KFC Uerdingen: Ex-Trainer Friedhelm Funkel bietet Hilfe an

Seit einiger Zeit ist der KFC Uerdingen eines der großen Gesprächsthemen in der 3. Liga. Dabei ist der rein sportliche Fokus schon längst verloren gegangen. Insolvenz, fliehende Spieler und ein Hausverbot in der momentanen Spielstätte – der Klub versinkt im Chaos. Ex-Spieler und Trainer Friedhelm Funkel rechnet mit Investor Mikhail Ponomarev und der Stadt ab. Und bietet Hilfe an.
"Das ist nur noch traurig"
Eigentlich hätte der KFC Uerdingen am gestrigen Mittwoch ein Gastspiel beim SV Meppen gehabt. Doch aufgrund von zwei Corona-Fällen ist die Mannschaft noch bis mindestens Samstag in Quarantäne, das Spiel im Emsland wurde abgesagt – gleiches gilt für das Heimspiel gegen Rostock am Samstag. Doch ohnehin spielt das Geschehen auf dem Platz gerade eine untergeordnete Rolle bei den Krefeldern. Nach dem zum Saisonende angekündigten Ausstieg von Investor Mikhail Ponomarev konnte bisher kein neuer Geldgeber gefunden werden. Daraufhin meldete der Verein Insolvenz an. Zudem wurde der Klub wegen ausstehender Mietzahlungen vom Betreiber der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf ausgesperrt und steht aktuell ohne Spielstätte da.
Einer, der das Geschehen des Vereins noch immer verfolgt, ist Friedhelm Funkel. Der 67-Jährige gewann als Spieler 1985 mit dem Vorgänger-Klub Bayer Uerdingen den DFB-Pokal und stieg als Trainer 1992 und 1994 in die erste Liga auf. "Dass, was dort passiert, tut mir in der Seele weh. Das ist nur noch traurig", sagte Funkel nun in einem Interview mit dem "Express". Die Entwicklung überrasche ihn jedoch nicht. "Wenn du als Verein von einer Person abhängig bist, die nachweislich in anderen Vereinen wie der DEG oder dem KEV unglücklich agiert und Chaos hinterlassen hat, dann war dieses Ende nur eine Frage der Zeit." Investor Ponomarev war auch bei den Eishockey-Klubs Düsseldorfer EG und den Krefelder Pinguinen Investor. Es ging nicht im Guten auseinander.
"Könnte mir vorstellen, da mitzuarbeiten"
Funkel äußerte weitere Kritik am finanzkräftigen Russen. Unter dem ehemaligen Präsidenten habe der Klub "kein gutes Geschäftsgebaren" gehabt. "Permanent hing man mit den Zahlungen hinterher, es fanden immer wieder Gerichtsprozesse statt." Dass die der Verein nun ein Hausverbot im Düsseldorfer Stadion hat, sei "nur die logische Konsequenz", so Funkel, der bis Januar 2020 Trainer bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf war.
Der 320-maligen Bundesligaspieler sieht keine Zukunft mehr im Profifußball. Es bräuchte "schon ein Wunder, wenn es in Uerdingen weiter Drittliga-Fußball geben soll." An dieses glaube er aber nicht: "Ich sehe nur die Chance zum Neuaufbau in der Oberliga." Sollte dieser Fall eintreten, bräuchte es "eine Ansammlung von Krefelder Geschäftsleuten, die den Verein komplett neu aufbauen – ohne einen Investor. Dann könnte ich mir vorstellen, da mitzuarbeiten", so der Trainer-Routinier. Doch seine böse Vorahnung: "Aber vorerst befürchte ich, dass der KFC in der Versenkung verschwinden wird."
Auch Pusch würde gern gehen
Nicht nur außerhalb des Vereins sorgen die Meldungen der vergangenen Wochen für Kopfschmerzen. Spieler wie Heinz Mörschel (Dynamo Dresden) und Stefan Velkov (MSV Duisburg) haben den Verein bereits verlassen, andere Profis würden gern gehen. So auch Kolja Pusch, wie er dem "Reviersport" berichtet. Laut dem Magazin sollen dem 27-Jährigen Anfragen aus Deutschland und Österreich vorliegen. Zwar wolle er nicht auf "Teufel komm raus" gehen. Aber er ziehe "einen Wechsel in Erwägung. Ich war jetzt auch bei den Bossen und habe um die Freigabe gebeten. Leider wurde mir diese nicht gewährt."
Denn die Bedingungen beim KFC seien "unterste Kanone". So fehle es teilweise an grundlegendsten Sachen wie Cremes für die Physiotherapeuten, die es bei einem Profiverein geben sollte. Auch der von Bayer Uerdingen angebotene Trainingsplatz sei "in einem miserablen Zustand. Das ist schon alles katastrophal und stimmt mich auch traurig, weil wir wirklich saubere Jungs und eine astreine Mannschaft beisammen haben".