Kommentar: Kwasnioks Abrechnung wirft Fragen auf

Der FC Carl Zeiss Jena legte einen historischen Fehlstart hin. Wenig überraschend bewegt sich die Stimmung bei den Thüringern auf den Gefrierpunkt zu. Was allerdings Stirnrunzeln hervorruft, sind die zuletzt getätigten Aussagen von Cheftrainer Lukas Kwasniok. Dieser ging mit seiner Mannschaft enorm hart ins Gericht. Dabei bekämpft er Geister, die er zum großen Teil selbst hervorrief. Ein Kommentar.

Kwasnioks Kritik hat einen Beigeschmack

Die Aussagen von Jenas Übungsleiter Lukas Kwasniok im Rahmen der Pressekonferenz nach der Heimpleite gegen Mannheim waren an Deutlichkeit kaum zu überbieten. Der 38-jährige Cheftrainer fühlte sich im Stich gelassen und sparte nicht mit Kritik in Richtung seiner Mannschaft. "Wenn die Jungs nicht aufwachen, schaden sie dem Verein und ihrer Laufbahn", wetterte Kwasniok. "In dieser mentalen Verfassung ist es ihre letzte Station – das muss man klar sagen." Auch sei es nötig, "die Schwelle bei der Belastungsgrenze nach oben zu verschieben." So klang es fast ironisch, als Jenas Coach schließlich feststellte: "Zwischen mich und die Mannschaft passt kein Blatt. Ich vertraue den Jungs."

Fitnessproblem? Offensichtlich. Mentalitätsschwäche? Eindeutig. Es ist das gute Recht eines Trainers, die eigene Mannschaft nach schwachen Leistungen zu kritisieren – durchaus auch einmal öffentlich. Bei näherer Betrachtung wirken Kwasnioks Worte jedoch eigenartig, wenn nicht gar scheinheilig. Denn dieser bekleidet beim FCC nicht nur die Rolle des Cheftrainers, sondern ist gleichzeitig auch Sportdirektor. Damit ist er für die Kaderzusammenstellung genau so verantwortlich wie für den Fitnesszustand der Mannschaft – für mehrere der Aspekte also, die er bei seinem Team kritisierte.

Trainer muss sich der Verantwortung stellen

Wenn Kwasniok seiner Mannschaft Mentalitätsschwäche vorwirft, dann sollte er sich dabei auch fragen, ob er die für den Abstiegskampf nötigen Charaktere verpflichtet hat. Wenn er hingegen die Kondition des Teams kritisiert, sollte im Normalfall auch das eigene Vorbereitungsprogramm kritisch betrachtet werden. Entsprechend befremdlich mutet es an, wenn der verantwortliche Cheftrainer und Sportdirektor nach einer neuerlichen Niederlage konstatiert: "Ich sitze hier voller Scham." Wie eine Floskel wirkt es, wenn er sagt: "Ich übernehme die Verantwortung."

Lukas Kwasniok sollte tunlichst vermeiden, dass derartige Aussagen das Blatt zwischen ihm und der Mannschaft nicht in einen Keil verwandeln. In einer leitenden Funktion wie der seinen gehört es zwar dazu, Schwächen und Nachlässigkeiten deutlich anzusprechen – ebenfalls ist es jedoch Teil seiner Aufgabe, eigene Fehler zu erkennen und zu korrigieren.

   

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