Jena feiert Drittliga-Rückkehr: "Durch die Hölle gegangen"
Souverän schnappte sich der FC Carl Zeiss Jena den ersten Rang in der Regionalliga Nordost, in den Playoffs setzte sich die Elf von Trainer Mark Zimmermann gegen die favorisierte Kölner Viktoria durch. Kann die Mannschaft auch eine Liga höher mithalten? liga3-online.de nimmt den Aufsteiger unter die Lupe.
Zimmermann braucht Verstärkungen
Wenn jemand weiß, wie Carl Zeiss Jena funktioniert, dann Mark Zimmermann. Seit einem Jahr ist der 43-Jährige Cheftrainer in Jena, wo er schon seine Spielerkarriere startete und beendete, und danach als Co-Trainer der Profis und Cheftrainer der U19 tätig war. Zimmermann hat einen Kader mit Wiedererkennungswert geschaffen – im Umfeld dieses stolzen Traditionsvereins ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die Leistungsträger sind fest im Verein verwurzelt (Torhüter Raphael Koczor, Vertrag bis 2020; Sechser Sören Eismann, Vertrag bis 2018), wurden in Jena geboren (Kapitän René Eckardt, Vertrag bis 2018) oder schossen die Thüringer zum Aufsteiger (Manfred Starke (11 Tore), Vertrag bis 2019; Timmy Thiele (14 Tore), Vertrag bis 2019). Das macht Hoffnung – und dennoch müssen Verstärkungen her.
Wer kann Klingbeil ersetzen?
Von den bisher feststehenden Abgängen Sven Reimann und Filip Krstic fällt nur der von René Klingbeil ins Gewicht, dafür aber so richtig. Der 36-jährige Innenverteidiger beendet nach dem Aufstieg seine Karriere, nach dem Relegationsspiel sagte er zu seiner Entscheidung: "Was soll ich denn in Liga 3 noch rumrennen? Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt dafür.“ Zeitgleich lobte der 36-Jährige, der in seiner Karriere auf 457 Spiele zurückblicken kann, seine Mitspieler: "Ich bin so stolz auf die Jungs. Wir sind durch die Hölle gegangen." Zur Belohnung warten nun Ost-Duelle gegen Erfurt, Magdeburg und Rostock.
Jedoch muss Zimmermann noch einen Ersatz für Klingbeil finden. Zuletzt gelang es Jena bereits, Wirbelwind Firat Sucsuz (bislang von Aalen ausgeliehen) fest unter Vertrag zu nehmen. Der 20-Jährige zeigte in der Rückrunde, dass er auf der linken Seite einiges kann. Er ist ein Hoffnungsträger. Von denen gibt es sonst noch zu wenige, Jena muss sich um erfahrene Spieler bemühen, die sich in der 3. Liga auskennen.
Abhängigkeit von Investor Duchatelet wächst
Für deren Finanzierung wird Jena wohl auf die Großzügigkeit des belgischen Investors Roland Duchatelet angewiesen sein. Der stieg 2014 bei Carl Zeiss ein, drohte nach Machtkämpfen zuletzt immer mal wieder mit dem Ausstieg, dürfte aber durch den Aufstieg zunächst beschwichtigt sein. Sein Ziel: Mittelfristig will er mit Jena zurück in die 2. Liga. Das lässt sich der 70-Jährige einiges kosten, es heißt, er habe erst kürzlich wieder 1,6 Millionen Euro in die Hand genommen, um die geforderte Liquidität zu sichern. Der Nachteil daran: Jena wird immer abhängiger von Duchatelet, ein Szenario, das in Fankreisen für Unzufriedenheit sorgt.
Unterdessen wird das Ernst-Abbe-Sportfeld eine neue Flutlichtanlage erhalten – bezahlt von der Stadt. Die Anlage soll auch bei dem angedachten Stadionbau 2018 stehen bleibe – so berichtet es die "Bild". Für diesen Neubau hat Duchatelet derweil schon Ideen, im belgischen St. Truiden ließ der Investor einst einen Komplex aus Hotel, Wohnungen, Einkaufszentrum und Tiefgarage um und unter das Stadion bauen. Man darf gespannt sein, was er sich für Jena überlegt.