Kobylanski "fehlen die Worte", Antwerpen "unheimlich stolz"
Was für ein Sieg! Trotz Rückstand setzte sich der SC Preußen Münster am Dienstagabend spät mit 2:1 beim 1. FC Kaiserslautern durch und feierte damit den zweiten Sieg im dritten Spiel. Zum Matchwinner avancierte ein Joker.
"Ich wusste, dass der drin ist"
Genau 22 Sekunden der dreiminütigen Nachspielzeit waren absolviert, als die Preußen nach einem Foul von Özgür Özdemir an René Klingenburg einen Freistoß zugesprochen bekamen. Klingenburg ballte die Faust, denn er wusste: Das ist eine Position für Martin Kobylanski. Eigentlich hätten die Preußen zu diesem Zeitpunkt mit einem Unentschieden auf dem stimmungsvollen Betzenberg durchaus leben können – nicht aber der 24-Jährige. So legte sich der Deutsch-Pole den Ball sorgfältig zurecht, nahm fünf Schritte Anlauf – und nagelte das Leder aus 25 Metern ins linke Toreck – 2:1 für Münster, Auswärtssieg! "Was für ein Tor, was für ein unfassbares Tor", brüllte Telekom-Kommentar Christian Straßburger ins Mikrofon. "Mir platzt die Hose."
In der Tat war der Treffer des 24-Jährigen überaus sehenswert. Angesprochen auf die Szene, grinste Kobylanski nach Spielende im "Telekom"-Interview über das ganze Gesicht: "Mir fehlen ein bisschen die Worte." Dabei habe er nicht einmal gesehen, wo genau der Ball eingeschlagen war. "Da ich mich schon weggedreht habe, weil ich wusste, dass er drin ist", so der Deutsch-Pole, der erst in der 68. Minute für Sandrino Braun eingewechselt wurde. Inspiriert wurde Kobylanski übrigens nicht etwa von Cristiano Ronaldo, sondern von Felix Kroos. Der 27-jährige Bruder von 2014-Weltmeister Toni verwandelte am vergangenen Sonntag im Trikot von Union Berlin einen ähnlichen Freistoß direkt im Tor.
Antwerpen lobt die Einstellung
Doch dass die Preußen die fast 400 Kilometer weite Heimfahrt als Sieger antreten würde, deutete sich zunächst nicht an. Zwar kamen die Adlerträger gut in das Spiel und ließen sich auch von der tollen Kulisse von 22.881 Zuschauern nicht beeindrucken, gerierten kurz nach der Pause durch einen Treffer von Kevin Kraus jedoch in Rückstand (51.). "Ein ärgerliches Tor", befand Trainer Marco Antwerpen auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Eigentlich war der Ball schon abgewehrt". Doch die Preußen ließen sich davon nicht beirren. "Die Reaktion nach dem Rückstand war sehr gut – wir haben einfach weitergemacht und keinen Zentimeter verloren gegeben", lobte Antwerpen. "Respekt an die Mannschaft".
Selbst ein nicht gegebener Elfmeter in der 67. Minute, als Florian Dick den Ball am Boden liegend mit der Hand spielte, brachte die Preußen nicht aus der Ruhe. Schon in der ersten Halbzeit hätte Münster einen Strafstoß bekommen können, Schiedsrichter Robert Kempter erwischte allerdings einen gebrauchten Abend. Doch wer einen Martin Kobylanski hat und ihn sogar von der Bank bringen kann, braucht keine Elfmeter. Nur sechs Minuten nach seiner Einwechselung zwang er FCK-Keeper Sievers mit einem direkt geschossenen Freistoß zu einer Glanzparade, den Nachschuss verwertete Fabian Menig anschließend zum 1:1. "Eisen Menig macht eigentlich nie ein Tor, heute war mal dran", flachste Antwerpen, der in der Schlussphase stark aufspielende Preußen sah. Der Rest war grenzenloser Jubel.
Ein Bier für die Sieger
"Ich bin unheimlich stolz, dass wird das Spiel vor dieser Kulisse gedreht haben", konnte Antwerpen seine Begeisterung über den Last-Minute-Sieg nicht verbergen. "Es wird nicht vielen Mannschaften gelingen, auf dem Betzenberg zurückzukommen", prophezeit der 46-Jährige. Unter dem Strich sprach der Preußen-Coach von einem "verdienten Sieg" und kündigte an: "Wir werden vielleicht das eine oder andere Siegerbier trinken." In der Tabelle haben sich die Adlerträger mit dem zweiten Sieg im dritten Spiel wieder auf den zweiten Platz vorgearbeitet – und wollen nach zwei Auswärtssiegen in Folge nun auch vor heimischer Kulisse jubeln. Am Montag gastieren die Sportfreunde Lotte im Preußenstadion. Und Kobylanski wird bis dahin weiter fleißig Freistöße üben.
Der Kobylanski-Treffer im Video:
Ist das Ronaldo oder doch Kobylanski? ?
Gepostet von Telekom Sport am Dienstag, 7. August 2018