Kommentar: Von kleinen und großen Namen
Wolfgang Wolf, Stefan Emmerling oder Gerd Dais. Die Liste der potentiellen Trainer-Kandidaten beim SV Darmstadt 98 war lang. Wer jedoch einen vermeintlich „großen“ Namen erwartet hatte, wurde zunächst einmal enttäuscht. Am Ende präsentierte der Tabellenletzte mit dem 44-Jährigen Dirk Schuster einen in der dritten Liga noch relativ unerfahrenen Übungsleiter als neuen Coach. Jedoch sind es oft die vermeintlich „kleinen“, die in kritischen Situationen den maximalen Erfolg bringen können. Viel Unverständnis schlug den Vereinsverantwortlichen des SV Darmstadt 98 schon bei der damaligen Verpflichtung von Trainer Kosta Runjaic entgegen. Ein völlig unbekannter Trainer aus der Region sollte den Verein vor drei Jahren also vor dem Sturz in die Oberliga retten? Das Ergebnis ist bekannt. Runjaic hielt mit dem Team die Klasse und stieg nur ein Jahr später in die dritte Liga auf. Inzwischen rettet er mit Bravour auch den MSV Duisburg in der zweiten Liga vor dem Abstieg.
Auch Dirk Schuster ist ein ähnlicher Typ. Jung, hervorragend ausgebildet und mit klaren Ideen und Vorstellungen ausgestattet. Als Jahrgangsbester absolvierte der gebürtige Chemnitzer die Fußballlehrer-Ausbildung im Jahr 2007. Immerhin noch vor vermeintlich „großen“ Namen wie Milan Sasic und Claus-Dieter Wollitz. Der Verein tut also gut daran, sich auch künftig nicht von bekannten Namen, sondern von den klaren Konzepten und Vorstellungen seiner Wunschkandidaten leiten zu lassen. Er werde sich an diesen Personalentscheidungen messen lassen müssen und bei einem Scheitern auch die Konsequenzen ziehen, betonte Vereinspräsident Rüdiger Fritsch bei der Vorstellung des mittlerweile dritten Trainers der Lilien in dieser Saison.
Viel falsch gemacht hat Fritsch bislang jedoch nicht. Die Verpflichtung von Jürgen Seeberger als Runjaic-Nachfolger galt als Coup. Gepasst hat es – das musste man sich am Ende eingestehen – mit dem gebürtigen Konstanzer jedoch nie. Mit Schuster könnte der Verein nun allerdings einen ähnlich guten Griff gemacht haben wie damals mit der Verpflichtung von Kosta Runjaic. Seine hervorragende Arbeit in Stuttgart ist unbestritten, noch heute trauern dem früheren Nationalspieler zahlreiche Fans hinterher. Jedoch gilt nun bei Schuster mehr denn je die von Fritsch ausgegebene Devise: „Dieser Schuss muss sitzen.“
Foto: Frank Leber