Kautionsfonds des DFB als Rettung für Türkgücü München?
Das Spiel am Samstag gegen Wiesbaden noch, dann könnten die Lichter bei Türkgücü München endgültig ausgehen. Die Folge wäre eine Annullierung aller Spiele, was den Auf- und Abstiegskampf ordentlich durcheinander bringen würde. Doch nun ist eine neue Möglichkeit zur Rettung Türkgücüs in der Diskussion: ein Kautionsfonds des DFB. liga3-online.de erklärt die Hintergründe.
250.000 Euro pro Klub
In aller Deutlichkeit nahm Peter Müller, Sprecher des 1. FC Saarbrücken, im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den Halleschen FC am Samstag den DFB in die "verdammte Pflicht", für ein reguläres Ende der Saison zu sorgen: "Wir setzen sehr darauf, dass der DFB Verantwortung übernimmt und moderiert." Dabei warf er eine Möglichkeit zur Rettung Türkgücüs in den Raum, die bislang noch nicht diskutiert worden war: der DFB-Kautionsfonds zur 3. Liga. Mit diesem Fonds soll gewährleistet werden, "dass der Spielbetrieb in der 3. Liga reibungslos abgewickelt werden kann, insbesondere auch dann, wenn einem einzelnen Zulassungsnehmer während der Spielzeit die Zahlungsunfähigkeit droht", wie es im Statut 3. Liga zu den Richtlinien des Kautionsfonds heißt.
Der DFB-Kautionsfonds steht während einer Spielzeit jeweils vom 1. Spieltag bis zum 15. April zur Verfügung und beläuft sich pro Spieljahr auf einen Betrag von einer Million Euro, wobei pro Verein maximal 250.000 Euro abgerufen werden können. In Anspruch genommen werden kann der Fonds, sobald "alle sonstigen im Zulassungsverfahren zum Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit berücksichtigten Sicherheiten" ausgeschöpft sind.
Keine Rückzahlung bedeutet Punktabzug
Geschenkt ist das Geld allerdings nicht, vielmehr handelt es sich um eine Art Darlehen. Entsprechend muss die in Anspruch genommene Summe innerhalb von acht Wochen (spätestens zum 15. Mai der laufenden Spielzeit) inklusive Zinsen an den DFB zurückgezahlt werden. Passiert das bei einer abgerufenen Summe zwischen 125.000 und 250.000 Euro nicht, geht dies mit einem Abzug von sechs Punkten einher. Drei Punkte werden abgezogen, wenn eine Summe bis 125.000 Euro nicht zurückgezahlt wird. Sobald der Kautionsfonds in Anspruch genommen wurde, behält der DFB außerdem von der nächsten für die 3. Liga insgesamt zur Auszahlung anstehenden Fernsehrate der jeweiligen Spielzeit den entsprechenden Betrag ein. Im Klartext: Die übrigen Vereine müssten anteilsmäßig – zumindest bis zur Rückzahlung der in Anspruch genommenen Summe – auf Geld verzichten.
Darüber hinaus heißt es in den Richtlinien: "Die Rückzahlung der in Anspruch genommenen Mittel einschließlich Zinsen (…) ist Bedingung für den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Zulassungsverfahren für die der Inanspruchnahme folgenden Spielzeit." Heißt: Erfolgt die Rückzahlung nicht fristgerecht innerhalb der aufgegebenen Ausschlussfrist, ist der Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit nicht erbracht, und der Zulassungsnehmer erhält keine Zulassung für die entsprechende Spielzeit. In diesem Zeitraum, bis zum Ablauf von zehn Jahren, ist eine Teilnahme an der 3. Liga ausgeschlossen. Es sei denn, der betroffene Klub zahlt in diesem Zeitraum die in Anspruch genommenen Mittel einschließlich Zinsen bis spätestens zum Beginn des jeweils nächsten Zulassungsverfahrens an den DFB zurück. Bedeutet: Will Türkgücü in den nächsten Jahren wieder in der 3. Liga spielen, müsste das Geld früher oder später zurückgezahlt werden.
Entscheidung am 24. März?
Die Frage ist nun: Würden Türkgücü die maximal 250.000 Euro ausreichen, um die Saison auch ohne neuen Investor regulär zu Ende spielen zu können? Unabdingbar wird ein deutlicher Gehaltsverzicht der Spieler sein. Die Bereitschaft dazu hatte etwa Alexander Sorge zuletzt schon durchblicken lassen. Ob und wie es bei den Münchnern weitergeht, dürfte spätestens am 24. März feststehen. Für diesen Tag hat Insolvenzverwalter Max Liebig zu einer Betriebsversammlung geladen.
Sollten die Lichter ausgehen und Türkgücü den Spielbetrieb einstellen müssen, würden alle Partien der Münchner mit sofortiger Wirkung annulliert werden. Die Auswirkungen auf den Auf- und Abstiegskampf wären groß. Für FCS-Sprecher Müller wäre es gar "die größte Wettbewerbsverzerrung seit dem Bundesliga-Skandal 1971. Das würde dem deutschen Fußball nicht gut tun." Und der 3. Liga erst Recht nicht.