Kommentar: MSV läutet Weihnachtszeit ein und verteilt Geschenke
Vor der Partie gegen Duisburg betitelte HFC-Cheftrainer Sven Köhler die Zebras in der Pressekonferenz als „gefühlten Zweitligisten“. Was die Zuschauer an der Wedau zu sehen bekamen, hatte größtenteils eher wenig mit der zweiten Bundesliga zu tun. Der MSV schafft es erneut, ein Heimspiel zu verlieren und einiges an Kredit gegenüber den eigenen Fans zu verspielen. 1:3 stand auf der Anzeigetafel, als das Spiel abgepfiffen wurde. Pfiffe ertönten dabei nicht nur aus dem gängigen Schiedsrichterinstrument. Der Ausgleich von Kevin Wolze sorgte nur kurzfristig für richtig gute Stimmung, da der Ball zwölf Minuten später erneut im Zebranetz lag (31. Franke). Duisburg rutscht durch diese Niederlage auf Rang 11 ab und ist aktuell neuer Tabellennachbar des Halleschen FC, die ihrerseits einen Platz gut machen konnten. Gute Nachrichten gab es diesmal abseits des Platzes: Auch der MSV erhielt grünes Licht in der Nachlizenzierung durch den DFB und konnte eine weitere wichtige Hürde nehmen. Das Thema Stadion muss allerdings weiterhin geklärt werden, um das langfristige Überleben des Traditionsclubs zu gewährleisten. Achja, und da war ja noch der Schuldenschnitt, der noch immer nicht abgeschlossen ist.
Dauergefahr bei Standards
Wenn der Schiedsrichter in der Hälfte des MSV pfeift, muss die Stadionregie direkt aufpassen, ob die Anzeige geändert werden muss. Drei Standards führten zu drei Treffer. Ruhende Bälle waren die Ursache, warum der Großteil der 10.722 Zuschauer sauer nach Hause gegangen ist. Der MSV schaffte es in diesen Situationen nicht, konsequent zu verteidigen und zu klären. Unverständlich, warum eine erfahrene und mittlerweile eingespieltere Hintermannschaft derart zum Tore schießen einlädt. Die wackelige Abwehr sorgte für wenig Selbstbewusstsein auf dem Platz, was sich konsequent im Spiel nach vorne niederschlug. Präzision blieb auch in dieser Partie gegen den Halleschen FC Mangelware, wodurch Sturmtank Onuegbu selten in Szene gesetzt werden konnte, zumal auch Orsula in seinen Duellen gegen Ziebig oft als zweiter Sieger zurückblieb. Duisburg wollte Initiative ergreifen, tat dies jedoch mit Ungenauigkeiten, die wiederum in zusätzlichen Laufwegen resultierten. Dass man sich im eigenen Stadion drei Tore durch Standards gefallen lassen muss, zeugt zwangsweise von Abstimmungsschwierigkeiten – zusätzlich gepaart mit mangelhaftem Zweikampf. Als es zum ersten Mal im Kasten des MSV klingelte, waren einige Zuschauer noch damit beschäftigt, ihr kurz zuvor erworbenes Sitzkissen auszuklappen. Gogia spielte nach einem Einwurf gleich mehrere Duisburger aus und brachte den Ball aus spitzem Winkel im rechten Eck unter. Freistöße führten noch in der ersten Halbzeit zum Endstand von 1:3, den in dieser Form wohl die wenigsten erwartet hätten. Der MSV versuchte in der zweiten Halbzeit zwar erneut anzurennen, schaffte aber aufgrund von andauernden Ungenauigkeiten nicht mehr den Anschlusstreffer.
Auch am kommenden Samstag heißt es Heimspiel
Wie das Stadion in Zukunft finanziert wird, ist weiterhin offen. Allerdings kommt man bei dieser Heimschwäche unweigerlich auf die Idee, den MSV einfach jedes Spiel auswärts bestreiten zu lassen. Solidere Abwehrarbeit, eine Brise mehr Glück, bessere Konter und letztendlich deutlich bessere Ausbeute. Nächsten Samstag ist Duisburg aber erneut Gastgeber und begrüßt dann Unterhaching, die gegen Osnabrück zwar leer ausgingen, jedoch durchaus vorhaben, Wiedergutmachung zu betreiben. Ein weiteres Heimspiel mit unvermeidbaren Standardsituationen. Wird weiterhin ein derartiges Verhalten bei ruhenden Bällen an den Tag gelegt, präsentiert sich die Zuschauerzahl wohl bald nicht mehr fünfstellig. Die Qualität des Kaders ist weiterhin vorhanden, jedoch schafft die Truppe von Karsten Baumann es nicht, die Qualität in allen Mannschaftsteilen konsequent auf einem ähnlichen Level zu halten. Kommenden Dienstag geht es im Niederrheinpokal gegen den Cronenberger SC. Sicherlich eine Pflichtaufgabe, die nach diesem Wochenende aber schwieriger als erwartet sein könnte. Die Zebras müssen dringend Selbstbewusstsein tanken und dadurch Souveränität zurückgewinnen, damit man wieder öfter vor Freude die Faust ballen kann.
FOTO: Dieter Schmoll