Joe Enochs: "Meine Worte sind nicht angekommen"
Das war es für den VfL Osnabrück: Auch die Qualifikation für den DFB-Pokal wurde an der Bremer Brücke am 38. Spieltag endgültig verspielt. Bitterer hätte die Saison aus Sicht der Lila-Weißen wohl kaum verlaufen können, denn sie stehen mit völlig leeren Händen da. Kein Aufstieg, keine Relegation, kein Pokal – die 1:3-Niederlage gegen Fortuna Köln machte auch den letzten Hoffnungen einen Strich durch die Rechnung.
Zu wenige Chancen in der ersten Halbzeit
Es hätte doch ein versöhnliches Ende dieser einer Achterbahnfahrt gleichenden Spielzeit geben können, denn im Kampf um Platz 4 war der VfL Osnabrück vor dem letzten Spieltag immer noch sehr gut positioniert – auch wenn man auf Fehler der Konkurrenz aus Magdeburg lauern musste. Vor etwa 8700 Zuschauern an der Bremer Brücke begannen die Lila-Weißen zwar engagiert, spielten sich aber wieder nur wenige Möglichkeiten heraus. Eine davon hätte Michael Hohnstedt, dessen Flachschuss knapp am rechten Pfosten vorbeisauste, fast sogar genutzt. Doch wieder einmal konnte die Elf von Joe Enochs nicht davon reden, ihr Glück überstrapaziert zu haben: Ausgerechnet direkt nach dem Seitenwechsel fingen sich die Gastgeber das 0:1 durch Hamdi Dahmani (47.), der zuvor erst beide Torpfosten traf und anschließend den Abpraller verwertete. Was für ein Schock! Doch der VfL Osnabrück gab sich nicht auf.
Hohes Risiko erweist sich im Nachhinein als fatal
Im weiteren Verlauf belagerten die Lila-Weißen das Tor von Fortuna-Keeper Tim Boss, und als ausgerechnet der nicht selten kritisierte 17-jährige Youngster Steffen Tigges den Ausgleich markierte (57.), da war der VfL wieder voll im Rennen. Zumal die Nachricht vom frühen Rückstand des 1. FC Magdeburg natürlich längst die Runde gemacht hatte. So paradox es klingen mag: Osnabrück traf fatalerweise die in diesem Moment richtige Entscheidung und spielte voll auf Sieg – schließlich lag Großaspach bei Dynamo Dresden vorne. Die befürchtete Folge: Das hohe Risiko wurde von Köln bestraft, die durch Lars Bender (74.) und wieder Dahmani (83.) zwei Konter setzten und Osnabrück auf die Verliererstraße brachte. Weil Dresden die Partie gegen Großaspach spät in ein 2:1 drehte und der FCM tatsächlich sein Spiel mit 0:1 verlor, hätte den Lila-Weißen schlussendlich sogar das 1:1-Remis gereicht. Was für ein bitterer Nachmittag an der Bremer Brücke.
Enochs: "Ich hatte an die gute Seele in meinem Team geglaubt“
Alles ist nun kaputt, was sich Osnabrück in einer lange Zeit sehr guten Spielzeit erarbeitet hatte. Coach Enochs gab sich dementsprechend niedergeschlagen und kritisierte erstmals die Einstellung seiner Spieler: "Ich hatte meinem Team versucht, die Riesenchance auch zu vermitteln. Das ist in der Mannschaft leider nicht angekommen. Nun muss ich mir selbst ankreiden, dass ich an die gute Seele in meinem Team geglaubt habe. Diesen Fehler darf ich in Zukunft nicht mehr machen.“ Harte Worte vom US-Amerikaner, der zugab: "Ich bin maßlos enttäuscht und kann dafür kaum Worte finden." Dennoch richte er umgehend den Blick nach vorne und wolle nun für das nächste Jahr eine schlagkräftige Truppe zusammenstellen, „die den guten Eindruck der Saison bis zum 33. Spieltag bestätigen kann.“
Nicht einfach so zur Tagesordnung übergehen
Eins ist klar: Dieser Schlag ist nicht an einem Tag zu verkraften. Sowohl die bescheidene Bilanz in den letzten Wochen der 3. Liga als auch das überflüssige Ausscheiden aus dem Niedersachsenpokal werden nachwirken. Spieler wie Verantwortliche müssen sich hinterfragen, wie diese exzellente Ausgangsposition noch verspielt werden konnte und ob der Fehler auf taktischer oder mentaler Ebene unterlief. Ob Aufstieg oder „nur“ Relegation respektive Pokalteilnahme: Wertvolle Mehreinnahmen im mindestens sechsstelligen Bereich für den VfL Osnabrück wurden leichtfertig aus der Hand gegeben. Das macht die letzten Wochen für die Niedersachsen, die sich trotz eines Schuldenschnitts noch lange nicht in einer rosigen finanziellen Lage befinden, doppelt ärgerlich.