Kommentar: Das Becker-Aus bei Dynamo wirft Fragen auf
Mit der Trennung von Sportchef Ralf Becker am Dienstag hat Dynamo Dresden personelle Konsequenzen aus der aktuellen Krise gezogen. Die Entscheidung, den 53-Jährigen mit sofortiger Wirkung freizustellen, wirft jedoch Fragen auf. Auch im Hinblick auf den Zeitpunkt. Ein Kommentar.
Einfluss auf das sportliche Geschehen gering
Für gewöhnlich ist es so: Läuft es bei einem Verein nicht gewünscht, muss zunächst der Trainer gehen. Schließlich hat dieser den größten Einfluss auf das sportliche Geschehen und die Mannschaft, sodass mit einem Wechsel auf dieser Position der oft zitierte "neue Impuls" ausgelöst werden soll. Eine andere Ansprache, eine andere Herangehensweise – das kann oft schon einen großen Unterschied ausmachen. Der Einfluss eines Sport-Geschäftsführers auf Themen wie Aufstellung und Taktik ist dagegen gering.
Umso überraschender daher, dass Dynamo das Becker-Aus damit begründete, dass "das notwendige Vertrauen dafür fehlt, dass unsere ambitionierten Vereinsziele kurz- und mittelfristig gemeinsam mit Ralf Becker realisiert werden können." Es stellt sich die Frage, was sich im Hinblick auf das Erreichen der Ziele durch die Freistellung des 53-Jährigen nun kurzfristig ändert. Zumal Becker rein auf dem Papier einen guten Job gemacht hat: Der von ihm zusammengestellte Kader weist überdurchschnittliche Drittliga-Qualität auf, mit der Rückkehr von Torschützenkönig Ahmet Arslan war ihm im Winter ein Coup gelungen. Dass Arslan bislang noch nicht gezündet hat, ist dann eher Sache des Trainers.
Warum jetzt?
Auch der Zeitpunkt wirft Fragen auf. Zum einen ist das Transferfenster geschlossen, sodass am Personal ohnehin nichts geändert werden kann. Zum anderen laufen die Planungen für die neue Saison – unabhängig von der Liga-Zugehörigkeit – derzeit auf Hochtouren. Mitten in dieser wichtigen Phase entsteht nun eine Lücke. Zwar betonte die SGD in seiner Pressemitteilung am Dienstagabend, dass der Verein handlungsfähig bleibe und dass Beckers Aufgaben umverteilt werden, doch ein wichtiger Ansprechpartner für Gespräche mit den Spielern und potenziellen Neuzugängen fehlt nun.
Ob zeitnah ein Nachfolger verpflichtet wird, ließ Dynamo offen. Lediglich von einer "eventuellen Neubesetzung" ist die Rede. Vielleicht wäre eine saubere Trennung zum Saisonende besser gewesen – zumal der Vertrag des 53-Jährigen bei Nicht-Aufstieg ohnehin ausgelaufen wäre. Und sollte die Rückkehr in die 2. Liga wie anvisiert gelingen, hätte auch Becker seinen Anteil daran. So wirkt die Freistellung nun etwas übereilt und weist fast schon Züge von Aktionismus auf, denn einen Impuls auf die Mannschaft wird die Trennung eher nicht auslösen.