Kaderanalyse: Wo muss Preußen Münster für die 3. Liga aufrüsten?
Enorm erfahren und mit einem klaren Gerüst versehen: Die Ausgangslage für Preußen Münster, um nach drei Jahren Abstinenz künftig wieder in der 3. Liga zu bestehen, könnte gewiss schlechter sein. Doch Geschäftsführer Peter Niemeyer will noch sechs bis sieben Transfers tätigen. Welche Baustellen es zu beseitigen gibt, zeigt die Kaderanalyse von liga3-online.de.
Torhüter
149 Drittliga-Spiele mit im Schnitt knapp 1,3 Gegentoren pro Partie – Max Schulze Niehues (34) bringt eine Menge Erfahrung mit und geht als absolutes Urgestein in sein 13. Jahr bei den Preußen-Profis. Der ebenfalls drittliga-erfahrene Tom Müller (25) und Roman Schabbing (21) komplettieren bislang das Trio, das den Ansprüchen für die zweite Tabellenhälfte in der 3. Liga genügen dürfte. Erst perspektivisch wird eine Nachfolge für Schulze Niehues zum Thema. Akut fehlt einzig ein Torwarttrainer.
Innenverteidigung
Mehr Tempo, bitte! Das wünschten sich viele Fans zumindest in der Vorsaison von ihren zunächst zwei, dann stets drei Innenverteidigern. Nur der Niederländer Thomas Kok (25), zuvor als Sechser eingesetzt, brachte eine gewisse Grundschnelligkeit mit. Die Stärken von Simon Scherder (30) und Alexander Hahn (30) liegen wiederum klar in direkten Duellen, vor allem auch in der Luft. Da wird es helfen, dass der SCP künftig längst nicht mehr so viel Risiko eingehen muss wie in der Regionalliga, als er stets klar favorisiert war. Doch so einige Treffer gingen auch per Slapstick auf die Kappe der zentralen Defensive. Und überhaupt war die Abwehr mit 39 Gegentoren (2021/22: 24 Gegentore) auch statistisch längst nicht mehr so stark wie mit Marcel Hoffmeier (ging nach Paderborn) und Robin Ziegele (ging nach Zwickau) eine Saison zuvor. Obgleich die jüngeren Niko Koulis (24) und Eigengewächs Jano ter Horst (20) auf ihre Chancen lauern, braucht es hier zusätzliche Qualität. Mindestens ein Transfer ist notwendig.
Außenverteidigung
Man höre und staune: Preußen Münster schaffte den Drittliga-Aufstieg ohne gelernten Rechtsverteidiger. Im 3-5-2 übernahm Offensivstar Henok Teklab stets die Rolle als Schienenspieler, Trainer Sascha Hildmann nahm defensive Abstriche für ein wuchtiges Offensivduo in Kauf. Nun ist Teklab weg (voraussichtlich zu St. Gilloise, belgische 1. Liga), Routinier Alexander Langlitz hat seine Karriere beendet. Lukas Frenkert (22) ist Alternative für beide Seiten, sein Potenzial zum Stammspieler aber unklar. Ob künftig mit Viererkette oder offensiven Flügelverteidigern gespielt wird: Die Preußen brauchen auch hier mindestens einen Neuen, der sofort Drittliga-Niveau hat. Hinten links ist unterdessen ziemlich klar, dass Kapitän Marc Lorenz (34) eine Schlüsselrolle zuteil wird. Lorenz brennt für seine Aufgabe in Münster, das Alter ist ihm kaum anzumerken, Tempo und Athletik stimmen. Der gebürtige Münsteraner ist ein Jahr nach seiner Heimkehr der Führungsspieler schlechthin.
Zentrales Mittelfeld
Nicolai "Rambo" Remberg schlägt seine Zelte künftig in Kiel auf, und mit ihm geht der wohl perfekte "Box-to-Box"-Spieler zwischen den Strafräumen. Wie ersetzen die Adlerträger die Aggressivität und Leidenschaft des zudem ballsicheren Remberg? Dass sie unter anderem um Bryan Henning von Eintracht Braunschweig mitbieten, einen in der 3. Liga herausragenden Sechser, zeigt, welchen Stellenwert die Position besitzt, die durchaus doppelt besetzt werden könnte. Zudem wird Dennis Grote bald 37, ein Jahr hängt der Strippenzieher im Zentrum trotzdem noch dran – die Leistungen im Aufstiegsjahr waren tadellos. Yassine Bouchama (26) hat ein starkes Jahr hinter sich und könnte überraschen, Darius Ghindovean (21) muss wieder auf Kurs kommen. Quantitativ passt es im vorderen Mittelfeldbereich aber bislang, auch Thorben Deters (27) ist ja noch da.
Flügelpositionen
Teklab und Lorenz waren als Schienenspieler im 3-5-2 unangefochten, klassische offensive Außen zuletzt kaum noch gefragt. Ob Hildmann am System schraubt? Die Verpflichtung von Daniel Kyerewaa (21, Schalke 04 II) könnte ein Indiz dafür sein, wobei dieser als Rechtsaußen sowie als Zehner auflaufen kann. Mit Shaibou Oubeyapwa (30) steht noch ein Flügelflitzer auf der Kaderliste, er muss sich nach einer persönlich schwierigen Rückrunde im Aufstiegsjahr aber strecken. Zwei Neue sind hier denkbar, vor allem für die verwaiste linke Seite muss Verstärkung her.
Sturmzentrum
Viel kündigt sich hier nicht an, nur etwas frisches Blut täte den Stürmern der Preußen gut. Denn Andrew Wooten (33) und Gerrit Wegkamp (30) sind keine Talente mehr. Nun traf Wegkamp 22 Mal, Ex-Zweitligaprofi Wooten 16 Mal in der Regionalliga und legte noch elf Treffer auf – wenn es in der 3. Liga nur noch halb so viele Tore sind, würde das den Münsteranern schon mächtig weiterhelfen. Ein kleiner, agiler Stürmer könnte das Profil ergänzen. Andererseits waren die Preußen im Aufstiegsjahr mit zunehmender Dauer voll auf Flanken und Standards getrimmt. Soll das weiter so sein, wird auch bei einem ergänzenden Offensivtransfer Körpergröße und Physis eine Rolle spielen.