Kampf um den Aufstieg: Was für und was gegen die Teams spricht
Sechs Spieltage vor dem Saisonfinale spitzt sich der Kampf um den Aufstieg immer weiter zu. Zusammen mit der SV Elversberg, die allerdings bereits uneinholbar scheint, sind noch sechs Klubs im Rennen. liga3-online.de analysiert, was für die Kandidaten spricht – und was ihnen im Weg steht.
Was für die SVE spricht: Vor allem natürlich der Vorsprung. Satte zehn Zähler liegen die Elversberger vor Rang 4. Es wäre schon eine Sensation, wenn die Saarländer dieses Polster in den letzten sieben Partien (inklusive dem Nachholspiel in Duisburg) noch verspielen würden. Zumal es überhaupt keine Anzeichen dafür gibt, dass dieser Fall tatsächlich eintreten könnte. Zwar holte die SVE aus den letzten acht Spielen nur zehn Punkte, was im Liga-Vergleich lediglich Rang 13 bedeutet, und tritt nicht mehr so extrem dominant auf wie in der Hinrunde. Allerdings würden neun Punkte aus den verbleibenden Partien bereits zum sicheren Aufstieg reichen. Eine Ausbeute, die mehr als machbar ist, heißen die nächsten vier Gegner doch Aue, Duisburg, Dortmund II und Bayreuth. Somit könnte schon vor den beiden Duellen gegen Freiburg II (36. Spieltag) und Wiesbaden (37. Spieltag) alles klar sein. Zumal womöglich schon fünf bis sechs Punkte reichen, sollten Saarbrücken und Dresden patzen.
Was gegen die SVE spricht: Machen wir es kurz: es gibt schlicht nichts, was gegen den Tabellenführer spricht. Nur ein kolossaler Einbruch im Endspurt könnte den Aufstieg noch verhindern. Diesen aber tatsächlich in Betracht zu ziehen, wäre unseriös.
Was für den SVWW spricht: Punktezahl und Form sprechen eine kaum zu missverstehende Sprache, Wiesbaden müsste in den Finalwochen jede Menge verspielen. Fünf Siege in Folge haben Markus Kauczinskis Spieler aneinandergereiht, oft wurde das Ergebnis spät klarer, als es das Spiel hergab. Doch solche Partien, ob das 2:0 über 1860, das 2:1 in Oldenburg oder das 4:3 gegen Zwickau, als die erste Halbzeit völlig verpennt wurde, gewinnt ein Aufsteiger auf genau diese Art und Weise. Die 64-Tore-Offensive ist mittlerweile fast auf Augenhöhe mit Elversberg (69), auch das Torverhältnis (+21) das beste aller fünf Widersacher.
Was gegen den SVWW spricht: Das Restprogramm geht noch mit zwei schwierigen Aufgaben einher, es warten Auswärtsspiele in Elversberg sowie Dresden – und Duelle mit direkter Konkurrenz waren zuletzt keine Stärke des zuletzt 2019/20 in der 2. Bundesliga gastierenden SV Wehen Wiesbaden. Dazu fehlt, aber das ist für die Spieler nichts Neues, daheim wie auswärts die zahlenmäßige Unterstützung von den Tribünen: Wo die übrigen Klubs nun nochmals tausende Fans motivieren, sind es in Wiesbaden eher einige Dutzend Unentwegte. Aber nach 32 Spieltagen wird sich daran jeder Profi gewöhnt haben. Es sieht schon richtig gut aus für die Hessen.
Was für den FCS spricht: Auch in der Saarland-Hauptstadt ist die Form eine bestechende. Erinnert sich noch jemand daran, wie Saarbrücken den Aufstieg nach einem schrecklichen Start ins Jahr 2023 erstmal abgeschrieben hatte? Zuletzt folgten 17 von 21 möglichen Punkten, Siege über Wiesbaden, Mannheim und jüngst das 2:0 gegen Dynamo Dresden. Immer wieder ist der Faustpfand der Blau-Schwarzen offensichtlich: Vom wohl besten Torwart der Liga Daniel Batz über die robuste Dreierkette, das höchst betuchte Mittelfeld Kerber/Neudecker bis zum variablen Angriff stimmt die Mischung. Saarbrücken kann schön und dreckig gewinnen sowie, siehe Dresden, unter Druck bestehen – so macht es ein künftiger Zweitligist. Dazu wartet im Restprogramm kein einziges Topteam mehr.
Was gegen den FCS spricht: Zwei Krisen haben die Saarländer in dieser Saison schon durchgemacht, gerade die zu Jahresbeginn brach ziemlich plötzlich herein. Individuell mag ein Funken Qualität zu Mannschaften wie Dresden oder Wiesbaden fehlen, viel ist es aber nicht. Solange die Saarbrücker dies über ihren Mix aus Erfahrung, Geschlossenheit und Zusammenhalt kompensieren, sind sie ein heißer Anwärter für die Relegation.
Was für Dynamo spricht: Das Jahr 2023 – kein anderer Drittligist holte so viele Punkte wie die SGD (29), dem tat auch der unnötige Rückschlag in Saarbrücken keinen Abbruch. Mit Ahmet Arslan wissen die Sachsen den kreativsten, gefährlichsten und vielleicht auch unberechenbarsten Offensivspieler der 3. Liga in ihren Reihen, ein Riesenvorteil. Profis wie Knipping, Hauptmann, Kutschke und Will bringen schon ordentlich Erfahrung aus höheren Ligen mit. Seit das in der Hinrunde doch arg nervöse Publikum besänftigt worden ist, hilft selbstverständlich auch der gigantische Dynamo-Anhang – über 8.000 fuhren etwa mit nach Dortmund – ihre Farben zum tabellarischen Aufschwung zu tragen. Auch gegen Mannheim werden wie zuletzt gegen Essen 30.000 Fans im Stadion sein.
Was gegen Dynamo spricht: Nicht in jedem Spiel kann Arslan das Fehlen eines torgefährlichen Strafraumstürmers kompensieren, zuletzt fehlte in Saarbrücken genau diese Präzision – und Stefan Kutschke hat nun einmal – zumindest bislang – keine überragende Spielzeit erwischt. Auch gilt es, die in dieser Saison mäßige Bilanz von erst acht Punkten aus zehn Spielen gegen die Top 7 nochmals aufzupolieren, denn in den kommenden drei Wochen warten Mannheim, Freiburg II und Wiesbaden. Speziell gegen Mannheim gilt 'verlieren verboten'. Ansonsten könnte es bis auf Rang 7 runtergehen.
Was für den VfL spricht: Sie sind Stehaufmännchen, diese Osnabrücker. Und dazu die immer noch drittbeste Rückrundenmannschaft. Das 1:0 über Elversberg zeigte alles, was den Verein dieser Tage auszeichnet: Die Lila-Weißen sind auf Augenhöhe mit dem Besten und können den Spitzenreiter verdient schlagen. Sie haben ihre lange wacklige Defensive stabilisiert und ihre wohl größten Trümpfe im ballsicheren Mittelfeld, wo Routinier Robert Tesche über die gesamte Saison hinweg Zweitliga-Niveau zeigt. Auch an Anführern wie Kapitän Beermann und Torwart Kühn mangelt es nicht. Dazu kommt ein Endspurt mit sechs machbaren Gegnern.
Was gegen den VfL spricht: Der Rückstand auf Wiesbaden ist immens (acht Punkte), auch auf Saarbrücken und Dresden muss Osnabrück erst einmal zwei Zähler gewinnen – die direkte Schlagdistanz ist allerdings da. Dazu schafften es die Niedersachsen zuletzt nicht immer an die eigenen Leistungsgrenzen, besonders das 0:3 in München tat weh. Die Form war nach einem berauschenden Start in 2023 zuletzt nicht mehr der Freund der Schweinsteiger-Elf. Doch wer weiß, was dieses grandiose Spiel gegen Elversberg auslösen kann…
Was für den Waldhof spricht: Primär, dass dieser Waldhof anscheinend einfach nicht kaputtzukriegen ist. Was hat sich die Liga amüsiert über die chronischen Auswärtsschwächen des vergangenen Jahres, über die teils deftigen Niederlagen, aus denen das heute noch erstaunlich schlechte Torverhältnis geformt worden ist. Über die etlichen Rückschläge, neulich noch drei in Serie gegen direkte Konkurrenz. Und doch sind die Buwe mit dem 3:0 in Essen wieder da! 21 Punkte nach Rückstand zeugen von der immensen Moral des SVW und sind Liga-Bestwert. Der Mannschaft mag der entscheidende Unterschiedsspieler fehlen, aber als Kollektiv ist sie zu Erstaunlichem fähig. Vor allem zuhause: Mannheim ist mit 40 Punkten die Heimmacht der 3. Liga.
Was gegen den Waldhof spricht: Schon zwölf Niederlagen – mehr als alle anderen, die da oben ankern. 52 Gegentore – nur auf den Abstiegsplätzen finden sich noch schwächere Defensivreihen als zwischen Rhein und Neckar. Das Torverhältnis, eben schon angerissen, ist ausgeglichen und damit so weit entfernt von den übrigen Aspiranten, dass Christian Neidhart und seine Mannen noch einen Extrapunkt werden aufholen müssen. Schon am Wochenende wartet dazu das Duell in Dresden, wo Mannheim Außenseiter sein wird: Entweder ist die Hoffnung im Fall einer Niederlage bei dann fünf Punkten Rückstand quasi begraben. Schafft der Waldhof die Überraschung, wächst sie in luftige Höhen.