Kommentar: Thioune-Verlängerung ist mutig aber konsequent
Die Verlängerung des Arbeitsvertrages mit VfL-Cheftrainer Daniel Thioune bis 2020 ist ein mutiger, aber auch konsequenter Schritt. Er kennt den Verein, ist ihm emotional verbunden, liegt mit seinem Verständnis über die Art und Weise des idealen Fußballspiels mit Sportdirektor Benjamin Schmedes auf einer Wellenlänge und hat im vergangenen halben Jahr (teilweise) gezeigt, dass erfolgreicher Fußball mit ihm möglich ist. Die Entscheidung, mit Thioune zu verlängern, war so trotz der mäßigen Ergebnisse der vergangenen Wochen die Richtige. Ein Kommentar.
Thioune bringt taktische Flexibilität
Im Umfeld des Vereins wurde die Arbeit des Cheftrainers immer wieder kritisiert und eine mögliche Verlängerung der Zusammenarbeit eher befürchtet als herbeigesehnt. Den Vorwurf der mangelnden Konstanz, bedingt vor allem durch Defensivfehler, die den einen oder anderen VfL-Fan zum Haare raufen gebracht haben werden, muss sich Thioune gefallen lassen. Die miserable Statistik nicht nur gegen die Spitzenteams, sondern auch die kraftlosen Auftritte in den Heimderbys gegen Meppen und Münster dürften beim Anhang keinen guten Nachgeschmack hinterlassen haben.
Trotzdem muss aber die Arbeit des Trainers insgesamt bewertet werden. Er übernahm eine Mannschaft, die am Boden lag und ließ vor allem vor der Winterpause sehr guten Fußball spielen. Er gab dem VfL taktische Flexibilität durch den Wechsel verschiedener Spielsysteme nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern auch während des Spiels. Die Berufung von Eigengewächs Sebastian Klaas in den Profikader erwies sich als goldrichtig und könnte für den klammen Verein zum Fallbeispiel werden. Darüber hinaus lesen sich einige Ergebnisse, wie das 1:5 in Wiesbaden oder 0:2 in Magdeburg, auf dem Papier schlechter als die Spiele tatsächlich waren. Thioune hat gezeigt, dass er das Zeug besitzt den VfL wieder in das obere Tabellendrittel der Liga zu führen. Wenn er dann noch die Mannschaft im Sommer selber nach seinen Vorstellungen zusammenstellen kann (sieben auslaufende Verträge wurden nicht verlängert, 6 Leihen enden im Juni), hat er die Chance verdient den Club seiner ersten Profistation zu altem Ruhm zu verhelfen.
Einjahresvertrag keine Option
Basierend auf den schmerzhaften Erfahrungen der beiden letzten frühzeitigen, zu langfristigen Verlängerungen der Trainerverträge von Maik Walpurgis und Joe Enochs, liest sich eine erneute Verlängerung um zwei Jahre mit einem mittelmäßig erfolgreichen Trainer zunächst verdächtig. Daniel Thioune nach nicht einmal einer vollen Saison nur eine Verlängerung um ein Jahr anzubieten, wäre allerdings keine glaubhafte Option gewesen. Wer Langfristigkeit und Kontinuität predigt, kann dem zentralsten Bestandteil seiner Fußballmannschaft, dem Trainer, nicht nur einen Vertrag über ein einziges Jahr anbieten. Auf dieser Basis hätte man weder vernünftig mit neuen Spielern verhandeln können, noch dem Trainer selber das Vertrauen entgegenbringen können, was dieser benötigt um den sportlichen Erfolg zurück an die Bremer Brücke zu bringen. Auch Thioune weiß, dass ein erneuter 17. Platz kaum zu erklären sein wird. Wenn man ihm aber das Vertrauen schenkt es besser machen zu können, dann auch richtig.