Kommentar: Kwasnioks Entscheidung mutet skurril an

Am Saisonende gehen der 1. FC Saarbrücken und Trainer Lukas Kwasniok nach eineinhalb Jahren getrennte Wege – das gab der Aufsteiger am Freitag bekannt. Dass die Zusammenarbeit aufgrund "unterschiedlicher Ansichten und Ausrichtungen" enden wird, ist nicht unbedingt ungewöhnlich. Kwasnioks Begründung hingegen schon. Ein Kommentar.

Die Sache mit der Erwartungshaltung

"Ich habe im Dezember entschieden, meinen Vertrag über die laufende Spielzeit hinaus nur im Falle eines Aufstiegs in die 2. Bundesliga zu verlängern." So erklärt Lukas Kwasniok, warum er sich mit dem 1. FC Saarbrücken nicht auf eine Zusammenarbeit über das Vertragsende im Sommer hinaus einigen konnte. Klingt ambitioniert für einen Trainer ohne nennenswerte Zweitliga-Erfahrung. Und skurril. Warum?

Als der 1. FC Saarbrücken Ende Oktober beim 0:1 gegen den KFC Uerdingen die zweite Pleite in Folge kassierte und dadurch aus den Aufstiegsplätzen rutschte, kritisierte der FCS-Coach die hohe Erwartungshaltung der Fans: "Die Erwartungshaltung ist eine völlig falsche an uns als Aufsteiger, der nach sieben Spielen 13 Punkte hat." Schon vor dem Spiel meinte er: "Wer andere Erwartungen an uns hat, hat den Gong nicht gehört." Nach Ansicht des 39-Jährigen seien die ersten Spiele "vielleicht zu gut und zu positiv" verlaufen. Dass die Fans nach dem guten Saisonstart und der zwischenzeitlichen Tabellenführung vom Durchmarsch in die 2. Bundesliga träumten, gefiel Kwasniok seinerzeit gar nicht. "Ich habe eine richtige Krawatte", offenbarte er.

Kwasniok widerspricht sich

Dabei träumte der FCS-Coach allem Anschein nach ebenso von der 2. Liga. Oder warum hat er bereits im Dezember für sich entschieden, nur im Falle des Aufstiegs bleiben zu wollen? Auf der einen Seite die Fans für ihre zu hohe Erwartungshaltung kritisieren, auf der anderen Seite selbst die 2. Liga vor Augen haben: das ist ein Widerspruch. Zumal er – im Gegensatz zu den Fans – offenbar noch immer vom Aufstieg träumt: "Wir haben in den nächsten Wochen die Möglichkeit, gemeinsam etwas Großes zu erreichen und eine starke Saison zu vergolden. Eine Chance, die vielleicht so schnell nicht wiederkommen wird", wird er in der Pressemitteilung des Vereins zitiert. Keine Frage: Noch ist der Aufstieg trotz der aktuellen Negativserie (nur ein Sieg aus den letzten elf Spielen) möglich, der Rückstand auf Rang 3 beträgt bei einem Spiel weniger nur sechs Punkte.

Doch ob sich die Mannschaft voll auf die Spiele fokussieren kann, wenn schon jetzt klar ist, dass in der kommenden Saison ein anderer Trainer an der Seitenlinie stehen wird? Manch einer dürfte sich ebenso wie Kwasniok nun verstärkt mit der eigenen Zukunft beschäftigen. Dass für den Verein eine Verlängerung nur für die 2. Liga nicht in Frage kam, ist derweil nur allzu verständlich. Schließlich hätte der FCS alles auf eine Karte gesetzt und womöglich erst nach dem letzten Spieltag Planungssicherheit gehabt. Inwiefern sich Kwasniok, der sehr von sich überzeugt scheint, mit seiner skurrilen Entscheidung einen Gefallen getan hat, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen.

   

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