Kadercheck HFC: Knapper Wunschzettel und viel Kontinuität

Der seit 2007 in Halle unter Vertrag stehende Sven Köhler geht mit dem HFC in seine neunte Saison im Traineramt, was den 49-Jährigen zum dienstältesten Trainer im deutschen Profifußball macht. Kontinuität ist Trumpf, was auch ein Blick auf die Kaderplanung bestätigt: Die Fluktuation wurde weitestgehend gering gehalten, sechs Abgängen stehen fünf Neuverpflichtungen gegenüber.

Zwei Weggänge schmerzen besonders

Unter den Spielern, die den Halleschen FC in der Sommerpause verlassen haben, dürften insbesondere Akaki Gogia und Marcel Franke nur schwer zu ersetzen sein. Gogia war in der Vorsaison zum Dreh- und Angelpunkt in Halles Offensivspiel aufgestiegen, während sich Franke mit soliden Abwehrleistungen für höhere Aufgaben empfahl. Für die Position in der Mittelfeldzentrale wurde als Gogia-Ersatz der Franzose Dorian Diring vom FC Erzgebirge Aue verpflichtet, der in der Rückrunde der Vorsaison allerdings häufig mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Es bleibt abzuwarten, ob den 23-Jährigen die Verletzungsanfälligkeit weiterhin belasten wird. Ein weiterer Kandidat für die Schaltzentrale im Mittelfeld ist Björn Ziegenbein, der sich nach einem langen Ausfall aufgrund eines Knorpelschadens zuletzt wieder an die Mannschaft herangekämpft hatte.

Auf der Innenverteidigerposition verstärkten sich die Saalestädter mit Stefan Kleineheismann aus Erfurt und Robin Urban von Fortuna Düsseldorf II. Insbesondere von Kleineheismann wird erwartet, dass er sich als Stammspieler durchsetzt und mit Marco Engelhardt die Innenverteidigung bildet. Mit dem Kongolesen Patrick Mouaya sowie Dominic Rau stehen zwei weiteren Alternativen für die zentrale Defensivposition bereit, so dass der HFC hier trotz des Franke-Abgangs gut besetzt in die Saison gehen dürfte.

Aufregung bei den Torhütern

Lange Zeit hatte man bei den Saalestädtern gehofft, dass sich die Leverkusener Leihgabe Niklas Lomb langfristig für den HFC entscheiden würde. Letztendlich wechselte der junge Torhüter jedoch zu Preußen Münster und eröffnete damit eine weitere Baustelle im HFC-Kader. Eine Baustelle, die eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre, schließlich stehen mit Pierre Kleinheider und Lukas Königshofer ohnehin zwei Torhüter unter Vertrag, die beide ihre Drittligatauglichkeit bereits unter Beweis stellten. Dennoch entschlossen sich die HFC-Verantwortlichen für einen weiteren Zugang, der mit Fabian Bredlow gefunden wurde. Da Bredlow bisher bei den Red Bull-Klubs RB Leipzig und FC Liefering unter Vertrag stand, ist er bei den HFC-Fans jedoch alles andere als unumstritten. In den Reihen der Saalefront-Ultras geht die Ablehnung gar so weit, dass Bredlow in einer schriftlichen Stellungnahme aufgefordert wurde, den Verein sofort wieder zu verlassen. Halles Manager Ralph Kühne reagierte auf die Anfeindungen in der „Mitteldeutschen Zeitung“ mit Unverständnis. "Wir werden uns auch in Zukunft nicht auf den Marktplatz stellen und fragen, wer willkommen ist. Da lassen wir uns nicht beeinflussen."

Das Theater um Bredlow ist aber längst nicht der einzige Unruheherd bei den Hallenser Torhütern. So beklagt Pierre Kleinheider gegenüber der "Bild-Zeitung“, dass er angeblich aus dem Verein gemobbt werde. Die frühere Nummer 1 hätte nicht auf Mannschaftsfoto gedurft, zudem hätte der Trainerstab Kleinheider keinen Trainingsplan mit in den Urlaub bekommen.

Im Moment am wahrscheinlichsten scheint, dass Königshofer als Stammtorhüter in die Saison geht und Bredlow sein Vertreter wird. Falls für Kleinheider kein Interessent gefunden wird, dürfte er seinen Vertrag entweder absitzen oder sein Arbeitspapier wird gegen eine Zahlung vonseiten des Vereins aufgelöst. Bei der Torhüterfrage ebenfalls erwähnt werden sollte Tom Müller. Der 17-Jährige gilt als großes Talent, stammt aus Halles A-Jugend und unterzeichnete kürzlich seinen ersten Profivertrag mit drei Jahren Laufzeit.

Ist Geld für einen neuen Stürmer da?

Würde Sven Köhler an einer Wunderlampe reiben und hätte daraufhin einen Wunsch für seinen Kader frei, es wäre wohl ein neuer Stürmer. Momentan stehen mit Timo Furuholm, Osayamen Osawe und Tobias Müller nur drei Spieler für die vorderste Position unter Vertrag – eine dünne Besetzung, wenn man bedenkt, dass Köhler häufig mit zwei Spitzen spielen lässt. Es scheint jedoch unklar, ob überhaupt noch finanzieller Spielraum für eine weitere Verpflichtung vorhanden ist. Abhängig ist dies von der Situation um Pierre Kleinheider, zudem wurde kürzlich bekannt, dass der HFC zukünftig womöglich eine höhere Stadionmiete zahlen muss.

Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass die Kaderplanung des HFC gut, aber bei weitem nicht optimal verlief. Die Situation auf der Torhüterposition sorgt für unnötigen Lärm. In der Abwehr sowie im Mittelfeld scheint Halle gut dazustehen. Und noch bleiben Ralph Kühne und Sven Köhler zwei Monate, um auch die Lücke im Sturm adäquat zu stopfen – wenn nicht der schnöde Mammon den HFC-Planern einen Strich durch die Rechnung macht.

   

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