Jahn Regensburg: Irre Nachspielzeit kostete zwei Punkte

Das war schon unglaublich, was sich im Kölner Südstadion abspielte. Bis zur fünften Minute der Nachspielzeit führte der Jahn bei Fortuna Köln verdient mit 2:0 – und kassierte dann binnen vier Minuten zwei Treffer. Der Wendepunkt war die Verletzung von Markus Ziereis.

Herrlich: "Haben phasenweise dominiert"

Seit Wochen sind die Ostbayern in bestechender Form. Sie holten vor der Partie in der Rheinmetropole drei Siege in Folge, arbeiteten sich auf den Relegationsplatz vor – als Aufsteiger. Und auch in Köln kam der SSV Jahn Regensburg gut ins Spiel, hatte durch Grüttners Fallrückzieher (11., drüber) und Lais‘ Kopfball (12., pariert) früh gute Gelegenheiten, um in Führung zu gehen. Sie hatten das Spiel im Griff, was Fortunas Trainer Uwe Koschinat lobend anerkannte: "Regensburg war sehr kompakt und sehr spielstark – die Mannschaft war vollgepumpt mit Selbstvertrauen!“ Von seinen Kölnern war offensiv nicht sonderlich viel zu sehen, obgleich sie ebenfalls gut in die Partie fanden; Dahmanis erster Schuss aus elf Metern ging klar am Tor vorbei (23.). Folgerichtig ging der SSV vor der Pause durch Marco Grüttner in Führung (44.).

Auch im zweiten Durchgang hielt die Regensburger Defensive die willigen Rheinländer unter Kontrolle. Und vorne gab es durch ein Traumtor von Grüttner den zweiten Treffer: Der Toptorjäger der Jahnelf legte sich den Ball per Hacke selbst vor und ließ Boss im Fortuna-Kasten keine Chance (76.). "Wir haben zurecht 2:0 geführt und das Spiel phasenweise dominiert. Fortuna ist immer wieder durch Konter gefährlich geworden, die wir aber gut verteidigt und so wenig zugelassen haben", fand Heiko Herrlich, Trainer des SSV Jahn. Seine Mannschaft sah 90 Minuten wie der sichere Sieger aus.

Jahn verliert nach Ziereis-Behandlung den Faden

Der Knick kam dann mit der langen Behandlung von Markus Ziereis. Der Stürmer wurde für Grüttner eingewechselt und verletzte sich in seinem ersten (!) Zweikampf mit Uaferro so schwer am Ellbogen, das er in dieser Saison nicht mehr spielen wird. Ziereis musste fast zehn Minuten auf dem Platz behandelt werden – danach verlor der Jahn komplett den Faden! Erst kam Johannes Rahn in der Nachspielzeit frei zum Schuss, Philipp Pentke lenkte den Ball noch glänzend um den Pfosten (90. + 4). Das war die bis dahin beste Chance für Fortuna Köln! Die darauffolgende Ecke verteidige der SSV aber nicht mehr, Theisen kam frei zum Kopfball und markierte damit den Anschluss (90. + 6).

Die Hausherren warfen nun alles nach vorne: Dahmani brachte einen Freistoß aus knapp 20 Metern aufs Tor der Regensburger, wieder war Pentke da, wieder gab es Eckball (90. + 9). Und erneut leistete die bis dato stabile Jahn-Defensive keine Gegenwehr, Pazurek nickte zum Ausgleich ein – in der zehnten Minute der Nachspielzeit! Nach einer starken Leistung und einer völlig verdienten 2:0-Führung haben sich die Bayern in einer irren Nachspielzeit um die verdienten Punkte gebracht. Die Verletzung von Markus Ziereis brachte sie vollkommen aus dem Konzept. Sechs starke Minuten haben Köln für einen Punkt gereicht. "Das 2:2 fühlt sich nach diesem Spielverlauf wie eine Niederlage an", haderte Herrlich, "die Unterbrechung hat uns nicht gut getan. Danach haben wir keine Spannung mehr aufbringen können – und dann geht so ein Spiel dann eben 2:2 aus."

Koschinat: "Habe Einfluss nehmen können"

Sein Gegenüber, Fortuna-Coach Koschinat, sah das ähnlich: "Durch die sehr lange Unterbrechung hatte ich die Möglichkeit noch ein Stück weit Einfluss auf die Mannschaft zu nehmen, sie nochmal anzutreiben und ein paar taktische Dinge zu justieren. Die Verletzung war für uns die entscheidende Situation.“

Trotz der gefühlten Niederlage steht Jahn Regensburg weiter glänzend da: Die Oberpfälzer sind die einzige Mannschaft, die 2017 noch unbesiegt ist, stehen mit 40 Punkten auf einem starken vierten Platz – nur noch fünf Zähler werden für den angestrebten Klassenerhalt benötigt. Umhauen wird dieses 2:2 die Herrlich-Elf nicht: "Ich unterscheide immer zwischen Leistung und Ergebnis“, sagt der Jahn-Trainer. Und die Leistung in Köln war, bis zur Nachspielzeit, genauso gut wie in den Spielen davor. Von daher geht Regensburg top motiviert ins Topspiel der beiden Aufsteiger: Am Mittwoch empfängt der ungeschlagene Jahn den FSV Zwickau – die beste Rückrundenmannschaft.

   

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