Kommentar: Schiedsrichter müssen geschützt werden

"Eiermaler" musste sich Schiedsrichter Markus Wollenweber nennen lassen, er solle "Cornflakes zählen gehen" und eine Woche lang nicht schlafen. Jan Löhmannsröbens Wutanfall vor laufenden Kameras wurde zigfach geteilt und mittlerweile von mehr als einer Million Menschen betrachtet. Jan Ahlers meint: Schiedsrichter müssen geschützt werden. Ein Kommentar.

Schiedsrichter darf nicht zum Gespött werden

Im ersten Moment schmunzelten wir wohl alle über die Entgleisungen des Jan Löhmannsröben, der in Zwickau unfreiwillig einen Elfmeter gegen seinen 1. FC Kaiserslautern verursachte – eine Fehlentscheidung, die den FCK zwei Punkte kostete und mehr als nur das, die das Ende der Krise vertagte, obgleich sich Lautern den Sieg mit einer engagierten Leistung redlich verdient hatte. Es kam viel zusammen, und vielleicht hätte ein Jan Löhmannsröben zunächst einmal kalt duschen sollen, bevor er sich in der Öffentlichkeit, gegenüber Medien äußerte. Diesen Selbstschutz spendete ihm niemand, kein Trainer, kein Betreuer, keiner aus dem FCK-Medienteam. Und so kam es zu einer Wutrede, die nicht ohne Konsequenzen bleiben sollte. Vielleicht muss auch über eine Sperre zumindest nachgedacht werden.

Denn es darf niemals zur Mode werden, dass Schiedsrichter nach Abpfiff durch Spieler zum Gespött der Leute werden. Ein Begriff wie "Eiermaler" erfüllt den Bestand der Schiedsrichterbeleidigung: Auf dem Feld hätte es dafür eine Rote Karte gegeben. Nach Abpfiff ist der Effekt ein noch gravierender, wird die Wortwahl sogar noch in die Öffentlichkeit getragen und der Unparteiische – so umstritten seine Leistung auch gewesen sein mag – in die Pfanne gehauen.

Funken Anstand muss gewahrt bleiben

Wir alle sind Fußball-Fans, weil der Sport emotional ist, weil auf jedem einzelnen Spiel die Bedeutung von mindestens einer ganzen Woche lastet. Wir alle freuen uns über Profis, die keine in Medienschulungen durchexerzierten Floskeln zum Besten geben, sondern sagen, was sie denken, was sie fühlen. Benachteiligung gehört dazu. Dabei muss aber jederzeit ein Funken Anstand gewahrt bleiben. Jan Löhmannsröben sind am Sonntagnachmittag buchstäblich die Sicherungen durchgebrannt, er hat vielleicht auch eine Grenze übertreten.

Dass wir zunächst darüber lachen, die Videos teilen, sie kommentieren, zeigt, dass wir die Perspektive des Geschädigten vernachlässigen. Dass wir uns über die möglichen Auswirkungen in der Schiedsrichter-Szene gar nicht im Klaren sind. Wenn "Hängt Sie auf, die schwarze Sau" durch Stadion schallt, wenn Autos zerkratzt werden, Schiris Gewalt angedroht wird und teils sogar tätliche Angriffe folgen, sind Regelhüter vom Profi- bis zum Amateurbereich in Gefahr – und damit irgendwann auch der Fußball selbst, wenn ihm die Unparteiischen ausgehen. Spieler, die ungestraft medial Frust über Unparteiische auf diesem Niveau ablassen dürfen, verstärken den Effekt nur noch weiter. Ihnen gebietet Einhalt – und daher sind die Ermittlungen des DFB nur folgerichtig.

[box type="info"]Eine andere Sichtweise: Löhmannsröben-Ermittlungen – DFB setzt falsches Zeichen[/box]

 

   

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