Kommentar: Der Ludwigspark entwickelt sich zur Farce

Mit der 90 Minuten vor Anpfiff abgesagten Partie gegen den FSV Zwickau konnte am Mittwochabend auch das vierte Heimspiel des 1. FC Saarbrücken in Folge nicht wie geplant im Ludwigspark stattfinden. Die umgebaute Spielstätte entwickelt sich immer mehr zur Farce für den Verein und die 3. Liga. So kann es nicht weitergehen. Ein Kommentar.

Lange Mängelliste

Ein undichtes und einbetoniertes Fallrohr der Dachentwässerung, Wassereinbrüche in Verkaufsständen, funktionsuntüchtige Belüftungsleitungen in der Haupttribüne, Höhenversprünge bei Fertigteiltreppen und mangelnde Lager- und Kühlkapazitäten für Getränke: Die Liste der Baumängel im Ludwigsparkstadion des 1. FC Saarbrücken ist lang und könnte auch noch weiter fortgeführt werden. Immer wieder kam es in den letzten Jahren aufgrund von Fehlplanungen zu Bauverzögerungen, zudem explodierten die Kosten von ursprünglich 16 auf über 46 Millionen Euro. Und dabei wird es wohl nicht bleiben, denn noch immer sind die Bauarbeiten nicht abgeschlossen.

Das größte Problem ist derzeit der Rasen: Zum einen versickert das Wasser nicht richtig, zum anderen ist die Rasenheizung aufgrund eines Rechtsstreits zwischen der Stadt und der beauftragten Gartenbaufirma weiterhin nicht funktionsfähig. Beides in Kombination führte dazu, dass der 1. FC Saarbrücken in diesem Jahr noch kein Spiel im heimischen Stadion austragen konnte. Dreimal kam es zu Absagen, einmal zog der FCS nach Frankfurt um.

Fahrlässig und skurril

Und das wäre auch mit Blick auf das abgesagte Duell gegen den FSV Zwickau die bessere Alternative gewesen. Natürlich ist es nur allzu verständlich, dass der 1. FC Saarbrücken in seinem Stadion spielen will – auch wenn es aufgrund der fehlenden Zuschauer derzeit keinen echten Heimvorteil mehr gibt. Doch vor dem Hintergrund der Rasenprobleme auf Biegen und Brechen auf den Ludwigspark zu setzen, ist fahrlässig. Wie die Platzkommission den Rasen noch am Dienstag für spieltauglich erklären konnte, ist angesichts der am Mittwoch vorgefundenen Bedingungen mehr als fraglich.

Dass der Rasen bereits am Dienstag unterhalb der Rasenfläche bis zehn Zentimeter in die Tiefe gefroren war, hätte auffallen müssen. Dann wäre auch abzusehen gewesen, dass das Schmelzwasser nicht abfließen wird – zumal für den Abend neuerliche Regenfälle angekündigt waren. Im Nachhinein dann von einem "unvorhersehbaren" und "kurzfristig nicht zu vermeidenden Ereignis" zu sprechen, mutet mehr als skurril an. Denn Tauwasser und Regenfälle können im Winter schonmal vorkommen. Mit etwas mehr Weitsicht hätte man entweder die Gäste aus Zwickau gar nicht erst auf die 1.100 Kilometer weite Fahrt (An- und Abreise) geschickt, oder die Partie frühzeitig nach Frankfurt verlegt.

Kein erneutes Experiment

Für das anstehende Heimspiel gegen 1860 München am Samstag kann es daher nur eine Lösung geben: der FCS muss umziehen – entweder nach Frankfurt oder Völklingen. Zwar sollen die Temperaturen in den nächsten Tagen zweistellig werden, doch eine Garantie, dass der Ludwigspark schon übermorgen bespielbar sein wird, gibt es nicht – zumal es in der Nacht auf Freitag wieder regnen soll. Nachdem die Versuche, den Platz für die Partien gegen Duisburg und Zwickau bespielbar zu machen, gescheitert sind, darf es nun kein weiteres Experiment geben. Der Platz in der PSD-Bank-Arena ist zwar ebenfalls kein Teppich, dürfte sich aber in einem deutlich besseren Zustand befinden, als der Rasen im Ludwigspark – zumal in den Strafräumen einige Rasenflächen ausgetauscht worden sind. Letztmalig beansprucht wurde der Platz kurioserweise vom FCS beim Spiel gegen den VfB Lübeck am 24. Januar. Zwei anschließend geplante Heimspiele des FSV Frankfurt sind abgesagt worden, auch am Samstag kann der Viertligist nicht spielen, nachdem es zuletzt einen Corona-Ausbruch gegeben hatte.

Wann die Platzbedingungen im Ludwigspark wieder ein Spiel zulassen, kann derweil nicht seriös eingeschätzt werden. Schon längst stellt die Baustelle mitsamt den Rasenproblemen ein Armutszeugnis für die saarländische Landeshauptstadt dar. Dabei sollte das neue Stadion ursprünglich ein Aushängeschild werden. Doch derzeit entwickelt sich das einstige Vorzeigeprojekt immer mehr zur Farce für den FCS und die 3. Liga.

   

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