"Kein Stoßen": Machmeier-Anwalt relativiert Vorfälle nach Ulm-Spiel

Die Aussagen von SVS-Präsident Jürgen Machmeier und sein tätlicher Angriff gegenüber Schiedsrichter Florian Exner nach dem Spiel gegen Ulm am vergangenen Freitag (1:2) haben bundesweit hohe Wellen geschlagen. Eine Stellungnahme des 62-Jährigen lässt weiterhin auf sich warten, stattdessen hat er den renommierten Rechtsanwalt Prof. Christoph Schickhardt eingeschaltet. Dieser räumt die Vorfälle seines Mandanten zum Teil ein, relativiert sie aber auch – und kritisiert die Berichterstattung.

"Unsportlich und unnötig"

Erst der tätliche Angriff gegenüber Schiedsrichter Florian Exner und Linienrichter Jonah Besong, dann der Vorwurf, die Partie sei schon vorher entschieden gewesen: Jürgen Machmeier hat als Präsident des SV Sandhausen am vergangenen Freitag nach dem Spiel gegen den SSV Ulm 1846 kein gutes Bild abgegeben. Auch Schickhardt spricht in Bezug auf das Verhalten des 62-Jährigen von einer "Unangemessenheit und Fehlerhaftigkeit", die unstrittig sei. Der SVS-Präsident stehe daher auch "im vollen Umfang zu seinem tatsächlichen Fehlverhalten und übernimmt die volle Verantwortung".

Schon die verbale Auseinandersetzung sei "unsportlich und unnötig" gewesen. Der anschließende körperliche Kontakt zwischen Machmeiner und Exner sei entstanden, weil sich der Schiedsrichter aus der verbalen Auseinandersetzung lösen wollte. An Machmeier sei er beim Weitergehen jedoch nicht vorbeigekommen, sodass es zu einem "völlig unnötigen Kontakt im beidseitigen Schulter- und Brustbereich" gekommen sei. Ein Stoß, anders als am Sonntag vom DFB dargestellt, habe laut Schickhardt aber nicht vorgelegen. Auch die Hände seien nicht im Spiel gewesen, zudem sei niemand verletzt worden.

Machmeier habe sich in der Folge "persönlich beim Schiedsrichter entschuldigt", Exner habe diese Entschuldigung angenommen. "Jürgen Machmeier und der Schiedsrichter haben sich unter Sportsleuten ausgesprochen und in ihrem persönlichen Verhältnis ihre Auseinandersetzung beendet." Dennoch hat der DFB-Kontrollausschuss ein sportgerichtliches Verfahren gegen Machmeier eingeleitet – "zu Recht", wie Schickhardt feststellt. Dem 62-Jährigen, der den Vorfall laut Schickhart "außerordentlich" bedauert, drohen eine Geldstrafe sowie eine längere Sperre.

"Außerordentlich belastend:" Kritik an Berichterstattung

Kritik übt Schickhardt derweil an der Berichterstattung im Nachgang der Partie, die "außerordentlich belastend" gewesen sei und "zahlreiche Übertreibungen und völlig wahrheitsfremde Vorwürfe und Darlegungen" enthalten hätte. Konkret habe eine "Überspitzung der veröffentlichten Darstellungen" stattgefunden, die zu einer "völlig unangemessenen" und angesichts der tatsächlichen Vorfälle "übertriebenen Brandmarkung" von Machmeier und des SV Sandhausen geführt hätten. "Ich bin froh darüber, dass die Relativierung der tatsächlichen Umstände jetzt erfolgt ist und es zu der gewohnt ruhigen und angemessenen Verfahrensführung durch die DFB-Sportgerichtsbarkeit kommt", so Schickhardt.

Verstärkt worden sei die negative Berichterstattung auch durch "etwas vorschnelle Äußerungen aus dem DFB-Schiedsrichter-Wesen" um Lutz-Michael Fröhlich, da diese "ohne Kenntnis der genauen Umstände" erfolgt seien. Fröhlich (er hatte unter anderem gesagt: "Wenn nun aber sogar ein Vereinspräsident den Unparteiischen und seinen Assistenten körperlich attackiert, ist eine neue Dimension erreicht") habe dies gegenüber Machmeier eingeräumt und sich mit dem SVS-Boss "in partnerschaftlicher und sportlicher Art und Weise ausgesprochen". Auch dort habe Machmeier sich nochmals für sein unsportliches und unangemessenes Verhalten entschuldigt, was auch von Fröhlich akzeptiert worden sei. Die tatsächlichen Umstände und die genaue Darstellung des Schiedsrichters in seinem Schiedsrichter-Sonderbericht hätten "zu einer relevanten Relativierung" derjenigen Vorwürfe gegen Machmeier geführt. Dies habe auch Fröhlich bestätigt.

"Vollstes Vertrauen" in DFB-Sportgerichtsbarkeit

"Wir sind dafür dankbar, dass der Schiedsrichter und Lutz Fröhlich dazu beigetragen haben, dass jetzt die Beurteilung der unerfreulichen Vorgänge zu dem Spiel in Sandhausen auf fairer und sachlicher Grundlage besprochen werden können", heißt es abschließend. "Der SV Sandhausen und Jürgen Machmeier haben vollstes Vertrauen in die Angemessenheit der Entscheidung der DFB-Sportgerichtsbarkeit." Offen bleibt jedoch, warum Machmeier sich nicht persönlich geäußert, sondern einen Anwalt damit beauftragt hat. Das dürfte in der Geschichte der 3. Liga ein bislang einmaliger Vorgang sein. Auch der Verein hat bislang keine Stellung bezogen, muss aber ebenfalls mit einer Geldstrafe durch den DFB rechnen, da der Schutz des Schiedsrichters nicht vorhanden war.

   

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