Kolumne Am längeren Hebel #4: Münster und das Risiko
Die Feiertage sind vorbei, die ruhige Zeit auch. Die Teams sind wieder in der Vorbereitung. Die Kilos aus der nicht sehr üppigen Weihnachtspause fallen und alle Laktatwerte sind genommen. Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Weihnachtsfest und das Christkind hat die richtigen Geschenke unter den Baum gelegt. In Liga 3 scheint, das nicht der Fall zu sein – oder doch, je nach Sichtweise. Die Transferperiode ist erst vier Tage alt und doch ist der ein oder andere „Umtausch“ schon in trockenen Tüchern.
Schlussverkauf in Unterhaching
Ein ganz bitteres Schicksal droht der Überraschungsmannschaft aus Unterhaching. In einem ganz groß angelegten Winterschlussverkauf könnten noch einige Leistungsträger die Münchner- Vorstädter verlassen. Unterhaching benötigt Geld und hat keine andere Wahl, als seine Leistungsträger ziehen zu lassen. Den Anfang machte Top-Torjäger Florian Niederlechner. Die gute Nachricht: Er bleibt in der 3. Liga. Der eine oder andere mag sich fragen, warum man denn vom Tabellenfünften zum Sechsten wechselt, speziell da der Shooting-Star noch im Dezember beteuerte, Unterhaching sei „sein Verein“. Nun, klar scheint: Niederlechners Sälar wird nicht unter dem Wechsel gelitten haben. Die Perspektive wohl ebenfalls nicht. Heidenheim bastelt seit Jahren an einem Team, das es in Liga 2 schaffen kann. Und angesichts des drohenden Hachinger Ausverkaufs….. Schade nur für das Trainerteam. Baum und Schromm leisteten großartige Arbeit und formten aus einem komplett neu zusammengewürfeltem Kader ein funktionierendes Team, das erfrischenden Fußball zeigte. Ob die Herren den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ kennen.
Das „Enfant-terrible“ der Liga ist zurück
Einer der sich bereits im Sommerschlussverkauf, eigentlich eher im „Zwischen-Sale“ aus Unterhaching verabschiedete ist dabei, die dritte Liga wieder zu beehren. Niemand geringer als Savio Nsereko befindet sich im Probetraining bei Preußen Münster. Das ehemalige Riesentalent, das unter anderem bei West Ham in der Premier League und beim AC Florenz spielte ,wurde von der SpVgg Unterhaching nach diversen disziplinarischen Verfehlungen freigestellt. Ich sehe in einer möglichen Verpflichtung eine Riesenchance. Seine Karriere ist ebenso bewegt, wie skurril. Aber wenn es Trainer Dotchev gelingt, Savio Nsereko „hinzubekommen“ hat Münster einen Riesenfußballer in ihren Reihen, welcher in dieser Liga kaum zu finden sein dürfte. Vielleicht entführt Nsereko die Münsteraner ja sogar eine Klasse höher – und muss eine solche nicht mehr vortäuschen.
Ein weiteres Schwergewicht in den Münsteraner „try-outs“: der Bundesliga und Europa-Cup erfahren Burak Kaplan. Chapau, Preußen Münster. Es besteht zwar das Risiko, dass Kaplan und Nsereko, welche zuletzt wenige Schlagzeilen auf dem Platz schrieben, nicht einschlagen, es ist aber angesichts bestimmt leistungsbezogen ausfallender Verträge überschaubar. Wenn die Überlegungen klappen, ist Münster ein heißer Kandidat für das verfrühte Schlussverkaufs-Schnäppchen.
Money, Money, Money
Ein bekanntes Gesicht wird wohl die Liga verlassen. Ohne Streit macht Albert Streit sich von Aachen Richtung Viiktoria Köln auf. Noch ein letzter großer Vertrag? Alles schien längst beschlossen, nur Aachens Insolvenzverwalter ist „nicht im Hause“. Kurios, irgendwie geht es immer um das Geld bei Albert Streit. Ich unterstelle Streit an dieser Stelle keine Geldgier. Zur Erinnerung: Streit wurde seinerzeit, neben fußballerischen Glanzlichtern, vor allem durch die Querelen bei Schalke 04 berühmt. Man unterstellte ihm, dass er lieber seinen (millionenschweren) Vertrag auf der Bank / Tribüne aussaß, als zu wechseln und zu spielen. Schade dabei: Streit hat in seiner Karriere wesentlich mehr Potenzial gehabt, als allen als „Raffzahn“ in Erinnerung zu bleiben,
Lieber Leser, das waren bei weitem nicht alle Wechsel, nur eine Auswahl der spektakulärsten bislang. Der eigentliche Winterschlussverkauf läuft ja auch erst immer Mitte Januar an, die Mobilfunkanbieter der Manager wird es freuen. Es wird noch mehr Bewegung in den Transfermarkt kommen, soviel scheint sicher. So mancher Verein wird noch bis zum 31. diesen Monats tauschen, feilschen und basteln. Bis dahin, aber:
eine ergiebige Woche und „stay tuned“
wünscht
Uli Hebel
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