Kommentar: RWE geht mit dem Bastians-Rauswurf ins Risiko
Sie war ein echter Paukenschlag, die Nachricht von der Freistellung Felix Bastians' bei Rot-Weiss Essen am Dienstagnachmittag. RWE bezeichnete die Freistellung zwar als "alternativlos", geht damit aber auch ein Risiko ein. Ein Kommentar.
Binnenklima gefährdet?
Nein, an der aktuellen Negativserie mit neun Gegentoren in den Spielen gegen Unterhaching und Verl ist die Suspendierung sicherlich nicht festzumachen – zumal Bastians am Samstag beim Spiel gegen Verl in den zweiten 45 Minuten, als RWE vier Gegentore kassierte, verletzungsbedingt gar nicht mehr auf dem Platz stand. Und selbst wenn: Die schwache Abwehrleistung einem Spieler allein in die Schuhe zu schieben, wäre ohnehin zu kurz gegriffen gewesen. Vielmehr scheint es so, als wäre Bastians hinter den Ansprüchen an ihn zurückgeblieben. Darauf lässt auch die Formulierung aus der Pressemitteilung schließen, wonach der 35-Jährige der Erwartungshaltung als Leader auf dem Platz und in der Kabine "zunehmend nicht mehr nachgekommen" sei.
Was das konkret heißt, bleibt zwar offen, doch offenbar haben sich die Verantwortlichen mehr von Bastians erhofft – nicht unbedingt nur sportlich, sondern vor allem darüber hinaus. Dass er als meinungsstark gilt und auch mal aneckt, ist bekannt. Nicht von ungefähr flog er auch in Freiburg und Bochum aus der Mannschaft. Für den Fall, dass der Routinier das Binnenklima durch ein zu großes Ego gefährdet haben sollte, war die Freistellung – gerade in der aktuellen Lage – tatsächlich "alternativlos".
In der Abwehr gehen die Alternativen aus
Fakt ist aber auch: RWE schwächt sich durch die Entscheidung selbst. Nicht, weil Bastians in der bisherigen Saison der alles überragende Spieler war, sondern weil die ohnehin schon dünn besetzte Abwehr künftig eine Alternative weniger hat. Während Fabian Rüth (Kreuzbandriss) und Ekin Celebi (Leisten-OP) noch für einige Zeit verletzt ausfallen, gilt auch Felix Götze als verletzungsanfällig. Das Spiel gegen Verl verpasste er etwa aufgrund einer Bauchmuskelzerrung. Ob der 25-Jährige am Freitag in Dortmund auflaufen kann, ist noch offen.
Falls nicht, würden mit José-Enrique Ríos Alonso, Aaron Manu und Mustafa Kourouma nur noch drei Spieler für das Abwehrzentrum zur Verfügung stehen. Von ihnen verfügt allerdings nur Ríos Alonso über nennenswerte Profierfahrung (42 Drittliga-Spiele). Es zeigt sich also: RWE gehen nach dem Bastians-Rauswurf die Alternativen aus – und das ausgerechnet in einer Situation, in der es binnen zwei Spielen neun Gegentore gab. Spätestens im Winter wird Essen nachrüsten müssen. Auch die Verpflichtung eines vereinslosen Spielers sollte in Betracht gezogen werden.