Karlsbande Aachen: "Distanzieren uns von den Vorfällen"
In einer ausführlichen Stellungnahme schildert die Aachener Ultra-Gruppe "Karlsbande Aachen" ihre Sicht zu den Ereignissen nach dem Auswärtsspiel in Saarbrücken am 7. August. Die Anhänger der Alemannia zeigen sich selbstkritisch und räumen Fehler ein. Darüber hinaus werfen sie aber auch Fragen auf, die in der Öffentlichkeit bisher nicht diskutiert worden sind. liga3-online.de druckt im Folgenden die vollständige Stellungnahme, die die Karlsbande in ihrem Kurvenflyer "Banderole" am Samstag beim Pokalspiel gegen Borussia Mönchengladbach veröffentlicht hat, ab:
Auseinandersetzung mit den Aachen Ultras
Nachdem das Spiel abgepfiffen worden war, verließen die Aachen Ultras den Gästeblock. Wir verweilten jedoch noch einige Zeit im Inneren des Stadions, um mit der Mannschaft den Sieg zu feiern. Dies belegen auch unzählige Fotos (u. a. Alemannia Aachen Homepage). Nachdem die Mannschaft ausgiebig verabschiedet wurde und sich beim Verstauen und Zusammenpacken des Tifo-Materials ausgiebig Zeit gelassen wurde, um einer unnötigen Konfrontation mit der Gruppe Aachen Ultras aus dem Wege zu gehen, spielten sich zeitgleich(!), auf dem Vorplatz, auf dem die Busse warteten, unschöne Szenen ab. Unsere Stadionverbotler sowie weitere Aachenfans mit Stadionverbot, wurden von der örtlichen Polizei und den szenekundigen Beamten aus Aachen gebeten, vor den Bussen zu warten. Dort trafen sie auf die herauskommende Gruppe Aachen Ultras und es kam zu den üblichen Wortgefechten. Jedoch schlugen diese in einen Angriff der Aachen Ultras um, bei dem ein Mitglied der Aachen Ultras aus der Menge heraus einem Stadionverbotler eine Flasche an den Kopf warf. Ein weiteres Mitglied wurde direkt im Anschluss mit einer PVC Stange ins Gesicht geschlagen.
Angriff ging von den Ultras aus
Fraglich hierbei ist vor allem, warum nahezu jedes Mitglied der Aachen Ultras mit einer Fahnenstange (PVC Rohr) bewaffnet war, obwohl lediglich 2 Doppelhalter im Spielverlauf zum Einsatz kamen (Fotobelege sind auf diversen Internetseiten zu finden). Dies lässt schnell den Eindruck erwecken, dass es sich hierbei um einen gezielten und vor allem geplanten Angriff der Aachen Ultras gegen uns handelte. Weiterhin stellt sich die Frage, wie es geschafft wurde, eine Flasche mit ins Stadion zu nehmen und diese beim Herauskommen als Wurfgeschoß zu benutzen. Dies ist jedoch leider nichts Neues. So liegt auch ein Foto bei der Alemannia vor, auf dem ein Mitglied der Aachen Ultras im heimischen Tivoli mit einem massiven Holzkegel bewaffnet steht. Erwähnenswert noch die zahlenmäßige Überlegenheit von ca. 50 Aachen Ultras Mitgliedern, bewaffnet mit PVC Stangen und Gürteln, gegen 7 Stadionverbotler. Der restliche Teil unserer Gruppe befand sich zu diesem Zeitpunkt, wie oben schon erwähnt, noch beim Feiern der Mannschaft und Verstauen des Tifo-Materials. Unsere Stadionverbotler wehrten sich gegen diesen Angriff, der ausschließlich von der Gruppe Aachen Ultras ausging. Hierbei fanden sie Unterstützung durch andere Alemannia Aachen Fans. Trotz weiterer zahlenmäßiger Überlegenheit der Angreifer schaffte man es gerade noch, diese in die Flucht zu schlagen. Zu diesem Zeitpunkt war der Hauptteil unserer Gruppe noch immer im Block. Erst als man diesen geschlossen verließ, wurde man über die Ereignisse informiert und suchte seine Stadionverbotler auf. Auch wenn unsere Gruppe nicht für den Anfang dieses Debakels verantwortlich ist, wollen wir uns hiermit trotzdem in aller Form ausgiebig bei unserer Mannschaft und allen schwarz-gelben Alemannen entschuldigen, dass solche schon kriegsähnlichen Zustände die tolle Leistung unserer Alemannia überschattet haben!
Wir distanzieren uns von jeglicher Politik
Da zu einem Konflikt immer zwei Seiten dazu gehören und keinem eine Schuld abzusprechen ist, auch wenn die Aachen Ultras das nicht wahrhaben wollen, müssen auch wir uns Schuld eingestehen, weshalb wir es aufs Schärfste verurteilen, dass auf am Boden liegende Personen eingetreten wurde. Jedoch wurde diesem Szenario direkt entgegen gewirkt, da sich eine Führungsperson unserer Gruppe schützend vor einem am Boden liegenden Mitglied der Gruppe Aachen Ultras stellte, um schlimmeres zu verhindern. Hierbei begab sich diese bei der aufgebrachten Menge von Alemannia Fans sogar selber in Gefahr. Dies können mehrere Fans und sogar einer unserer Fanbeauftragten, sowie bei genug vorhandener Humanität und Ehrlichkeit das betroffene Mitglied der Aachen Ultras bezeugen. Bei späteren Gesprächen mit dem Verein lag es uns sehr am Herzen, die Problematik mit den Aachen Ultras ein für alle mal zu bereinigen. Man schlug vor, sich mit diesen an einen Tisch zu setzen, um die Probleme beiseite zu räumen. Wenn man bedenkt, dass man doch früher Jahre lang gemeinsam durch dick und dünn gegangen war. Die Vorwürfe, dass dieses Geschehen politische Motivation gehabt haben soll, wobei hier erwähnt sein soll, dass es vollkommen paradox ist, überhaupt eine Motivation gehabt zu haben, da der Angriff nicht von uns ausging, weisen wir komplett von uns. Seit der Gründung der Karlsbande Ultras distanzieren wir uns von jeglicher Politik, da wir es keineswegs gut heißen, unseren Mitgliedern einen politischen Stempel zu verpassen. Leider war dies bei den Aachen Ultras der Fall, weshalb man sich von dieser Gruppe distanzierte. Die Politik, die diese Gruppe lebte, war extrem antifaschistisch mit eindeutigen Tendenzen zum Linksradikalismus. Leute, die jedoch nur am Fußball und an der Alemannia interessiert waren, wurden gemieden. Da wir uns von dieser Gruppe auf Grund von Politik distanzierten, wurde uns direkt vorgeworfen das rechte Spektrum abdecken zu wollen.
Da die Aachen Ultras fürchteten, ihre führende Stellung als Ultragruppierung zu verlieren, war es für diese ein gefundenes Fressen, einer, sich von ihrem Linksextremismus abgewandtem Gruppierung, Rechtextremismus zu unterstellen. Im Gegenzug liegt es uns viel mehr am Herzen, unsere jüngeren Mitglieder über diese Zeit aufzuklären und vor allem vor rechtem, aber auch vor linkem Gedankengut zu schützen. Dass dies keine leeren Worte sind, zeigen Besuche von Opfern des Nationalsozialismus. Viele weitere Aktionen in diese Richtung fanden statt. Aus Angst, dass unsere Motivation dies kenntlich zu machen publik wird, verweigerten die Aachen Ultras uns den Zutritt zu einer Lesung, bei der Rechtsextremismus verurteilt wird. Bei dieser Lesung wurde von unserer Seite aus niemand bedroht oder sonstiges. Eher hatte man den Eindruck, dass man noch Glück hatte dort heil weggekommen zu sein, bei der recht großen Anzahl an Vermummten vor der Türe (dies können weitere Alemannia-Fans und auch die Fanbeauftragten bezeugen). Seit den Unterstellungen, eine rechtsoffene Gruppe zu sein, gab es neben den Problemen der Außendarstellung und der Diskriminierung auch das Problem, dass braune Gestalten dachten, offene Türen bei uns einzurennen. Dies war jedoch nicht der Fall, so dass man diesen Leuten den Zutritt zu unseren Räumlichkeiten verwehrte oder sie aufforderte sich im Stadion nicht bei uns aufzuhalten, sondern sich schleunigst zu entfernen. Leider endeten diese Diskussionen öfters handgreiflich und man wurde dadurch auch Angriffsziel der anderen Seite.
Vorfall Raststätte:
Leider wussten einige wenige Leute, welche sich unter einer feiernden Menge in einer Raststätte befanden, sich nicht zivilisiert zu benehmen und verzichteten auf eine Bezahlung. Jedoch sei hierbei erwähnt, dass es sich um eine geringe Anzahl an Personen handelte, was jedoch keine Entschuldigung ist. Jedoch folgten bei Bekanntwerden der Täter direkt interne Sanktionen. Mit der betroffenen Raststätte wurde schon von unserer Seite Kontakt aufgenommen und Hilfe angeboten.
Politischer Extremismus und Rassismus haben bei uns keinen Platz!
Karlsbande Ultras im August 2012
FOTO: mayener-alemannen.de