Kommentar MSV Duisburg: Wiedergutmachung verschoben
Das hatten sich die MSV-Fans vor der 429 Kilometer langen Anfahrt zu den Stuttgarter Kickers sicherlich anders vorgestellt. Statt der per Videobotschaft angekündigte Wiedergutmachung nach dem „Grottenkick“ in Osnabrück (1:1) lag ihr Team in einem der Schlüsselspiele der Saison nach 60 Minuten mit 0:4 hinten. Es ist fragwürdig, warum einer der besten Kader der Liga nicht in der Lage ist, die schwache Leistung wie in Osnabrück zu korrigieren. Die Gründe, warum man in Stuttgart verlor, liegen jedoch auf der Hand: Beim 0:1 reichte ein einfacher Ball auf den Flügel, um die komplette Viererkette der Zebras auszuhebeln. Auch im Abwehrzentrum gab es einen kollektiven Tiefschlag, wo Kickers-Stürmer Badiane gefühlt den kompletten Strafraum für sich hatte. Die neu zusammen gestellte Viererkette erlebte einen grausamen Nachmittag auf der Waldau.
Angespannte Stimmung an der Wedau
Aufgrund der Gelbsperre von Thomas Meißner und der Erkrankung von Branimir Bajic musste Lettieri rotieren und bot Enis Hajri und Steffen Bohl im Zentrum auf. Die beiden Innenverteidiger hatten mit der Stuttgarter Offensive jedoch arge Probleme und ließen vor allem in Sachen Spritzigkeit eine Menge vermissen. Auch die Außenverteidiger erwischten einen schwachen Tag. Vor allem Kevin Wolze schien nicht viel zu gelingen, defensiv wie offensiv. Leider wurde an diesem Samstag in Stuttgart abermals mehr als deutlich, wie abhängig die Zebras von einzelnen Akteuren sind. Erwischen Zlatko Janjic und Kingsley Onuegbu einen schlechten Tag, ist Sand im Getriebe. Auch die hochveranlagten Dennis Grote und Michael Gardawski sind zur Zeit nicht in der Lage, ein Spiel an sich zu reißen, geschweige denn ganze Partien zu entscheiden. Somit herrscht nun, nachdem mit drei Siegen aus vier Spielen von einem guten Restrundenstart die Rede war, eine mehr als angespannte Stimmung an der Wedau.
Gute Ausgangslage für Saisonfinale erarbeiten
Sollten die Stuttgarter Kickers am Dienstag ihr Nachholspiel gegen Halle gewinnen, wäre Platz zwei auf fünf Punkte entfernt. Wahrlich keine Differenz, die nicht umzubiegen ist, aber dafür müssen deutliche Steigerungen in allen Mannschaftsteilen her, Torhüter Ratajczak ausgenommen. Grund zur Freude machte die Leistung von Martin Dausch. Der aus Berlin gekommene, aber bisher eher unauffällig agierende Mittelfeldmann war im ersten Abschnitt das stabilste Zebra und hauchte dem Team mit seinem Doppelpack noch einmal neues Leben ein. Einen weiteren vermeintlichen Hoffnungsschimmer stellt der Spielplan dar: Denn mit Unterhaching (H), Dortmund II (A), den wiedererstarkten Rostockern (H) und Stuttgart II (A), warten in den nächsten vier Partien vier Teams aus dem unteren Tabellendrittel. Die perfekte Möglichkeit, sich in eine gute Ausgangslage für die letzten Partien zu bringen, wo es unter anderem gegen Cottbus, Kiel, Münster und Erfurt geht. Es wird also höchste Zeit, dass sich der MSV wieder wie ein Aufstiegskandidat präsentiert, am besten schon bei der verschobenen Wiedergutmachung gegen die Talentschmiede aus Bayern. Denn aufsteigen wollen sie ja, wie Manager Ivo Grlic jüngst klarstellte. Vielleicht sollte die Devise deshalb lauten: Weniger versprechen, mehr machen.