"Keine Gedanken dazu gemacht": Wittmann will Chance nutzen

Mit Sabrina Wittmann steht beim FC Ingolstadt erstmals im deutschen Profifußball eine Frau an der Seitenlinie – zunächst bis zum Saisonende. Für die 32-Jährige eine große Chance, die sie unbedingt nutzen will.

"Hätte es mir nicht besser wünschen können"

Am Ende ging alles ganz schnell. Nachdem Wittmann am späten Mittwochabend erfahren hatte, dass die Chance besteht, für die letzten drei Liga-Spiele und im Landespokal-Finale bei der Drittliga-Mannschaft auf der Bank zu sitzen, war am Donnerstagvormittag bereits alles klar. "Ich habe keine Sekunde drüber nachgedacht, es ist nicht zu tun", sagte Wittmann bei der Spieltag-Pressekonferenz am Freitag und verriet: "Es war jedoch nicht die erholsamste Nacht." Seit Mittwochabend habe sie ein "Wechselbad der Gefühle" erlebt, gerechnet habe sie mit der Entscheidung nicht. Der erste Arbeitstag sei anschließend "total aufregend", jedoch "unfassbar schön" gewesen. Es sei alles "Schlag auf Schlag" gegangen, habe sich aber "richtig gut" angefühlt. "Ich hätte es mir nicht besser wünschen können, dass ich losgelöst von Auf- und Abstieg hier reinschnuppern darf". Am Nachmittag erstmals auf dem Platz gestanden zu haben, bezeichnete die 32-Jährige als "schönsten Tagespunkt. Das kann ich von allem am besten."

Davor und danach habe sie sich ausführlich mit dem Trainerteam über die Ausrichtung für die letzten vier Spiele unterhalten. "Wir wollen intensiven, zielstrebigen und emotionalen Fußball zeigen und den Ball haben", gewährte Wittmann einen Einblick in ihre Spiel-Philosophie. Die Defensive soll dabei als Basis dienen, was aber nicht heißt, dass die Schanzer abwarten wollen. Stattdessen gelte es, früh den Ball zu erobern. Nur auf Ballbesitz gehen will die 32-Jährige, die seit Donnerstag "unzählige Nachrichten" erhalten habe, aber nicht. "Wir wollen nicht in Schönheit sterben, sondern Tore erzielen." Der U19-Trainerin, die von ihrer bisherigen Mannschaft Applaus nach der Beförderung bekommen habe, ist aber bewusst, "dass wir in drei Tagen nicht alles verändern werden".

Chancen auf Weiterbeschäftigung?

Für Wittmann selbst ist die Aufgabe beim FCI eine große Chance, sich auf großer Bühne zu beweisen. "Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und werde mir viel rausziehen können." Ob es die einzige oder letzte Chance in ihrem Leben ist oder sich noch 40 andere ergeben, "dazu habe ich mir keine Gedanken gemacht", betonte die gebürtige Ingolstädterin, die bereits seit 19 Jahren im Verein ist. Gleiches gilt für die Tatsache, dass sie die erste Trainerin im deutschen Profifußball ist: "Die Aufgabe als solche ist für mich besonderer als die erste Frau im Profifußball zu sein." Ohnehin fühle sie sich im Männer-Bereich "total wohl" und will in diesem auch künftig tätig sein.

Möglicherweise gar bei den Profis? Darauf angesprochen, hielt sich die 32-Jährige, die einst selbst als Spielerin für den FCI auf dem Platz stand, bedeckt: "Ich habe in der Vergangenheit noch nie große Zukunftspläne gehabt, es ist alles immer super gelaufen." Sportdirektor Ivo Grlic wollte auf Nachfrage nichts ausschließen, allerdings verfügt Wittmann noch nicht über die vorgeschriebene UEFA-Pro-Lizenz, sodass im Falle eines Engagements über die Saison hinaus Strafzahlungen fällig werden würden. Der 48-Jährige will nun den Trainermarkt sondieren. Warum Köllner gehen musste, begründete Grlic indes so: "Das Auftreten der Mannschaft in der Rückrunde hat uns nicht zufriedengestellt und blieb hinter den Erwartungen zurück.“ Ingolstadts Sportdirektor sprach von fehlender Weiterentwicklung und Stagnation, zudem betonte er, mit "positiver Energie" in die neue Saison gehen zu wollen. Das wird nun die Aufgabe von Sabrina Wittmann sein. "Die lebt den Fußball. Wir vertrauen ihr zu 100 Prozent."

   

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