Kommentar: Komfortzone Böllenfalltor

Man könnte zu Beginn eines Kommentars zur aktuellen Lage in Darmstadt nun noch einmal die Umstände der Rettung vom vergangenen Sommer bemühen: Ja, der SV Darmstadt 98 ist eigentlich ein sportlicher Absteiger und ja, er ist nur "dank" des Lizenzentzugs von Kickers Offenbach noch ein Mitglied der Dritten Liga. Doch so langsam hat sich diese Story von der zweiten Chance verbraucht, es gibt aktuell aber auch gar keinen Grund, noch einmal zurückzublicken, im Gegenteil: Die Mannschaft der "Lilien" scheint nach neun Liga-Spielen bereits so weit zu sein, wie es manche ihrer Vorgänger nach über 30 Partien nicht waren. Mit den Zugängen gelangen absolute Volltreffer. Dominik Stroh-Engel steht nach seiner Vier-Tore-Show gegen Rostock natürlich im Fokus, aber auch alle anderen verstärken die Mannschaft mit ihren Fähigkeiten ungemein.

Offensivspieler machen den Unterschied aus

Dazu kommt das Trainergespann um Dirk Schuster, das mit klaren Vorstellungen überzeugt und diese, was noch viel wichtiger ist, dem Team auch vermitteln kann. Die schon seit Schusters Ankunft im letzten Winter erstarkte Abwehr hat in dieser Spielzeit nun den entsprechenden Gegenpart. Die Darmstädter Offensive findet immer besser zueinander, teilweise wird ein für Drittliga-Verhältnisse atemberaubend schneller und technisch anspruchsvoller Fußball gespielt. Womit wir wieder bei den neuen (Offensiv-)Spielern wären, denn ohne sie wäre dieser Stil nicht möglich – wie man in der vergangenen Saison gesehen hat: Marcel Heller und Milan Ivana bringen die so vermissten Flankenläufe zurück in das taktische Konzept. Beide sind enorm schnell und trickreich, bieten sich immer wieder an und vor allem Heller rennt für zwei. Marco Sailer ist überall auf dem Platz zu finden, überzeugt sowohl als Ballverteiler wie auch als Strafraumstürmer. Von diesem funktionierenden Gefüge profitiert natürlich Dominik Stroh-Engel, der allerdings neben seinen zehn Toren auch schon fünf Vorlagen vorzuweisen hat. Freilich, auch diese Mannschaft wird die ein oder andere Schwächephase erleben, aber der Club ist zurzeit in einer Situation, die es in der gesamten letzten Saison nicht gegeben hat: Völlige Sorgenlosigkeit in der Komfortzone der Tabelle. Deshalb kann Darmstadt 98 völlig befreit und ohne Druck in das Pokal-Duell mit Schalke gehen, dieses Highlight hat sich die gesamte Mannschaft nach der bisherigen Saison redlich verdient.

FOTO: Claus Krentscher

   

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