KFC Uerdingen vor dem Aus? Fragen und Antworten

Weil kein neuer Investor in Sicht ist und Mikhail Ponomarev am Saisonende aussteigen wird, droht dem KFC Uerdingen der Abstieg in die Regionalliga. Wie geht es jetzt weiter? liga3-online.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was das Aus bedeuten würde

Wie ist der aktuelle Stand bei der Suche nach einem neuen Geldgeber?

Als Ponomarev am 6. Dezember seinen Rückzug spätestens zum Saisonende angekündigt hatte, war bekannt geworden, dass Gespräche mit neuen Geldgebern bereits laufen. Unter anderem war einer Investoren-Gruppe aus Armenien großes Interesse nachgesagt worden, zumal sie sich bereits beim KFC umgeschaut hatte. Kurz vor dem Jahreswechsel gab der Klub dann bekannt, "mit mehr als einem Investor positive Gespräche zu führen". Doch seitdem hat sich offenbar nicht mehr viel getan – im Gegenteil: "Die Situation hat sich in den vergangenen Wochen erheblich verschlechtert", wird Verwaltungsratsvorsitzender Andreas Galland in der "Rheinischen Post" zitiert. "Leider hat sich die Sache nicht so positiv entwickelt, wie wir uns das vorgestellt hätten." Galland zufolge bestehe derzeit nur noch bei einem Investor ein Funken Resthoffnung auf einen Einstieg.

Wie geht es in den nächsten Tagen weiter?

Die Verantwortlichen um Ponomarev werden versuchen, doch noch einen Geldgeber zu finden, der beim KFC einsteigt. "Ich werde alles tun, um einen neuen Investor zu finden", kündigte Ponomarev an. Galland bereitete die Mitglieder aber bereits darauf vor, dass es auch nicht gelingen könnte, "einen Investor zu finden, der an die Stelle von Mikhail Ponomarev rückt".

Was passiert, wenn kein neuer Investor gefunden wird?

"Dann wird der KFC in der kommenden Saison nicht mehr in der 3. Liga spielen, sondern in der Regionalliga", zeichnete Ponomarev ein düsteres Szenario. Denn ohne neuen Geldgeber scheint der KFC in der 3. Liga nicht überlebensfähig. Entsprechend würde der Klub in diesem Fall wohl keine Lizenz für die neue Saison beantragen und sich am Saisonende in die Regionalliga zurückziehen.

Kann der Spielbetrieb ohne neuen Investor bis zum Saisonende fortgeführt werden?

Das ist ungewiss. "Sollte der Fall eintreten, dass wir keinen Investor finden, müssen wir schauen, wie die Saison in der 3. Liga weitergeführt werden kann", wird Verwaltungsratsvorsitzender Andreas Galland in der "Westdeutschen Zeitung" zitiert. Zwar will Ponomarev nicht sofort aussteigen – sondern spätestens am Saisonende -, allerdings stellt sich die Frage, inwiefern es aus seiner Sicht Sinn ergibt, laufende Kosten wie Gehälter und die Stadion-Miete zu zahlen, wenn er sich ohnehin spätestens am Saisonende zurückziehen wird. Da die Einnahmen aus TV- und Sponsorenverträgen allein aber nicht ausreichen dürften, droht dem KFC ohne das Geld eines neuen Investors (oder die Unterstützung von Ponomarev) die Insolvenz. In diesem Fall würden dem KFC zunächst drei Punkte abgezogen werden.

Welche Auswirkungen hätte ein Rückzug des KFC am Saisonende auf die 3. Liga?

Sollte sich der KFC nach Beendigung der Spielzeit zurückziehen, würde sich die Anzahl der sportlichen Absteiger auf drei verringern. Heißt: Bereits Platz 17 würde zum sportlichen Klassenerhalt reichen. Die Partien des KFC Uerdingen würden derweil in der Wertung bleiben – zumindest, wenn der Spielbetrieb nicht eingestellt werden sollte. Andernfalls würden sämtliche KFC-Partien annulliert werden. Nicht der Fall wäre das, wenn der KFC den Spielbetrieb innerhalb der letzten fünf Spieltage einstellen würde: Dann blieben alle Partien in der Wertung, während die nicht ausgetragenen Spiele mit drei Punkten und 2:0 Toren für den Gegner gewertet werden würden. Klar scheint aber: Wenn Uerdingen keinen neuen Investor finden sollte und den Spielbetrieb nicht fortführen kann, wird sich der KFC unmittelbar zurückziehen und nicht erst kurz vor Ende der Spielzeit.

Gab es in der Geschichte der 3. Liga schon mal den Fall, dass ein Team keine Lizenz beantragt hat?

Ja, das war sogar schon zweimal der Fall. Nach der Saison 2008/09 zogen sich die Kickers Emden zurück, sodass Wacker Burghausen in der 3. Liga blieb. Und in der Saison 2010/11 verzichtete die TuS Koblenz auf einen Lizenzantrag, wodurch Bremen II den Klassenerhalt am grünen Tisch schaffte.

 

 

Enger Zeitplan

Wie stehen die Chancen, dass ein neuer Investor gefunden wird?

Ponomarev zeigt sich wenig zuversichtlich: "Der KFC ist kein attraktives Investment. Was haben wir schon? Eine Drittliga-Lizenz. Das ist alles", wird er im "Kicker" zitiert. Das Problem: "Eine Mannschaft, die den Klassenerhalt erkämpfen kann, kostet vier bis fünf Millionen Euro", rechnete der 46-Jährige vor. Doch wer wolle das zahlen, fragte Ponomarev – und lieferte die Antwort direkt selbst: "Niemand."

Auch die Tatsache, dass der KFC derzeit über kein eigenes Stadion verfügt, macht den Klub für ein Investment nicht attraktiv. Ursprünglich sollte der Umbau der Grotenburg bis zum Sommer abgeschlossen sein. Doch ob der Zeitplan zu halten ist, scheint aufgrund gestiegener Kosten fraglich. Hinzu kommen die schlechten Trainingsbedingungen: "Ich schäme mich dafür vor meinen Spielern", so Ponomarev in der "Westdeutschen Zeitung". Die Schuld dafür sieht er vor allem bei der Stadt: "Die Stadt will nicht, dass der KFC in einer höheren Liga spielt."

Wie sieht der Zeitplan aus?

Bis zum 1. März müssen alle Drittligisten ihre Lizenz-Unterlagen für die kommende Saison einreichen. Entsprechend müsste bis dahin ein neuer Investor gefunden werden, um sicherzustellen, dass die Spielzeit 2021/22 finanziert werden kann – wenngleich die endgültige Vergabe der Lizenzen erst im Juni erfolgt. Doch klar scheint: Ohne Geld keine Lizenz. Die Bewerbungsfrist für eine Teilnahme an der Regionalliga West läuft derweil bis zum 31. März. Für den Nachweis der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit reicht bereits eine Bankbürgschaft. Sollte der KFC auch die Regionalliga nicht finanzieren können, würde es zurück in die Oberliga gehen. Also genau dorthin, wo Ponomarev den Klub 2016 übernommen hatte.

Ist der Spielbetrieb in der laufenden Saison gesichert?

Nach aktuellem Stand scheint der KFC die laufende Saison zu Ende spielen zu können, da Ponomarev frühestens am Saisonende aussteigen will. Sollte allerdings kein neuer Investor gefunden werden, scheint es fraglich, welche Perspektive der KFC in der 3. Liga dann noch hätte.

Wie würde es mit dem e.V. und den Jugendmannschaften weitergehen?

Laut der Verantwortlichen um Geschäftsführer Niko Weinhart sollen der Verein und die Jugendmannschaften von einem möglichen Aus der ausgegliederten Profiabteilung nicht betroffen sein. "Wir tun alles dafür, dass der Verein in der höchstmöglichen Spielklasse erhalten bleibt", so Weinhart in der "Rheinischen Post".

Was passiert, wenn der KFC doch noch einen Investor findet?

In diesem Fall würde alles ganz normal weiterlaufen, auch in der kommenden Saison würde der KFC in der 3. Liga spielen – sollte er weder ab- noch aufsteigen. Klar ist allerdings: Ein neuer Investor müsste nicht nur in den laufenden Spielbetrieb investieren, sondern auch in die Infrastruktur. Entsprechend wird ein Millionen-Betrag nötig sein. Und solange der KFC nicht mindestens in der 2. Bundesliga spielt, sind keine Gewinne zu erwarten.

Ist es denkbar, dass Ponomarev doch weitermachen? 

Völlig ausgeschlossen scheint das nicht. An der Seite neuer Geldgeber sei er nach eigener Aussage "für alle Optionen offen", schreibt die "WZ". Die Posse um Türkgücü-Investor Hasan Kivran hat gezeigt, dass mächtige Geldgeber ihre Meinung auch schon mal ändern können.

   

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