Kommentar: Härtel-Ansage kommt zur richtigen Zeit

Kaum ging der 1. FC Magdeburg am Montagabend trotz einer eher schwachen Leistung in Erfurt hochverdient in Führung, ließ er sich in den letzten zwanzig Minuten von den Erfurtern wie eine Jugendtruppe abkochen. Ist die Vorfreude der Blau-Weißen auf die Rückrunde nun dahin? Mitnichten! Der selten anmutende Wutausbruch von Trainer Jens Härtel nach dem Spiel kommt zur richtigen Zeit. Ein Kommentar.

Eine merkwürdige Erkenntnis

Blickte man sich unter den 2.100 mitgereisten FCM-Fans am Montagabend um, dann konnte man zwischen all dem Stirnrunzeln, Augenverdrehen und unterdrückten Fluchen herauslesen, dass sich die Magdeburger diesen Flutlichtauftritt irgendwie anders vorgestellt hatten. So viel Krampf war selten in Härtels wuchtigem Dominanzfußball. Das Magdeburger Spiel lebte in Erfurt von viel Stückwerk. Der sonst so geradlinig schnörkellose Angriffsstil des FCM wurde im Steigerwaldstadion zu oft von einem auf Zufall basierenden Ungestüm abgelöst.

Viel überraschender war jedoch, welche Hochkaräter sich die Magdeburger trotz der nur mäßigen Leistung erspielen konnten. Ein ums andere Mal tauchte die Angriffsreihe allein vor Erfurts Schlussmann Knoll auf, oder setzte den Ball, wie Kapitän Sowislo, über den leeren Kasten. Genauso frappierend: die nicht sattelfeste wirkende Abwehr ließ bis auf einen Außennetz-Streifschuss von RWE-Stürmer Kammlott keine Möglichkeit für die Heimmannschaft zu – und konterkarierte somit eigentlich über lange Zeit ihren äußeren Eindruck.

Als Stürmer Christian Beck in der 66. Minute ausgerechnet die schwierigste Gelegenheit zum Führungstreffer nutzte, mischte sich unter die Jubelschreie nicht nur eine ganze Menge Erleichterung, sondern auch die merkwürdige Erkenntnis: Sollte der FCM hier drei Punkte mitnehmen, ohne wirklich an seine Leistungsgrenze gegangen zu sein?!

Scharfe Härtel-Kritik nur logisch

Die Art und Weise, wie der Club in den Folgeminuten die Führung verspielte, glich dann jenen für Kopfschütteln sorgenden Momenten im Fußball, die man exklusiv noch Jugendmannschaften gestattet, nicht jedoch Profiteams. Erstmals in dieser Saison verspielten die Elbestädter nicht nur eine Führung, sie stellten zugleich wichtige Elemente des Spiels teilweise ein. Als eines der kopfballstärksten Teams der 3. Liga stand man den Erfurtern bei der Wende im Spiel mit assistierender Höflichkeit zur Seite.

Dass Jens Härtel das Spiel seines Teams nach dem Führungstreffer ungewohnt scharf kritisierte, ist angesichts der desolaten Leistung in den letzten Minuten nur logisch. Der "selten dämlich"-Kommentar des 48-Jährigen vor dem MDR-Mikrofon sollte das Team vor dem anstehenden Heimspiel gegen den SV Meppen noch einmal ordentlich wachrütteln, dass man sich erstens nach der so grandios verlaufenen Hinrunde nicht auf einem Punktepolster ausruhen kann und zweitens auch gegen einen vermeintlichen Abstiegskandidaten mehr als nur 80 Prozent seines Leistungsvermögens abrufen muss.

Da sich der FCM alle paar Monate Niederlagen dieser Art leistet – Großaspach, Zwickau und Unterhaching in der Hinrunde sind noch in Erinnerung – wird die Mannschaft mit dem 1:3 in Erfurt umzugehen wissen. Jens Härtel vermochte es bislang stets, die Mannschaft nach derartigen Schlappen immer wieder auf den erfolgreichen Weg zurückzuführen. Für einen Heimerfolg gegen Meppen sollten dann jedoch alle Blau-Weißen wieder an die totale Belastungsgrenze gehen.

   

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