Kommentar: Montagsspiele machen die Liga nicht attraktiver
Mit der Einführung von Montagsspielen ab der kommenden Saison möchte der DFB nach eigenen Angaben die "Attraktivität der Liga weiter steigern." Dieser Plan könnte nach hinten losgehen. Ein Kommentar.
Montagsspiele = Attraktivität?
Nun ist es offiziell: Wie der DFB am Donnerstag bekanntgab, werden auch in der 3. Liga zur kommenden Spielzeit erstmals regelmäßig Montagsspiele ausgetragen. Bis zu 29 Partien sollen es werden, Anstoß immer Punkt 19 Uhr. Neben dem neuen Medienrechtevertrag mit der Telekom und der erleichterten Umsetzung von Sicherheitsvorgaben begründete DFB-Vizepräsident Peter Frymuth die Entscheidung folgendermaßen: "Wir hoffen, das neue Format trägt dazu bei, die Attraktivität der 3. Liga weiter zu steigern und die Aufmerksamkeit noch einmal zu erhöhen." Ein Satz, der für Fragezeichen sorgt.
Sicher, dass der DFB der Telekom möglichst attraktive TV-Pakete anbieten möchte, um einen höheren Preis für die Medienrechte aushandeln zu können, ist nachvollziehbar. Davon profitieren schließlich auch die Vereine. Doch dass Montagsspiele mit einer Steigerung der Liga-Attraktivität gleichzusetzen sein sollen, klingt nach einer Rechnung, die nicht aufgeht.
Spiele am Montagabend stoßen bei Fans selten auf Gegenliebe
Blickt man einmal auf die abgelaufene Bundesliga-Saison zurück, findet sich neben dem Videoschiedsrichter, ein weiteres Reizthema, dass die Fanszenen beschäftigt hat: Die Einführung von Montagsspielen im deutschen Oberhaus sorgte auch zwei Ligen höher für massive Fanproteste und führte teilweise zu Boykottierungen der Partien. Und hier reden wir nur von fünf Spielen.
Es gelte laut Frymuth, "den Wettbewerb nicht zu zerfleddern und die Fans im Stadion keinesfalls aus den Augen zu verlieren". Doch genau dieser Bindungsverlust ist durch die Einführung von Montagsspielen zu befürchten. Viele Fans folgen ihren Vereinen quer durch Deutschland, Dauerkarteninhaber pendeln am Wochenende nach Hause, nur um ihr Team anfeuern zu können. Schon die Freitagsspiele und Englischen Wochen sind für berufstätige Schlachtenbummler kaum zu meistern – mit den Montagsspielen wird es noch schwieriger, jedes Spiel im Stadion zu verfolgen. Und das führt zu Frust.
Die Liga ist schon attraktiv genug
Dabei ist die Vorfreude auf die kommende Saison eigentlich riesengroß. Das Teilnehmerfeld der neuen Spielzeit trieft nur so vor Tradition: Mit dem 1. FC Kaiserslautern, Eintracht Braunschweig , 1860 München und dem FC Energie Cottbus schließen sich Vereine mit nicht allzu lang zurückliegender Bundesliga-Vergangenheit der sowieso schon starken Liga mit Vereinen wie Karlsruhe und Rostock an.
10 ehemalige Erstligisten, 18 ehemalige Zweitligisten, 6 ehemalige Meister: Die Ligazusammensetzung verspricht packende Begegnungen mit großem Fanandrang, einen spannenden Meisterschafts- und Aufstiegskampf, emotionale Abstiegs-Endspiele. Es ist kaum vorauszusehen, wer im Sommer 2019 am oberen oder unteren Tabellenende stehen wird. Sicher ist nur: Schon jetzt, etwa anderthalb Monate vor Anpfiff, ist die Liga spannend wie selten zuvor. Das sind Dinge, die eine Spielklasse attraktiv machen, die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und die es im deutschen Profifußball zur kommenden Saison in dieser Ausprägung womöglich nur in der 3. Liga geben wird. Diese Liga ist bereits attraktiv genug – und Montagsspiele machen sie, zumindest aus Fansicht, nicht attraktiver.