Kommentar: Trainerchaos in der 3. Liga wirft Fragen auf
In der Bundesliga gilt die Länderspielpause als Ruhezone, da viele Spieler bei ihren Nationalmannschaften verweilen. Das Vereinsleben kommt in dieser Zeit bei dem einen oder anderen Verein fast zum Stillstand. Nicht so in der 3. Liga! Dort gilt die Länderspielpause nicht wirklich als Ruhezone für die Spieler und Trainer sondern eher als Phase für neue Maßnahmen. So geschehen auch am gestrigen Montag. Zunächst trudelte die Wechsel-Meldung von Kosta Runjaic, Trainer bei Darmstadt 98, per Pressemitteilung in die Redaktionen. Dieser Transfer zum Zweitligisten MSV Duisburg war bereits erwartet worden und zudem auch schon einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe durchgesickert.
Ein neuformiertes Team muss sich erst finden
Etwas überraschender, aber nicht unbedingt unerwartet, kam gegen 14 Uhr die Meldung, dass sich Zweitligaabsteiger Alemannia Aachen von Trainer Ralf Aussem trennte. Dies gab der Verein auf einer Pressekonferenz bekannt – den Journalisten war dieser Schritt allerdings bereits bekannt, da der WDR am Samstag bereits eine Andeutung auf eine mögliche Entlassung gemacht hatte. Fraglich ist allerdings, warum die Alemannia schon nach acht Spieltagen die Reißleine zieht und praktisch einen kleinen Neuanfang wagt. Coach Ralf Aussem hatte vor der Saison mehrfach betont, dass man sich in der 3. Liga erst finden müsse und noch ein klares Saisonziel herausgeben könne. Denn die Tabelle, so betonte Aussem immer wieder, hätte erst nach zehn Spieltagen eine Aussagekraft. Nach acht Runden befindet sich die Alemannia nur auf Rang 13 wieder. Dass diese Bilanz (nur zwei Siege) für den Tabellenführer der ewigen Zweitligatabelle mehr als unbefriedigend ist, ist natürlich verständlich. Allerdings darf man gerade in der sehr ausgeglichenen 3. Liga nicht erwarten, dass ein vollkommen neuformiertes Team von Anfang an um den Aufstieg mitspielen kann. Wenn man dies bei den Aachenern vor der Saison ernsthaft gedacht hat, war dies bereits der erste, aber entscheidende Fehler. Nun darf man gespannt sein, wer die schwere Nachfolge antritt. Die Erwartungen sind riesig – eigentlich muss der neue Mann das Blatt sofort wenden können und innerhalb von wenigen Wochen in den Aufstiegskampf eingreifen müssen. Aber was, wenn dies wieder nicht gelingt?
Fans forderten den Rauswurf
Etwas anders verhält sich die Situation bei Hansa Rostock: Der Absteiger entließ am gestrigen Montag ebenfalls seinen Trainer – Wolfgang Wolf musste gehen. Die Gründe sind allerdings, im Vergleich zur Alemannia, verschiedene. Zwar ähnelt sich die sportliche Bilanz von nur zwei Siegen aus den ersten acht Spielen, doch Wolf eckte beim FCH mehrfach ein. Anders als bei Aussem forderten die Fans in den letzten Tagen und Wochen vehement den Rauswurf von Wolf, um das letzte Fünkchen Hoffnung auf den direkten Wiederaufstieg nicht erlischen zu lassen. Die Spieler der Rostocker haben ohne Zweifel das Potential, im oberen Tabellendrittel der 3. Liga mitzuspielen. Es bleibt aus Sicht der Hansa-Fans zu hoffen, dass der Nachfolger sofort Zugriff zur Mannschaft gewinnt, um vielleicht noch vor der Winterpause wieder näher an die Aufstiegszone zu rücken – dies sollte der Anspruch des ehemaligen Bundesligisten sein. Ein ausführlicher Kommentar zur Situation beim FC Hansa folgt in den kommenden Stunden …
Die Geduld fehlt!
Der gestrige Tag hat wieder ein Mal gezeigt, dass der Trainer das schwächste Glied der Kette ist. Mit Erfurt, Darmstadt, Aachen und Rostock sind nun gleich vier Vereine auf der Suche nach einem neuen Trainer. Drei Wechsel an nur einem Tag sind ein trauriger Rekord, der zeigt, dass die Vereine immer weniger Geduld haben und zum Teil mit aller Macht in die 2. Bundesliga wollen. Auf Einzelschicksale kann da natürlich keine Rücksicht genommen werden.
FOTO: Friedrich Jeschke