Kommentar: Unruhige Weihnachtszeit beim VfL – Was will Wollitz?
Sportlich läuft es beim VfL Osnabrück so gut wie schon lange nicht mehr: Aus 22 Spielen der am vergangenen Wochenende in die Winterpause gegangenen Drittliga-Spielzeit 2012/13 holten die Lila-Weißen satte 47 Punkte, am Samstag verabschiedeten sich die Osnabrücker mit einem 5:1-Kantersieg bei den Kickers Offenbach aus dem sportlich erfolgreichen Jahr 2012. Auch die offenen Fragen außerhalb des Fußballs konnten Ende des Jahres weitestgehend geregelt werden: Die Osnabrücker haben ausgegliedert, ein neues Präsidium und eine echte Perspektive. Nur einer zeigt sich noch nicht zufrieden und bringt neue Unruhe nach Osnabrück: Trainer Claus-Dieter Wollitz.
Ankündigung einer Stellungnahme
Bereits vor einigen Wochen äußerte Claus-Dieter Wollitz seinen Unmut darüber, wie mit ihm bei seiner Verpflichtung im Dezember 2011 umgegangen worden sei: Lediglich Halbwahrheiten darüber, wie prekär die finanzielle Lage zu diesem Zeitpunkt beim VfL war, sollen ihm erzählt worden sein. Wäre es am Ende nicht so ausgegangen, wie es nun ausgegangen ist – der VfL hat vor der Saison seine Drittliga-Lizenz bekommen und mit der Ausgliederung und der Hilfe der Stadt neue finanzielle Rahmenmöglichkeiten geschaffen – hätte die Karriere des Trainers vorbei sein können. Denn ein Misserfolg würde immer auch mit dem Trainer verbunden werden, egal wie die Bedingungen im Verein waren, so Wollitz. Wegen der nicht vorhandenen vollständigen Aufklärung über die damalige Situation hat sich der 47-jährige Vollblut-Osnabrücker also – verständlicherweise – betrogen gefühlt. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Vorstand und dem Trainer und Manager in Personalunion ist also nachhaltig beschädigt. Auch wenn mit Christian Kröger nach der letzten Jahreshauptversammlung ein neuer Präsident am Steuer der Lila-Weißen sitzt und dieser genau diese fehlende Kommunikation verbessern will, Konsequenzen könnte Wollitz dennoch ziehen. Daher hat der Coach vor ein paar Wochen angekündigt, sich nach dem Offenbach-Spiel zu seiner persönlichen Situation äußern zu wollen. Heute ist bereits Tag 2 nach dem Offenbach-Spiel – ein Gespräch zwischen Wollitz und Kröger hat es am Sonntag gegeben, über die Inhalte kann aber nur spekuliert werden. Eine offizielle Stellungnahme fehlt weiterhin.
Verlässt Wollitz den VfL?
Im Zuge dessen kam bei den VfL-Fans die Befürchtung auf, Wollitz könnte den VfL Osnabrück nun vorzeitig verlassen. Angeheizt hat der Trainer, der eigentlich immer Unruhe von der Mannschaft fernhalten wollte, die ganze Diskussion selbst. Noch immer hat er die Gerüchte um einen möglichen Abgang vor Ablauf seines Vertrages im Jahr 2015 nicht dementiert und so bleibt die Angst der Fans, Wollitz könnte schon jetzt gehen. So wurde der Coach in diversen Internetplattformen bereits als neuer Trainer bei Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim gehandelt. Doch dass Wollitz ohne jegliche Bundesligaerfahrung als aktueller Drittliga-Trainer einen stark abstiegsbedrohten Verein in der 1. Liga übernehmen könnte und dieser überhaupt bereit ist, in solch einer Situation ein solches Experiment mit einem unerfahrenen Trainer einzugehen, ist dann wohl doch fraglich und etwas weit hergeholt. Aktuellen Medienberichten zufolge will die TSG ohnehin einen im Abstiegskampf erfahrenen Trainer holen. Ohnehin bleibt es auch nach wie vor nicht vorstellbar, dass Wollitz die Mannschaft in der aktuellen Situation im Stich lässt. Es würde gegen sein Naturell sprechen und gerade jetzt, wo sportlich alles perfekt läuft und er auf dem besten Weg ist die Lila-Weißen wieder Richtung Bundesliga-Unterhaus zu führen, wäre ein Abgang eine große Überraschung. Und so, wie Wollitz am Samstag noch von seinem Team schwärmte, schwärmt kein Trainer, der womöglich schon bei einem anderen Verein unterschrieben hat.
Spekulation über Gesprächsinhalte
Was also will Claus-Dieter Wollitz mit der aktuellen Debatte um seine Person erreichen? Angefochten hat der Trainer die neue Unruhe höchstpersönlich, gerade weil er die VfL-Fans trotz Ankündigung weiter mit einer Stellungnahme warten lässt. Es kann nur darüber spekuliert werden, was der 47-Jährige wirklich will. Immer wieder klagt er über die schlechten Trainingsbedingungen, die der VfL vorzuweisen hat. Auch sind ihm bekanntermaßen die finanziellen Spielräume wichtig, die er beim Verein hat. So wird er versuchen wollen, seine Mannschaft durch Spielerverpflichtungen weiter punktuell zu verbessern und auf den Weg Richtung 2. Bundesliga weiter zu unterstützen. Dass der VfL finanziell aber trotz der Ausgliederung noch nicht mit Geld um sich schmeißen kann, ist auch klar. Es bleibt dabei: Ein Abgang des Fußball-Trainers Claus-Dieter Wollitz vom VfL Osnabrück wäre ein ganz schwerer Schlag für die Lila-Weißen. Niemand – allen voran die Spieler selbst – kann sich vorstellen, dass ein anderer Trainer so gut mit dieser Mannschaft umgehen kann, wie derjenige, der sie selbst zusammengestellt hat. Soll es sportlich weiter so erfolgreich laufen, muss Wollitz bleiben. Ein neuer Trainer würde Veränderungen mit sich bringen – und dann würde sich die Entwicklung beim VfL zu einer Wundertüte entwickeln. Trotz dass es sportlich so gut läuft und auch finanziell alles in ruhigere Fahrwasser befördert werden konnte, kommt der VfL Osnabrück in der Weihnachtszeit noch nicht zur Ruhe.
FOTO: Flohre Fotografie