Kommentar Dynamo Dresden: Lobenswerte Leidenschaft
„Die SGD ist wieder da.“ Ein Fangesang, der schon recht früh in der Saison durch das Stadion Dresden hallte – und nach mittlerweile acht absolvierten Spielen kann man mit Fug und Recht behaupten, dass sich die Dresdner nach ihrem Abstieg aus der 2.Bundesliga wieder gefangen haben. Man ist fast geneigt zu meinen, etwas „besseres“ als der Absturz in die Drittklassigkeit konnte den Schwarz-Gelben nicht passieren. In allen Bereichen hat man sich nach dem Scheitern hinterfragt, neu aufgestellt und vor allem in allen Situationen die Ruhe bewahrt. Tugenden, die in Dresden in der Vergangenheit kaum eine Rolle gespielt haben. Zu schnell wollte man zu viel. Ein Kernthema nach dem Abstieg war die Suche nach der neuen mannschaftlichen Geschlossenheit. Dynamos sportlicher Geschäftsführer Ralf Minge suchte gezielt junge und hungrige Spieler für das Projekt "Neustart in der 3. Liga". Insgesamt 18 neue Spieler kamen an die Elbe. Dass daraus so schnell eine homogene Truppe werden konnte, dachte wohl kaum jemand in und um Dresden. Nachdem berauschenden Pokalfest gegen Schalke (2:1) folgte die erste kleine Talsohle. Doch nach zwei Niederlagen, die vollkommen verdient waren, meldete sich die Mannschaft von Trainer Stefan Böger mit einem 2:0-Auswärtssieg in Wiesbaden zurück und bewies zuletzt gegen Jahn Regensburg, wie viel Moral tatsächlich in der Mannschaft steckt. Es sind längst keine hohlen Phrasen mehr vom Zusammenhalt der Böger-Truppe.
Lust auf Fußball
Nach gutem Start in die Partie gegen die Bayern am Samstag und dem 1:0 durch Justin Eilers sahen sich die Dresdner mehr und mehr dem Druck der Gäste ausgesetzt und mussten nach dem Ausgleich zum 1:1 auch noch eine Gelb-Rote-Karte gegen Nils Teixeira hinnehmen. Auf der anderen Seite jubelten schon die Gäste über das Führungstor, doch eine Abseitsstellung rettete den Dresdnern zumindest das Unentschieden. Gegen Kiel (1:2) wollte die junge Mannschaft unbedingt den Sieg, wurde für ihr offensives Denken aber in der Schlussminute bitter bestraft. Gegen Regensburg entschied sich die Mannschaft wieder für die Offensive und wurde in der 78. Minute belohnt. Justin Eilers zog volley zum 2:1-Siegtreffer ab, denn in den Schlussminuten zeigten die Dresdner einen ähnlich leidenschaftlichen Kampf wie gegen Schalke. Die Dresdner haben einfach Lust Fußball zu spielen, das sieht man der Mannschaft von Trainer Stefan Böger immer wieder an. Die Leidenschaft, mit der jeder Spieler auf dem Rasen agiert, ist mehr als lobenswert. Kann die Mannschaft in den kommenden Wochen an diese Leistungen anknüpfen, werden die Farben Schwarz und Gelb weiterhin in der oberen Tabellenhälfte zu finden sein. Dass in Dresden niemand das A-Wort in den Mund nimmt oder gar von einer Favoritenrolle spricht, kommt nicht nur bei den Fans an, die auch am Samstag wieder zu Scharen in das Stadion strömten. Und so manche Fußballmannschaft hat es bereits mit dieser Art von Understatement weit gebracht. Weiter so Dynamo Dresden.
FOTO: Jens Liebsch