Kallnik für Abbruch: "Geisterspiele derzeit keine Lösung"
Die Saison soll zu Ende gebracht werden – das ist das Ziel der 20 Klubs. Auch der 1. FC Magdeburg spricht sich für ein sportliches Ende aus – allerdings nicht um jedem Preis. Geschäftsführer Mario Kallnik sieht in möglichen Geisterspielen die "wirtschaftlich unvernünftigste Lösung" – und plädiert daher für einen Abbruch der Saison.
"Abbruch würde uns weniger kosten"
Von Einigkeit unter den Klubs kann in der Krise keine Rede sein. 13 von 20 Vereinen sollen sich im Rahmen der Managertagung am Donnerstag dafür ausgesprochen haben, die Saison unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu Ende zu bringen. Kallnik, der auch dem Ausschuss 3. Liga angehört, steht Geisterspielen dagegen kritisch gegenüber, wie er im Gespräch mit liga3-online.de erklärt: "Geisterspiele würden die Vereine deutlich früher in Insolvenz bringen. Daher wäre es die wirtschaftlich unvernünftigste Lösung." Der Grund: Bei Spielen ohne Fans müssten die Klubs die vollen Spieltagskosten tragen, während gleichzeitig die überlebenswichtigen Zuschauereinnahmen wegfallen.
Allein beim 1. FCM machen die Erlöse aus den Ticketverkäufen rund 30 Prozent des Gesamtetats aus. Entsprechend sieht auch Kallnik den FCM vor finanzielle Probleme gestellt, sollte die Saison ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden: "Im Vergleich zu einem Saisonabbruch müssten wir etwa 800.000 Euro drauflegen. Zum einen, weil wir aus der Kurzarbeit müssten, zum anderen, weil jedes Spiel zusätzliche Kosten von 30.000 Euro verursachen würde", rechnet der FCM-Geschäftsführer vor. "Ein Abbruch würde uns weniger kosten." Den Klubs war das am Donnerstag anders aufgezeigt worden.
Den Verlust, der bei einem sofortigen Saisonende drohen würde, hatte Kallnik zuletzt auf 2,6 Millionen Euro beziffert. Allerdings war das die Worst-Case-Rechnung inklusive sämtlicher Regressforderungen. "Mittlerweile haben uns zahlreiche Sponsoren zugesichert, auf Rückzahlungen zu verzichten." Somit könnte der Verlust bei einem Abbruch geringer als die zuletzt genannten 2,6 Millionen Euro ausfallen. Was bleibt ist die Frage, wie die Saison bei einem Abbruch gewertet werden würde. Von einer Wertung der aktuellen Tabelle, über die Wertung der Rangliste nach der Hinrunde hin zu einer Annullierung scheint alles möglich.
Kallniks FCM-Rechnung
Verlust durch …. | Geisterspiele | Abbruch |
Zuschauer | 1 Mio. € | 1 Mio. € |
Mehraufwand | 800.000 € | 0 € |
Zentralvermarktung | 0 € | 300.000 € |
Sponsoren | 0 – 300.000 € | 0- 300.000 € |
Summe: | 1,8 – 2,1 Mio. € | 1,3 – 1,6 Mio. € |
Viele Unklarheiten
"Die Frage ist: Wollen wir so viele Vereine wie möglich über die Krise bringen? Oder wollen wir die Saison mit aller Macht zu Ende spielen, damit wir rein sportlich Auf- und Abstieg geklärt haben? Und am Ende verschwinden dann vielleicht einige Vereine von der Landkarte", sagt Kallnik und plädiert dafür, "alles zu prüfen. Momentan richtet es sich zu sehr auf die Fortsetzung der Saison aus." Dabei seien noch zahlreiche Fragen offen: "Wie soll eine Fahrt zum Auswärtsspiel aussehen? Reist jeder Spieler mit dem Auto an? Fahren wir mit vier Bussen? Müssen wir Einzelzimmer buchen und mehrere Meetings abhalten?" Bei Austragung von Geisterspielen sieht der FCM-Geschäftsführer "eine erhebliche finanzielle Mehrbelastung ohne Ertragschance" aus den Club zukommen.
Eine Lösung: Kompensationszahlungen seitens des DFB, die aus Kallniks Sicht "sowohl für medizinisch, hygienische Maßnahmen als auch für die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs" geleistet werden müssten. Bei direkten Zuschüssen und Darlehen sind dem DFB zwar aus rechtlichen Gründen die Hände gebunden, allerdings ließ Kallnik durchblicken, dass es möglicherweise andere Lösungen geben könnte.
Geisterspiele ab Sommer?
Gänzlich ausschließen will Kallnik Spiele ohne Zuschauer auf absehbare Zeit aber nicht. Schließlich ist unklar, ob in diesem Jahr überhaupt nochmal mit Fans gespielt werden kann. Gerald Haug, Präsident der Wissenschaftsakademie Leopoldina rechnet sogar damit, dass es "bis zu eineinhalb" Jahre dauern könne, bis wieder Spiele mit Publikum möglichen seien, wie er in den ARD-Tagesthemen am Sonntagabend sagte.
Auch Kallnik betont: "Wenn wir erst zu Beginn des neuen Jahres wieder mit Zuschauern spielen können, ist natürlich klar, dass wir irgendwann mit Geisterspielen auskommen müssten." Der Unterschied zur aktuellen Situation? "Wir könnten in der Vorbereitung der neuen Saison andere Maßstäbe ansetzen, um die Kosten zu managen. Man kann sich anders vorbereiten, wenn man weiß, dass man – vielleicht ab September oder Oktober – vier Monate ohne Zuschauer spielen muss." Doch mit Blick auf die aktuelle Spielzeit sieht Kallnik in Geisterspielen keine Lösungsoption für die 3. Liga.