Kommentar: Das hässliche Gesicht des Fußballs
Es sind Szenen, die fassungsloses Kopfschütteln und Wut hervorrufen: Chaoten, die sich als Anhänger von Dynamo Dresden ausgeben, feuern zielgerichtet Leuchtspurmunition (!) in den Block der Fans des F.C. Hansa Rostock. Schwere Verletzungen jener Leute, die ins Stadion kamen, um sich ein interessantes Fußballspiel anzuschauen, werden dabei billigend in Kauf genommen – zum Glück trat dies nicht ein. Auch mit etwas Abstand zu diesen Vorkommnissen stellt sich die Frage, weshalb Menschen auf die Idee kommen, sich auf diese Art und Weise darstellen und feiern zu müssen. Wie kommt man auf den Gedanken, mit brennenden Gegenständen auf Menschen zu zielen? Reicht der Verstand nicht aus oder ist es ihnen wirklich egal, welche schlimmen Folgen für Einzelne entstehen können? Ein Lob soll an dieser Stelle an die betroffenen Hansa-Anhänger ausgesprochen werden, die den Umständen entsprechend souverän reagierten.
Was ist der Sinn solcher Aktionen?
Auch die SG Dynamo Dresden wird das Verhalten dieser Verbrecher erneut hart zu spüren bekommen. Der Verein stand ohnehin unter strenger Beobachtung durch den Deutschen Fußball-Bund. Dies dürfte das Fass nun endgültig zum Überlaufen gebracht haben. Das Traurige ist leider, dass die Meldung von negativen Vorkommnissen im Stadion selber kaum überrascht. Lediglich die Art und Weise sorgen für Verwunderung. Es war stark anzunehmen, dass eine überschaubare Anzahl von "Fans" auf die grandiose Idee kommen wird, zu zeigen, dass……ja, was eigentlich? Man ein wahrer Fußballfan ist? Extrem toll und einzigartig ist? Man so seinen Herzensklub unterstützen will? Nur die Verursacher dieser Szenen werden wissen, was der eigentliche (Un)Sinn solcher Aktionen ist. Wie schlimm muss es um jemanden gestellt sein, um sich an einem Wochenende durch solche Aktionen den im Alltag fehlenden Reiz zu holen?
Weiterleiten der Geldstrafe reicht nicht aus
"Drei Punkte geholt und doch verloren" schrieb die SGD auf ihrer Homepage und zeigte, dass der 3:1-Erfolg nur noch nebensächlich war. Das sowieso schlechte Image des Vereins (für das er selber nicht verantwortlich ist) wurde weiter verhärtet. "Die Personen, die dafür verantwortlich sind, haben Dynamo Dresden erneut einen Bärendienst erwiesen. Wir werden weiter konsequent gegen diese Leute vorgehen und nicht klein bei geben", kündigte der kaufmännische Geschäftsführer Robert Schäfer an. Es bleibt zu hoffen, dass alle Täter ausfindig gemacht werden können. Ein Weiterleiten der zu erwartenden hohen Geldstrafe sollte das Mindeste sein. Vielleicht muss auch über drastischere Maßnahmen wie langjährigen Gefängnisstrafen nachgedacht werden, um solche Bilder irgendwann aus den Stadien verbannen zu können.
Auch Hansa-Anhänger fallen negativ auf
Nach dem Spiel sorgten auch Rostocker Anhänger für Aufsehen. Nach Polizeiangaben wurden Mülltonnen und Sperrmüllhaufen in Brand gesetzt, eine Polizeidienststelle wurde mit Steinen beworfen. Insgesamt wurden von den 1.700 Polizisten, die im Einsatz waren, sechs verletzt. “Für das Verhalten dieser Straftäter haben wir überhaupt kein Verständnis! Personen, die auf andere Menschen mit Steinen werfen und somit Verletzungen und Schlimmeres billigend in Kauf nehmen, haben in der Hansa-Familie keinen Platz! Diese Personen sind ein klarer Fall für die Strafverfolgungsbehörden”, fand Rainer Friedrich, Vorstand für Stadionmanagement und Prävention beim F.C. Hansa, klare Worte. Auch hier stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit. Es bleibt zu hoffen, dass in sehr naher Zukunft ein Selbstreinigungsprozess innerhalb der Fangruppierungen der deutschen Vereine stattfindet und die Täter bei Verein und Polizei gemeldet werden. Es ist kein alleiniges Problem in Rostock und Dresden. Zudem ist es wünschenswert, dass die Arbeit der Klubs schnell zu Erfolgen führt, um zukünftig bei Fußballspielen nicht schon im Vorhinein mit solchen Szenen rechnen zu müssen.
Oder muss es erst soweit kommen? Bei einer Schlägerei zwischen Fans von Atletico Madrid und Deportivo La Coruña verstarb am Sonntagnachmittag in Spanien ein 43-jähriger Mann. Rivalität zwischen Vereinen mag sicherlich für Spannung und eine gute Atmosphäre im Stadion sorgen. Doch irgendwann ist das gesunde Maß überschritten.