Kommentar: Aufgeben ist für Regensburg keine Option
Eigentlich glaubt kaum einer noch an den Klassenerhalt des SSV Jahn – außer den Regensburgern selbst. Und das mit Erfolg: Dank einer kämpferischen und couragierten Leistung wurde Rot-Weiß Erfurt spät, aber verdient mit 1:0 (0:0) niedergerungen. Aias Aosman machte mit seinem zehnten Saisontreffer in der 90. Minute die drei Punkte für den Jahn klar. Aus zehn Zählern Rückstand auf das rettende Ufer wurden wieder nur acht. Aufgeben ist in Regensburg keine Option. Ein Kommentar:
.
Zehn-Punkte-Rückstand sorgt für Aussichtslosigkeit
Es war zu erwarten, dennoch waren die letzten Nachholspiele ein Dämpfer im Abstiegskampf des Jahn. Zehn Runden vor Saisonende betrug der Rückstand auf den rettenden 17. Tabellenplatz nun plötzlich zehn Punkte. Wie soll das aufgeholt werden? Vor allem der Umstand, dass die Jahnelf eine kleine Krise durchlief, machte die Situation für ein paar Tage schier aussichtslos. Eine Niederlage in Cottbus, okay. Zu erwarten, zu verkraften. Aber wenn man die Gegner nicht bezwingt, die eindeutig zu bezwingen sind, wie sollen die nötigen Punkte her? Der Zeitpunkt, dass Spiele verschenkt werden, ist definitiv vorbei. Die neue Mannschaft des Jahn hat die Klasse die Klasse zu halten. Aber sie rief es zuletzt nicht ab. Durch drei individuelle Fehler gab es gegen eine schlagbare SG Dynamo Dresden null Punkte. Gegen eine SGD, die in diesem Jahr von sieben Spielen sechs verlor – und nur das beim SSV gewann.
Brand: „Wir müssen das abrufen, was wir können!“
Doch Jahntrainer Christian Brand stellte unmissverständlich klar: „Ich erwarte, dass wir mutig nach vorne spielen. Wir müssen das abrufen, was wir können. Egal, wer der Gegner ist. Wir müssen unseren Job machen! Es hat niemand gesagt, dass es einfach wird. Wir müssen den Leuten zeigen, dass wir uns noch nicht aufgegeben haben!“ Und so agierte sein Team auch gegen Erfurt. Ein ähnlicher Gegner wie Dresden: Noch mit Aufstiegsambitionen, derzeit nicht gut drauf (zuletzt zwei Niederlagen in Folge). Doch es würde alles nichts nützen, wenn nicht die vorhandene Klasse genutzt und eine entsprechende Leistung abgerufen wird.
Umkämpfte erste Hälfte zeugt von Willen
Gegen Erfurt wurde die Leistung wieder abgerufen. Es war, vor allem im ersten Durchgang, sicher kein schönes Spiel. Aber der Jahn zeigte, dass er sich noch nicht aufgegeben hatte. Zwar gab es in der ersten halben Stunde kaum eine Torchance, doch die Jungs von Coach Brand gingen aggressiv in die Zweikämpfe, spielten mutig nach vorne. Zwei gelbe Karten in den ersten fünf Minuten zeugen ein wenig vom Einsatz der Jahnelf. Zwar hatte Erfurt im ersten Durchgang die konkreteren Chancen durch Aydin (45., gehalten) und Czichos (45. + 2, drüber), aber Regensburg war willig.
Scheitert Regensburg wieder an sich selbst?
In der zweiten Hälfte kamen dann die Chancen. Der Jahn machte das Spiel, ließ den Gästen eigentlich keine Chance – aber die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig. Aosman traf nach Hesse-Vorarbeit den Ball nicht richtig (54.), Kolja Pusch scheiterte mit einem Freistoß (73., knapp vorbei) und Uwe Hesse traf nur den Pfosten (78.). Erfurt war erst wieder gegen Ende der Partie gefährlich. Wiegels Konter konnte Keeper Strebinger gerade noch entschärfen (79.), nach einer Ecke verpassten es gleich zwei freistehende Erfurter den Ball über die Linie zu drücken (85.). Das ganze Stadion ahnte: Erneut bringt sich der Jahn selbst um verdiente – und nötige – Punkte. Diesmal nicht durch Fehler in der Abwehr sondern durch schlechte Chancenverwertung.
Spätes Siegtor als letzte Chance zur Initialzündung?
Aber der Jahn belohnte sich am Ende doch. Erfurt hatte gegen müde werdende Oberpfälzer die Chance zum Lucky Punch, doch den setzte in der Schlussminute der SSV Jahn Regensburg. Nach einer Ecke von Rot-Weiß leitete Steininger den Konter ein, Uwe Hesse setzte sich auf rechts stark durch und bediente den freigelaufenen Aosman. Der musste den Ball aus drei Metern nur noch einschieben. Aufgeben ist keine Option! Jahn Regensburg holt späte, aber aufgrund einer guten Leistung über weite Strecken der Partie doch verdiente Punkte und verkürzt den Rückstand von zehn auf acht Zähler. Ist jetzt das die Initialzündung? Es wäre die wohl letzte Möglichkeit. Die Punkte wurden nicht verschenkt – so muss das jetzt auch in den letzten neun Partien laufen, soll der Klassenerhalt gelingen.
Letzter Ausweg Grüner Tisch
Und auch, wenn diese acht Punkte doch zu viel sein sollen: Die Regensburger können weiter auch auf etwaige Lizenz-Verweigerungen oder Ähnliches hoffen. Die SpVgg Unterhaching, der im Zuge der Nachlizenzierung derzeit ein Punkteabzug droht, gehört zum Beispiel ebenso zu den Wackelkandidaten wie Hansa Rostock, die selbiges durch das Benefizspiel zwar noch abwenden konnten. Doch für die neue Saison ist weiter alles möglich. Auch ein Rückzug der zweiten Mannschaften von Stuttgart und Mainz sind durchaus realistisch. Es ist die Frage, ob sich ein finanziell nicht auf Rosen gebetteter VfB bei einem Abstieg in die 2. Bundesliga zwei so eng beieinanderliegende Profimannschaften leisten möchte, oder ob ein Rückzug der U23 in die Regionalliga nicht besser wäre. Aus Mainz hörte man schon im vergangenen Jahr von Überlegungen die U23 abzumelden. Jetzt ist der langjährige Trainer nicht mehr zuständig, die Mannschaft steckt im Abstiegskampf. Folgt nun dieser Schritt?
Aufgeben ist keine Option
Doch selbst bei solchen Szenarien hilft es nichts, wenn Regensburg die Saison als Tabellenletzter abschließt. Falls es dazu kommt und der Jahn profitieren möchte, sind Punkte nötig. Es sollte, auch wenn Platz 17 nicht mehr erreicht werden kann, alles versucht werden zumindest vor- oder gar drittletzter zu werden! Vor zwei Jahren beim Abstieg aus der 2. Liga hätte das gereicht, hier hatte es der SSV klar verpasst. Aber heuer wäre das durchaus möglich, wenn noch genügend Punkte geholt werden. Alleine aus diesem Grund ist Aufgeben keine Option!