Kommentar: Eine verpasste Chance
Es ist ein Bärendienst, den sich der Deutsche Fußball-Bund mit seiner heutigen Entscheidung in Frankfurt erwiesen hat. Mit der Bestätigung der Sperre von drei Spielen für den Darmstädter Abwehrspieler Benjamin Gorka folgte das Sportgericht damit den Ausführungen seines Schiedsrichters Cortus. Der hatte nach der Partie ausgesagt, Gorka habe ihn nach seiner Gelben Karte beleidigt und nur deswegen Rot gesehen. Zu widerlegen ist dies freilich nicht. Zu belegen jedoch auch nicht. Die Vermutung liegt allerdings nahe, dass der bundesligaerfahrene Referee aus dem bayerischen Röthenbach einfach zwei ähnlich aussehende Spieler miteinander verwechselt hat. Dies wäre an sich kein Problem. Denn auch Schiedsrichter sind nicht frei von Fehlern. Gerade sie sind es, die Woche für Woche unter großem Druck der Fans und der Öffentlichkeit stehen.
Lutz-Michael Fröhlich als Vorbild
Allerdings wäre es für den 31-Jährigen auch kein Problem gewesen, sein offensichtliches Missgeschick, nämlich den vorschnellen Platzverweis gegen Benjamin Gorka nach Absprache mit seinen beiden Assistenten wieder zurück zu nehmen. Im Gegenteil. Es wäre ein Zeichen von Größe, wie das Beispiel von Lutz-Michael Fröhlich zeigt. Der nämlich hatte beim Bundesligaspiel Bayern München gegen Hannover 96 in der Saison 2004/2005 irrtümlich Michael Ballack anstelle von Bastian Schweinsteiger des Feldes verwiesen. Aus ähnlichem Grund. Er hatte in der allgemeinen Hektik einfach die Nummer 13 mit der 31 verwechselt. Kurz darauf erkannte er seinen Fehler und nahm seine Entscheidung wieder zurück. Eine Welle der Anerkennung schlug dem Bundesligareferee damals entgegen. Beste Werbung sicher auch für den DFB und ein Fall mit Symbolcharakter – sollte man zumindest meinen.
Nicht viel aus der Vergangenheit gelernt
Dass der weltgrößte Sportverband jedoch nicht viel gelernt hat, zeigt der Fall Benjamin Cortus. Hier hat der DFB seine „Fair-Play“-Aktionen einmal mehr ad absurdum geführt und eine große Chance verpasst, sein Ansehen in Deutschland wieder zu verbessern. Das ein Verband seine Schiedsrichter schützt ist verständlich und vollkommen richtig. Bei offensichtlichen Fehlern seiner Spielleiter darf er jedoch die Leidtragenden – in diesem Fall Spieler und Verein – nicht auch noch doppelt bestrafen. Denn mit Entscheidungen wie diesen braucht man sich in Frankfurt nicht über den immer weiter sinkenden Respekt dem DFB gegenüber wundern. Respekt, den er im Übrigen stets selber vehement einfordert – leider jedoch nur selten zurück gibt.