Kommentar: Offenbacher Kickers erreichen neuen Tiefpunkt
War es das für Arie van Lent? Diese Frage stellen sich in Offenbach momentan viele. Mit großem Unverständnis und Fassungslosigkeit mussten die Fans von Kickers Offenbach mit ansehen, wie das Spiel gegen den Tabellenführer aus Osnabrück am Samstag mit 1:5 verloren wurde. Die aktuelle Krise nur an diesem Spiel festzumachen, wäre allerdings zu einfach. Nach verkorkstem Saisonstart fing sich dieselbe Mannschaft, die jetzt so desolat und blutleer auftritt, und legte eine Serie von elf ungeschlagenen Spielen hin und arbeite sich damit an die Aufstiegsplätze heran.
Vorläufiger Tiefpunkt
Wie unverständlich muss es jetzt jedem OFC-Fan vorkommen, dass nach der Auswärtsniederlage in Darmstadt (0:1) auf einmal nichts mehr zusammen läuft. Die Kickers, vor der Saison von Trainer Arie van Lent zum Aufstiegskandidaten erklärt, erstolperten sich aus sechs Spielen nur drei Punkte. Die Niederlage gegen Osnabrück bildet nun schließlich den vorläufigen Tiefpunkt dieser Serie. Dazu kommt die fast geisterhafte Stimmung im neuen Stadion. Kamen anfangs um die 7.000 Fans, verlieren sich nun nur noch 4.700 Zuschauer im "Sparda-Bank-Hessen-Stadion". Der Bieberer Berg eine Festung? Schon lange nicht mehr. Fünf Mal konnte die gegnerische Mannschaft in dieser Saison bisher alle drei Punkte aus Offenbach entführen, zwei Mal kam es zu einer Punkteteilung. Dem gegenüber stehen lediglich fünf Offenbacher Heimsiege. Für die Ansprüche des Trainers zu wenig.
"Keine weitere Blamage"
Rational ist das alles nicht zu erklären. Im Umfeld des Vereins und der Fanszene ist immer wieder von finanziellen Schwierigkeiten die Rede. Kürzlich bestätigte der neue OFC Präsident Dr. Frank Ruhl die Summe von 1,8 Millionen Euro an kurzfristigen Verbindlichkeiten. Offenbachs Bürgermeister Horst Schneider kommentierte die Finanzierungspolitik des Vereins, die jetzt, so zitiert ihn die Offenbach Post, „endlich zu 100 Prozent auf dem Tisch“ liege, mit den Worten „Vorfinanzierungsstrategie aus der Vergangenheit“. Sogar von einem „Schneeballsystem“ ist die Rede. Können Zukunfts- bzw. Existenzängste die Ursache für die Arbeitsverweigerung bei Teilen der Mannschaft sein? Vor dem Pokalknaller gegen Fortuna Düsseldorf will man auf Seiten der Vereinsführung darauf (noch) nicht reagieren. „Ich erwarte keinen Sieg“, stellt Ruhl klar. „Aber eine weitere Blamage darf es nicht geben.“
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