Kanuric: "Arminia-Verbleib? Weiß, dass viele Fans Hoffnung hatten"

Vor dem Duell zwischen Arminia Bielefeld und dem FC Ingolstadt ist ein Ex-Armine der gefragteste Mann. Benjamin Kanuric blickt im Interview mit liga3-online.de auf zwei spezielle Momente auf der Alm zurück und spricht auch über die größere Perspektive in Ingolstadt und seine "Scharfschützen"-DNA auf dem Platz.

"Stehe zu 100 Prozent zu meiner Entscheidung"

liga3-online.de: Am Samstag kehren Sie mit Ingolstadt zurück auf die Bielefelder Alm. Besteht die Gefahr, dass Sie in die falsche Kabine gehen?

Benjamin Kanuric: Die Gefahr besteht nicht (lächelt). Arminia ist mittlerweile Vergangenheit, was nicht heißt, dass ich keine schönen Erinnerungen mit dem Klub oder der Stadt verbinde. Sportlich gesehen denke ich hier vor allem an mein erstes Profitor gegen den SV Darmstadt 98 (Endstand 3:1, Anm. d. Red).

Darüber hinaus zierten drei verschiedene Trainer, die Relegation und der tränenreiche Abstieg Ihr Jahr bei der Arminia.

Als junger Spieler musst du schnell lernen, dass im Fußball leider nicht immer alles rosig ist. Doch die Emotionen von Momenten wie bei meinem ersten Profitor im Darmstadt-Spiel oder als ich vor einer ausverkauften Alm gegen den HSV mein Zweitliga-Debüt feiern durfte, prägen dich. Um nicht zu sagen: Solche Gefühle und Emotionen setzt nur der Fußball frei.

Viele ehemalige Mitspieler wie Guilherme Ramos, Sebastian Vasiliadis oder Bryan Lasme schlossen sich anderen Zweitligisten an, während Ihr Wechsel zum FCI bei einigen Kopfschütteln auslöste. Hat Sie das getroffen?

Das Thema wurde öffentlich, auch viele Fans machten sich dadurch Hoffnung. Bei der Entscheidung habe ich auch meine Familie mit einbezogen und kann sagen: Ich habe mich von Anfang an sehr wohl bei den Gesprächen und später dann auch in Ingolstadt selbst gefühlt. Daher stehe ich zu 100 Prozent zu meiner Entscheidung.

Fühlt sich ein Oberösterreicher – unabhängig von der sportlichen Situation – in der Schanz noch wohler?

Klar ist es schön, wenn der Weg in die Heimat nicht mehr so weit ist, sodass ich an freien Tagen auch das eine oder andere Mal meine Familie sehen kann.

 

"Da ich höre eher auf meinen Instinkt"

Sehen Sie sich beim Blick auf die Tabelle bestätigt, obwohl Ihr neuer und alter Klub nur zwei Punkte auseinander liegen?

Ich mache meinen Wechsel nicht an einer Punktzahl oder einem aktuellen Tabellenplatz fest. Auch Aspekte wie das Umfeld, die Atmosphäre oder die persönliche Weiterentwicklung spielen immer eine entscheidende Rolle.

FCI-Coach Michael Köllner schwärmt oft von Ihrer Schusstechnik. Wie haben Sie sich diese angeeignet?

Vermutlich eine Mischung aus Gottesgeschenk und meiner Kindheit. In Österreich waren die Hart- und Betonplätze lange mein fußballerisches Zuhause. Quasi von früh bis spät habe ich dort mit meinem Bruder Adnan Kanuric gespielt. Da er im Tor (heute Keeper bei Palermo FC, Anm. d. Red.) stand, konnte ich aus allen Distanzen schießen.

Fünf Treffer nach einem Drittel der Saison sind ein starker Wert. Gibt es Situationen, wo Sie im Nachhinein lieber selbst den Abschluss gesucht hätten statt abzuspielen?

Bei zwei Distanzschuss-Toren würden ich sagen: die Mischung stimmt. Als 8er bleibt es schließlich meine Aufgabe, einen ruhigen Spielaufbau zu haben sowie bei Umschaltsituationen meine Mitspieler in Szene zu setzen. Für mich gibt es beim Abschluss nicht den perfekten Spot, da ich höre eher auf meinen Instinkt.

Auswärts konnte Ingolstadt erst vier Punkte einfahren. Was macht Hoffnung auf einen Turnaround in Bielefeld?

Unsere Bilanz trügt vielleicht ein bisschen, wenn ich an unsere Last Minute-Niederlage zum Saisonauftakt in Aue oder unser Spiel in Dresden, mit einem ungerechtfertigten Platzverweis zurückblicke. In Bielefeld geht es darum, sowohl unsere Qualitäten im Umschaltspiel als auch unsere Mentalität auf den Platz zu bringen. Letzteres haben wir auch beim 2:2 in Verl bewiesen. Denn nach einem 0:2-Rückstand schaffen es wahrscheinlich nur sehr wenige Teams, gegen eingespielte Verler, zurückzukommen und sogar noch an der Führung zu schnuppern.

   

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