Kaiserslautern feiert "große Befreiung" bei Fan-Boykott
Der Bann ist gebrochen: Im sechsten Anlauf gelang dem 1. FC Kaiserslautern am Samstag beim 3:1 gegen Schlusslicht Carl Zeiss Jena der erste Heimsieg. Begleitet wurde die Partie von einem Boykott der FCK-Fans.
Fans verzichten auf Support
Eine "komische Atmosphäre" herrschte an diesem Samstag auf dem Betzenberg, fand Florian Pick nach der Partie am Mikrofon der "Telekom": "Den einen oder anderen, der noch nicht so lange hier ist, verunsichert das mit Sicherheit", analysierte der Angreifer das heimische Rund, das an diesem Samstag aus Protestgründen weniger Support lieferte als gewohnt: "Das war eine ganz neue Situation. Es war nicht die Stimmung wie sonst, die ich mir zuhause erhoffe. Aber man kann es den Fans nicht übel nehmen, weil unsere Leistungen in den letzten Wochen dementsprechend schlecht waren und die Vereinssituation derzeit ein bisschen Kopf steht."
Die Fans des FCK hatten aufgrund der "sportlichen wie wirtschaftlichen Abwärtsspirale" erklärt, auf organisierten Support zu verzichten: "Wenn die Mannschaft nach dem Warmmachen in die Kabine geht, werden wir die Westkurve verlassen, auf die Südtribüne wechseln und das Spiel von dort aus verfolgen." Man wolle ein Zeichen setzen: "Haben wir in den vergangenen Jahren den sportlichen Abwärtstrend stets mit konstruktiven und die Mannschaft mit aufbauenden Aktionen begleitet und selbst beim Abstieg in Liga 3 die Füße stillgehalten, ist in Anbetracht der jüngsten Leistungen der Mannschaft und der oben angerissenen Ignoranz das Fass für uns voll!" Und so verzichteten die Anhänger wie angekündigt auf den Support, hinter dem Tor in der Westkurve klafften große Lücken. Auf einem Spruchband vor der Westkurve stand: "Mit Euren Leistungen (v)erspielt ihr Euch unseren Rückhalt." Auf einem weiteren Banner hieß es im Laufe der Partie: "Das berühmte Lautrer Modell – Mitspracherecht ohne Investition! Hört auf uns zu verarschen!" Nur 16.083 Zuschauer wollten die Partie am Samstag sehen – weniger kamen zuletzt im Dezember 2017 gegen Ingolstadt (16.074).
"Ich kann den Unmut der Fans in dieser Situation verstehen", sagte Boris Schommers auf der Pressekonferenz nach der Partie zu der Stimmung im Stadion: "Über das Sportliche können wir unsere Fans gewinnen. Und ich glaube, mit dem heutigen Spiel haben wir den Fans gezeigt, dass die Jungs eine Mannschaft und bereit sind, alles zu investieren. Dass sie nicht fehlerfrei ist, aber dass sie aus Fehlern lernt und gemeinsam in die richtige Richtung marschiert." Wenn man diese "ehrliche Arbeit" kontinuierlich abliefere, könne man auch die Fans zurückgewinnen, "die heute nicht von Anfang an da waren."
FCK hofft auf "Auftrieb"
Denn die Leistung am Samstagnachmittag passte – zumindest, was die Einstellung anging. Nach einem frühen Rückstand durch einen Elfmeter (5.) kämpfte sich der FCK zurück in die Partie: "Das war spielerisch nicht das, was ich mir vorstelle", zog der Coach nach der Partie Bilanz: "Aber die Mannschaft hat die Leidenschaft reingeschmissen. Wenn wir auf die zweiten Bälle gehen und die Tore so erzielen, ist es mir auch recht." Am Ende war der Trainer, trotz der spielerischen Defizite, zufrieden mit der Partie: "Die Basis ist da", so Schommers. "Die Mannschaft funktioniert, die Mannschaft steht zusammen. Und sie kämpft, und sie beißt, und das hat sie heute für sich und ihre Fans getan."
Exemplarisch für diese Einschätzung stand der Ausgleich, den Christoph Hemlein mit einem Gewaltschuss ohne großes Zögern erzielte (32.). In der zweiten Halbzeit war es Florian Pick, der eine zuvor von Skarlatidis an den Latten gesetzte hundertprozentige Chance doch noch zu Führung verwandelte: "Skarlas Schuss muss rein, das hätte ich mir auch sehr für ihn gewünscht. Der Junge arbeitet seit Wochen fleißig, und das hätte für sein Selbstvertrauen sicher nochmal einen Schuss gegeben", gab der Torschütze Einblick, der aber froh war, mit dem 2:1 zum Sieg seiner Mannschaft beigetragen zu haben.
Das 3:1 besorgte dann Fechner in der 78. Minute und setzte so den Deckel auf den ersten Heimsieg der Saison: "Das ist eine große Befreiung für uns alle. Wir haben lange gewartet auf den ersten Heimsieg", erklärte Pick: "Wichtig ist, dass wir heute gewonnen haben. Ich hoffe, dass es uns Auftrieb gibt für die nächsten Spiele." Den kann der FCK auch gebrauchen, denn die nächste Herausforderung wird nicht gerade einfacher: Am nächsten Spieltag geht es auswärts zum MSV Duisburg.