Julian Leist: "Die Unterstützung der Fans setzt Kräfte frei"
Innenverteidiger Julian Leist von den Stuttgarter Kickers gehört bei den Aufsteiger zum festen Stammpersonal. Der 24-jährige spielt seit Juli 2011 für die Kickers und absolvierte in dieser Zeit 33 Spiele. Aber auch in der 3. Liga kam Leist schon zum Einsatz: In der Saison 2010/2011 kam er für die zweite Mannschaft des FC Bayern zu 31 Einsätzen. Im Interview mit liga3-online.de spricht er über die Vorbereitung auf die neue Saison, die Chancen in der 3. Liga und über seine perönlichen Ziele.
liga3-online.de: Sie wurden von den Kickers Fans zum Spieler der Saison 2011/ 2012 gewählt: was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Julian Leist: Ich habe mich sehr über diese Auszeichnung der vom Kickers-Fanclub Blau-Weiss 77 initiierten Wahl gefreut. Natürlich hat der Pokal einen Ehrenplatz bei mir daheim bekommen. Eine solche Auszeichnung ist etwas ganz besonderes und für jeden Spieler eine Ehre, und sie gibt einem zugleich den Ansporn, um in der neuen Saison nochmals ein paar Prozente besser zu sein und zu zeigen, dass die Fans die richtige Wahl getroffen haben.
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In der abgelaufenen Saison haben Sie 33 Spiele absolviert und waren unumstrittener Stammspieler. Wie sehen Sie die Chancen Ihren Stammplatz zu verteidigen?
In der vergangenen Saison habe ich wohl ziemlich viel richtig gemacht. Doch Fußball ist ein Tagesgeschäft, da gilt es, seine Leistung in jeder Trainingseinheit und in jedem Spiel zu bestätigen. Das gilt auch für die am Samstag beginnende Spielzeit. Ich bin momentan aber guter Dinge, bei unserem Auftakt beim FC Hansa Rostock wieder unserer Startelf anzugehören.
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Welche Eindrücke nehmen Sie aus dem Trainingslager auf dem Schliffkopf (Schwarzwald) mit und was waren die Schwerpunkte der täglichen Arbeit?
Die Rahmenbedingungen im Natur- und Wellnesshotel auf dem 1025 Meter hohen Schliffkopf, übrigens ein Partner der Stuttgarter Kickers, sind überragend – das auch über seine sehr gute Küche verfügt, wie Ihnen meine Mannschaftskollegen bestätigen werden. Unsere Schwerpunkte in den fünf Tagen im Nordschwarzwald mit täglich zwei Einheiten lagen sowohl in der Grundlagenausdauer als auch im taktischen Bereich. Daneben wurde neben der körperlichen Fitness aber auch mit zahlreichen Veranstaltungen wieder das Teambuilding erfolgreich gefördert, das eine ebenfalls sehr wichtige Komponente ist, um gemeinsam erfolgreich Fußball zu spielen.
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Wie zufrieden sind Sie mit der gesamten Vorbereitung und was für eine Rolle spielen die Testspielergebnisse?
Auf unsere gesamte Mannschaft bezogen haben wir eine sehr ordentliche Vorbereitung absolviert, in der wir – im Unterschied zum vergangenen Sommer – abgesehen von einigen leichteren Muskelproblemen hier und da keine größeren Verletzungen zu beklagen hatten. Insofern kam man ganz zufrieden sein, das gilt auch für die Auftritte mit sechs Siegen in unseren insgesamt sieben Testspielen mit nur einem einzigen Gegentor. Dieses Selbstvertrauen nehmen wir mit in die Runde, ohne diese Ergebnisse jetzt überzubewerten.
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1300 Fans kamen zur Saisoneröffnung der Kickers in den ADM Sportpark auf der Waldau und auch das Testspielhighlight mit dem 1:0-Sieg gegen Celtic Glasgow wurde mit 6800 Zuschauern sehr gut besucht. Gibt diese Euphorie der Mannschaft noch mal zusätzliche Motivation?
Auf alle Fälle, je mehr Fans uns unterstützen, desto besser ist es. Unsere Fans sind schließlich unser zwölfter Mann auf dem Platz, auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig abgedroschen klingen mag. Aber so ist es tatsächlich: Die Unterstützung unserer Fans setzt in unserer Mannschaft noch einmal weitere Kräfte frei, das war auch in der vergangenen Saison so.
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Mit Aachen, Rostock und Karlsruhe sind drei Vereine abgestiegen, die in den letzten Jahren alle zeitweise in der 1. Bundesliga gespielt haben – Spieler wie Sascha Rösler, Albert Streit oder Michael Thurk sind erfahrene Bundesligaspieler. Wie beurteilen Sie die Qualität der Dritten Liga im Vergleich zur Regionalliga?
Die 3. Liga ist alleine mit den Namen der 20 Mannschaften attraktiver und eindeutig besser besetzt als die Regionalliga Süd. Auch weil dort zuletzt insgesamt elf Zweitvertretungen von Proficlubs mit am Start waren. Es muss schließlich das Ziel eines jeden Fußballers sein, so hochklassig wie nur möglich zu spielen. Auch die Infrastruktur mit den im Unterschied zur vierten Liga viel größeren Stadien und einem deutlich höheren Zuschauerzuspruch ist sehr reizvoll. Nicht zu vergessen ist das größere Interesse der Medien, ich denke dabei an die regelmäßige TV-Präsenz. Ich freue mich jedenfalls sehr auf die Atmosphäre, künftig auch mal vor 10 000 oder noch mehr Fans spielen zu können. Die Qualität in der 3. Liga schätze ich insgesamt als sehr ausgeglichen ein, da kann es sehr schnell in der Tabelle nach oben, aber auch nach unten gehen. Ich bin der Ansicht, dass in der neuen Drittliga-Saison jede Mannschaft in der Lage sein wird, alle Konkurrenten besiegen zu können.
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In der Dritten Liga spielen viele namhafte Traditionsvereine, aber auch Derbys gegen Karlsruhe und VfB Stuttgart II warten auf die Kickers. Gibt es ein Spiel, worauf Sie sich am meisten freuen?
Ich freue mich eigentlich auf alle 38 Spiele, aber natürlich haben Derbys immer ihren ganz besonderen Reiz. Und für mich als gebürtiger Stuttgarter haben die beiden Duelle mit dem VfB II daher eine ganz besondere Qualität, auch weil sich die Akteure der beiden Mannschaften untereinander zum Teil schon seit der Jugendzeit bestens kennen.
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Sie sind bei den Stuttgarter Kickers praktisch aufgewachsen und haben in der Jugend und der zweiten Mannschaft von 2001- 2008 gespielt, ehe Sie nach München wechselten. 2011 kamen Sie zurück zu den Kickers. Was bedeutet Ihnen der Verein?
Ich bin bei den Kickers als Fußballer groß geworden und habe den Verein auch nach meinem Wechsel nach München nie aus den Augen verloren. Ich weiß, was ich den Stuttgarter Kickers zu verdanken habe. Daher bin ich sehr glücklich, dass es im vorigen Sommer mit meiner Rückkehr auf die Waldau geklappt hatte und wir gleich danach in meiner ersten Saison den wichtigen Sprung zurück in die 3. Liga geschafft haben. Was der Club insgesamt für mich bedeutet? Ganz einfach: Die Kickers sind mein Verein.
Was wollen Sie den Stuttgarter Kickers in der kommenden Saison erreichen?
Wir wollen uns in dieser Saison als Mannschaft bundesweit mit guten Leistungen und den entsprechenden Ergebnissen präsentieren, an deren Ende für uns ein guter Mittelfeldplatz und damit der sichere Klassenverbleib stehen sollen. Persönlich möchte ich eine gute und erfolgreiche Runde spielen, auf meine Einsatzzeiten kommen und dabei natürlich gerne auch das eine oder andere Tor schießen. Die Grundlage dafür ist, dass ich von Verletzungen verschont bleibe.
Vielen Dank für das Interview!