ex-Aue-Coach Tomislav Stipic werden, auch Nachwuchstrainer Roberto Pätzold hat dem "Donaukurier" zufolge seinen Hut in den Ring geworfen. Auf den Posten des Sportdirektors hat Chefscout Florian Zehe offenbar gute Aussichten. Noch aber fehlen Brief und Siegel.
Erst ein Transfer
Besonders kompliziert gestaltet sich die Suche nach Spielern – gerade, weil Ingolstadt dank seiner späten Aufholjagd in der zweiten Liga und der damit verbundenen Hoffnung auf Rettung lange zweigleisig planen musste und einige vielversprechende Spieler bei anderen Klubs untergekommen sind. Zwar hat bislang erst Thomas Pledl, der zu Fortuna Düsseldorf wechseln wird, einen neuen Arbeitgeber bekanntgegeben. Zahllose Verträge aber wurden entweder durch den Abstieg in die 3. Liga nichtig, oder aber Ingolstadt kann die Gehälter nicht mehr bezahlen. 18 Millionen (!) Euro soll der teure, aber schwache Zweitliga-Kader 2018/19 verschlungen haben, selbst Bundesliga-Aufsteiger Union Berlin investierte etwas weniger.
Stars wie Dario Lezcano und Sonny Kittel hoffen nun auf Erstliga-Angebote. Fast allen Akteuren im Kader wird nachgesagt, individuell gut genug zu sein, um den "persönlichen Abstieg" zu verhindern – Treuebekenntnisse gab es bislang jedenfalls keine. Stattdessen verpflichtete Ingolstadt Ende Mai Maximilian Wolfram von Carl Zeiss Jena, ein quirliger Flügelstürmer. Als "positiven Impul"“ bezeichnete Geschäftsführer Franz Spitzauer diesen Schritt. Nur: Bislang wurde nicht nachgelegt.
Rücken Talente auf?
Denkbar ist unterdessen, dass auch Talente aus dem eigenen Stall aufrücken – immerhin beschäftigte der FCI bis zuletzt eine solide Regionalliga-Reserve, die nun zwangsabsteigen muss. Der 19-jährige Stürmer Fatih Kaya (10 Tore in 18 Spielen) ist ein solcher Kandidat, auch Lukas Gerlspeck und der bereits drittliga-erfahrene Nico Rinderknecht könnten aufrücken. Nichtsdestotrotz: Es müssen Spieler her, und zwar schnell. In spätestens zwei Wochen wartet der Trainingsauftakt – und von einem Wiederaufstiegskandidaten ist Ingolstadt noch weit entfernt.