Kommentar: Pfiffe gegen Kammlott wären völlig unangebracht
Am Donnerstagabend war es also vollbracht: freudestrahlend blickten Carsten Kammlott und RWE-Sportvorstand Alfred Hörtnagl in die Kamera, während der Neuzugang seinen Vertrag unterschrieb. Gleich bis 2016 hat der Verein seinen "verlorenen Sohn", wie in solchen Fällen gerne gesagt wird, an sich gebunden. Zweieinhalb Jahre, in denen der 23-Jährige beweisen kann, dass er den Glanz seiner ersten Tage bei RWE nicht verloren hat. Selten polarisierte ein Transfer der Thüringer so, wie es bei "Chippy" der Fall war oder besser gesagt, noch immer ist.
Er verlängerte den Vertrag, um mehr Geld einzubringen
Als "Söldner", der sich am besten gar nicht erst in die Nähe des Steigerwaldstadions trauen sollte, wurde er von – zum Glück – nur Wenigen bezeichnet. Doch ist dem gebürtigen Bad Frankenhausener anzumerken, dass die Liebe zu seinem Jugendverein noch immer besteht. Sicherlich tat sein Abgang im Sommer 2010 Vielen weh, als er ausgerechnet zu dem Verein wechselte, der den traditionellen Gesinnungen vieler Fußballfans nicht passt – RasenBallsport Leipzig. Dass er damals seinen Vertrag, der im Sommer 2011 ausgelaufen wäre, sogar noch bis 2012 bei RWE verlängerte, um somit eine höhere Ablösesumme einzubringen, vergessen die Leute, die ihn beim ersten Durchsagen seines Namens wahrscheinlich mit Pfiffen konfrontieren werden, scheinbar. Somit spülte der Transfer der alten und neuen Nummer 27 schätzungsweise 800.000 Euro in die klammen Kassen der Rot-Weißen, die vielleicht auch dadurch erst in der Lage waren, sich finanziell halbwegs zu stabilisieren. Wäre er geblieben, würde der Klub heute vielleicht in der Regionalliga antreten.
Kammlott schlug lukrativere Angebote aus
Und ist es nicht verständlich, sich nun, nachdem der Arbeitgeber schon für die 2. Bundesliga aufrüstet, eine neue (oder auch alte) Herausforderung zu suchen? Und dorthin zu gehen, wo einen die Leute bejubelten und das Gefühl gaben, "hier bist du zu Hause"? Auch andere Vereine hatten Interesse am Stürmer. Diese waren sicherlich auch in der Lage, das Portemonnaie etwas weiter zu öffnen. Doch es zog ihn zurück an den Steigerwald. Ein größeres Bekenntnis zum Klub kann es kaum geben. Da er bei den Leipzigern auf sehr hohem Niveau trainiert hat und das Umfeld in Erfurt nur allzu gut kennt, wird er auch von Beginn an eine Verstärkung sein. Dies stellte er bereits am Samstag unter Beweis, als er im Testspiel gegen Zwickau nach 45-minütigem Einsatz zwei Tore zu verbuchen hatte.
FOTO: Marcel Junghanns / Klettermaxe Photographie / Fototifosi